Von Alfred Saam
Der Gemeindeschreiber protokollierte:
Karl Heinrich Stolle erklärte dabei: "Ich mach mich verbindlich für Unterhaltung der an meinem Haus anzubringenden Straßenlaterne, als Stellung des nötigen Öles und Anbrennen der Laterne zu sorgen".
Der Gastwirt Georg Anton Treutlein erklärte: "Ich mache mich verbindlich zur Anschaffung der an dem Anwesen des Herrn Heinrich Karl Stolle anzubringenden Laterne einen Beitrag von fünf Mark zu leisten".
Der Gastwirt Michael Cosmas Seufert führte aus: "Auch ich bin bereit, eine Laterne an meinem Hause anzubringen und für deren Unterhaltung vollständig zu sorgen".
Nachträglich bemerken alle, dass sie allenfalls zur Beschädigung durch böswillige Demolierung nicht ersetzen, jedoch stets für deren Unterhaltung Sorge tragen wollen.
Vorgelesen und unterschrieben:
Leider ist nicht bekannt, ob die zwei Straßenlaternen in dieser Zeit an den beiden Gebäuden angebracht wurden. Es gibt darüber keinen weiteren Schriftverkehr.
Der ledige Ludwig Stolle, der als Kaufmann in England verweilt hatte, kam nun auch nach Aschach und kaufte sich am 17. Februar 1897 mit 40.000 Mark in die Firma ein. Dafür erhielt er den halben Anteil des Unternehmens. Am 27. August 1901 heiratete er Kunigunde Katharina Schübel aus einer Brauerei in Baiersdorf bei Forchheim, die lt. Aussage von Zeitzeugen 90.000 Goldmark mit in die Ehe brachte, aus der der einzige Sohn August Karl Philipp im Jahre 1905 hervorging.
Da bei der Konzeption einer größeren Brauerei, die man gleich darauf veranlasste, das Nebenanwesen Hs. Nr. 109 nicht in die Planung passte, war man bemüht dieses Gehöft zu erwerben. Dieser Besitz war durch den Tod des Eigentümers und Druckereibesitzers Karl Gerber an dessen Witwe Elisabetha und ihre drei Kinder übergegangen. Von dieser Erbengemeinschaft konnte die Arztwitwe Johanna Stolle, die Mutter der Brüder Stolle am 27. August das gesamte Anwesen für 1.300 Mark erwerben und an ihre Söhne weitergeben.
Nun hatte man ein riesengroßes Grundstück zur Verfügung und konnte mit dem Bau einer völlig neuen großen Brauerei beginnen. Mit dem Kapital der Mutter der Gebrüder und der Ehefrau von Ludwig Stolle war es wahrscheinlich nicht sehr schwierig, diese Pläne zu verwirklichen.
Anfang des Jahres 1899 ging man daran, hinter dem bisherigen Brauereigebäude ein Eishaus zu erstellen. In ihm wurde das Eis, das im Winter aus dem nahegelegenen Eisweiher herausgebrochen wurde, zum Kühlen des Bieres untergebracht. Erst dann wurde das alte Brauereigebäude abgebrochen und im Oktober 1899 mit dem Bau einer völlig neuen, modernen Dampfbrauerei begonnen, die alles bisherige in den Schatten stellen sollte. Die Bauleitung wurde den Bad Kissinger Architekten "Krampf & Bauer" übergeben. In technischen Fragen wurde der Bau von "Zivilingenieur Peter Stahl" aus München geleitet. Er war es vielleicht auch, der die neue Brauereifassade teilweise im sehr schönen attraktiven Stil der damaligen Münchner Hofbräu-Brauerei aufbauen ließ. Die Baufirma, die das Gebäude erstellte, kam aus Augsburg. Mit der Firma kam auch ein Maurer namens Josef Kopp, aus Schwenningen bei Augsburg, und wurde in Aschach sesshaft. Er war der Großvater des heutigen Maurermeisters Lothar Kopp in Aschach.
Die Anlage der modernen Dampfbrauerei mit eigener Stromerzeugung war bereits im Dezember 1900 fertiggestellt und bestand aus folgenden neuen Objekten:
Laut mündlicher Überlieferung wurde das Bier der Gebrüder Stolle in der näheren Umgebung von Aschach verkauft, aber auch mit ihren eigenen Pferdefuhrwerken bis nach Meiningen und auch bis nach Würzburg gebracht. Sechs starke Pferde standen dazu in den Stallungen, die einst Johann Körblein gebaut hatte. Auch an der Front im ersten Weltkrieg soll dieses Bier von den Soldaten getrunken worden sein. "Aschacher Doppelbock", ein süffiges Bockbier, wurde lt. mündlicher Überlieferung bis nach Hamburg verkauft.
Die neue Gastwirtschaft mit Kegelbahn, die den Namen "Garten Wirtschaft" trug, wurde bereits im Jahre 1905 an die Familie Alois Dietz aus Stadtlauringen verpachtet. Nach Alois Dietz übernahm sein Sohn Richard noch vor dem zweiten Weltkrieg die inzwischen umbenannte "Wirtschaft zur alten Brauerei" bis etwa 1958.
Größere Streitigkeiten zwischen den Familien Karl Heinrich und Ludwig Stolle trugen unzweifelhaft dazu bei, dass die für diese verhältnismäßig arme Gegend vielleicht etwas zu überdimensional gebaute Brauerei bald ihren wirtschaftlichen Zenit überschritten hatte. Bereits im Jahre 1912 schied Braumeister Karl Heinrich Stolle aus dem Betrieb aus und bekam als halben Anteil der Firma 78.300 Mark ausgezahlt. Am 17. Oktober 1912 wurde Ludwig Stolle Alleineigentümer der Brauerei.