Bauwerk mit bewegter Geschichte und eine der mächtigsten Anlagen der Rhön
Einst war sie eine stolze Feste,
doch heute sieht man nur noch Reste.
Mit Nürnberger Schraubenzeug ward sie gebrochen
und 42 Räuber kamen daraus hervorgekrochen.
Noch erhobenen Hauptes und voller Stolz,
kürzte man sie gleich um selbiges, was solls.
In der Thüringischen Rhön, nicht weit von der bayerischen Grenze, 12 km westsüdwestlich von Meiningen, oberhalb von Helmershausen, liegt in nahezu völliger Abgeschiedenheit auf dem 639 m hohen Hutsberg, die gleichnamige Burg. Die zu Unrecht fast in Vergessenheit geratene Anlage weist einen sehr eigentümlichen, regelmäßigen Grundriss auf. Ein sanft gesenkter Sattel verbindet sie mit der 6 m höheren Spitze des Neuberges. Diese bewaldeten Zwillingskuppen bilden ein Wahrzeichen in der Landschaft. Der kerzengerade verlaufende Weg dorthin und das weite Vorfeld sind gesäumt von feldmäßigen Befestigungsanlagen verschiedenen Ursprungs.
So befinden sich etwa 500 m vor der eigentlichen Burg zwei Viereckschanzen, eine ca. 5x5 m und die größere ca. 15x15 m, welche offensichtlich mit der eigentlichen Burg nichts zu tun haben. Viel-leicht wurden sie während einer Belagerung erbaut, um sich vor Ausfällen aus der Burg zu schützen.
Kurz vor der Ruine stößt man auf einen beachtlichen Wall, dessen Bauweise und Lage vermuten lässt, dass es sich um ein vorgeschichtliches Relikt handelt. Im unmittelbaren Umfeld des Hutberges befinden sich zahlreiche Hügelgräberfelder. E ist nicht außergewöhnlich, dass man bereits in der Vorzeit befestigte Berge weiterhin für Burgen nutzte.
Die Burg wirkt aufgrund der noch stellenweise vorhandenen hohen Mauern recht beeindruckend und man gewinnt man den Eindruck, dass es sich um einen reinen Zweckbau gehandelt hat. Im äu-ßeren und inneren Zwinger sind noch die Wehrgänge erkennbar und die Innenburg könnte, so der Eindruck, in einer Art Donjon aufgegangen sein, der sich zur Bergseite hin befand. Inwiefern sich noch zusätzliche Gebäude im verbleibenden Innenhof befunden haben, ist nicht mehr sichtbar.
Betrachtet man die Höhe der noch heute vorhandenen Mauern, die noch bis zu 10 m aufragen, muss die gesamte Anlage auf jeden Gegner einen wehrhaften Eindruck gemacht haben. Hinter den beiden mächtigen Wall-Graben-Systemen möchte man also gleich einen Zwinger mit einer mächtigen Schildmauer und in nur geringem Abstand ein Donjon vermuten, der durch seine Höhe alles über-ragte und einem herkömmlichen Bergfried gleichzusetzen wäre. Die ältere Literatur beschreibt es uns aber anders.
Zur Geschichte
Das hohe Alter der Burg kann nicht bestritten werden. Sie scheint von Anfang her im Besitz der Henneberger gewesen zu sein. Nach chronikalen Nachrichten hatten im 13. Jahrhundert die dortigen Burgmannen, wie viele andere Adelige der Gegend sich als Raubritter hervorgetan und die am Fuße des Berges auf der Straße von Meiningen nach Frankfurt hinziehenden Straße Fernkaufleute über-fallen und ausgeplündert. Als Rudolf von Habsburg (deutscher König 1273 – 1291) im Sinne seiner Landfriedensgesetzgebung die Zügel des Reiches ergriff, verfielen die Räuber der gerechten Strafe. In des Königs Namen zog Graf Berthold von Henneberg im Bunde mit Bürgern von Erfurt, Würz-burg und Nürnberg gegen die Raubritter und brach die Hutsburg 1275.
32 adelige Straßenräuber wurden hingerichtet und das zur Burg gehörende Amt aufgelöst. Über 100 Jahre lag die Burg in Trümmern. 1231 beschloss Graf Heinrich V. von Henneberg die Burg wieder aufzurichten und auch den früheren Amtssprengel wieder zu erneuern. Eine noch vorhandene Urkunde besagt, dass Heinrich V. dem Ritter Johann von der Tann und dessen Söhnen das neu zu erbauende Schloss Hutsberg samt Zubehör zu Lehen gab. Als Bedingung dieser Lehnschaft wurde ihnen aufgegeben. „zwei Kemenaten mit ihren Bauten und rechten Mauern um das Haus, die sollen hoch sein zwei Gerten (etwa 7 m 40) und die äußere Mauer soll eine Gerte hoch sein mit 4 Türmen daran, von denen jeder ungefähr 1 ½ Gerten hoch sein soll“
Amtsleute auf dem Hutsberg waren 1401 Heinrich von der Tann, 1406 Fritz von der Tann, 1412 Karl von der Kere, 1434 Hans von dem Berge, 1449 Georg von Bisa. Damals wurde die Burg von Graf Wilhelms Vetter, Heinrich dem Unruhigen, der seinen Sitz in Kaltennordheim hatte, gestürmt und der Amtmann wurde gefangengesetzt. Schon 1444 hatten die Henneberger dem Stift Würzburg das Schloss zu Lehen aufgetragen.
Am 13. Mai 1525 fiel die Burg, im Bauernkriege wieder der Zerstörung anheim. Besonders eifrig beim Zerstörungswerke sollen die Bauern aus Helmershausen gewesen sein, die ehedem von den Burgmännern arg gequält worden sein sollen.
In seiner Schrift „ Ehre der gefürsteten Grafschaft Henneberg I S. 281“ hat sich Chr. Juncker nach einer Besichtigung im Jahre 1703 eingehend mit dem Zustand der Burg beschäftigt und Zeichnun-gen dazu geliefert. Er Misstraute den Nachrichten Carolis und Güths, bestieg eine hohe Leiter und entzifferte eine große Wappentafel über dem Tore mit dem burggräftlich-hennebergischen Wappen und dem Wappen der von der Kere und die Schrift:
„Johannes de Kere Perfecit Castrum MCCCLXXXI“ Johannes von Kere vollendete dieses Castrum, (diese Burg) 1381. In den „Bau- und Kunst-Denkmälern Thüringens Jena 1909“ von Georg Voss beschreibt dieser, S. 387- 392 den damaligen Zustand der Burg ausführlich und mit Grundriss und einigen Bildern.
Das rechteckige Gebäude in der Mitte der Anlage ist 40.5 x 20 m groß und besteht aus zwei Räu-men, dem Hauptraum von 30.6 m x 17.50 m (innen) mit einer Mauerdicke von 1.70 m. Dies scheint der ältere Teil zu sein. Voss meint Reste einer Raumeinteilung erkannt zu haben. Hier entsteht der Eindruck eines Donjons, eines ursprünglichen Wohn- und Verteidigungsturmes. Später scheint dieser kolossale Raum nach Süden um ein Drittel vergrößert worden zu sein. Der Anbau ist zur Hälfte unterkellert. Von einem Brunnen ist keine Spur zu finden.
Ihren Ursprung hatte die Burg zu Beginn des 13. Jahrhunderts und bereits 1275 soll die Burg auf Befehl des Königs Rudolf von Habsburg von Graf Berthold V. von Henneberg zerstört worden sein, da Sie angeblich zum Räubernest verkam. Dies geschah nach einer zweimonatigen Belagerung und unter Herbeischaffung "Nürnberger Schraubenzeugs". Daraufhin wurden 42 gefangene "Räuber" hingerichtet. Danach soll sie wüst gelegen haben, bis man begann sie 1381 wieder aufzubauen, um die Vormachtstellung der Henneberger zu sichern, die sich bereits unaufhaltsam dem Ende entgegen neigte.
Das älteste schriftliche Zeugnis über diese Anlage entstammt einer Urkunde von 1383, in der es heißt, dass man an der Burg noch 600 Gulden verbauen wolle. Dabei muss man natürlich berücksichtigen, dass man sich durch die noch vorhandenen Reste der alten Anlage nicht frei entfalten konnte und diese in ihrer Grundstruktur übernommen worden ist. Dies beweist, dass die Überlieferungen älterer Chronisten, die von einer Belagerung der Burg berichteten, zutreffend sind.
1383 ging die Burg an die Herren von Kere und 1405 an die Herren von Tann. Weitere Baumaßnahmen sind in der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts beurkundet.
Ihr endgültiges Schicksal sollte die Burg allerdings erst im Bauernkrieg von 1525 ereilen, als sich nämlich Teile des Mellrichstädter Haufens der Burg bemächtigten und sie zerstörten. Doch sollte man wissen, dass von den aufständischen Bauern die wenigsten Burgen in der Rhön "erstürmt" wurden. Meist waren sie zu dieser Zeit schon unbewohnt und wurden lediglich von Amtmännern bzw. Vögten verwaltet. Trotzdem - obwohl militärisch mittlerweile völlig bedeutungslos - waren sie Symbol für Unterdrückung, Leibeigenschaft und Macht, die es zu bezwingen galt.
Die Burg Hutsberg befindet sich zwischen Filke und Helmershausen. Man erreicht sie am schnellsten, wenn man seinen Wagen in der Nähe des ehemaligen Heftenhofes abstellt. Der Aufstieg gestaltet sich - schon aufgrund der Streckenlänge und des Höhenunterschiedes - für Ungeübte sehr schwierig und man sollte schon einen halben Tag einkalkulieren.