Wandererzählung von Waltraud Röding, mit Fotos von Waltraud & Martin
9. März 2002 - Durch Bischofsheim, über die Hochrhönstraße Richtung Fladungen sind wir zum Parkplatz "Schwarzes Moor" gelangt, wo wir unser Auto parken.
Vorher haben wir allerdings noch einen kleinen Abstecher zur Sennhütte gemacht, die nur ein Stück die Straße weiter entlang liegt. Leider hat sie geschlossen.
Aber wir haben die Rhöncam entdeckt, die uns immer den 'Rhöner Almenrausch' mit den momentanen Wetterbedingungen zeigt.
Man ist ja nicht neugierig.
Als wir am Parkplatz aussteigen, empfängt uns ein eiskalter Wind und der unwiderstehliche Duft von Rostbratwürsten, der vom Kiosk herüber weht. Na klar fangen wir genau damit unseren Spaziergang an.
Während wir uns mit Genuss der Bratwurst widmen, suchen wir auf der Wanderkarte einen kleinen Wanderweg, denn wir sind heute zeitlich etwas zu spät dran für eine größere Wanderung und entscheiden uns für Rundweg Nr. 2 mit 2,2 km.
An einzelnen Schneefeldern vorbei, führt er uns zur ehemaligen Zonengrenze, wo noch ein Beobachtungsturm als Mahnung steht, neben einem Stück doppelten spitzen- und stacheldrahtbewehrtem Zaun. Es ist bitter kalt hier oben und der Wind bläst uns eisig um die Ohren.
Auch heute noch fühlen wir uns befangen an diesem Ort und viele Gedanken über die Unsinnigkeit aller Kriege, in denen es immer nur Verlierer gibt, gehen uns durch den Kopf. Beklemmung im Anblick der hier so deutlich gemachten deutsch-deutschen Geschichte erfasst uns.
Wir sind ganz alleine, keine anderen Menschen um uns herum und so kann ich es mir erlauben, feuchte Augen zu bekommen angesichts der Unmenschlichkeit dieser und aller ähnlichen Grenzen. Wie viel Leid und Elend hat sie gebracht, wie viele Einzelschicksale sind zu bedauern und zu betrauern. Und trotzdem und immer noch: in wie vielen Köpfen auf beiden Seiten wird diese Grenze auch heute noch aufrecht erhalten.
Ein bisschen mehr Verständnis der 'Wessis' gegenüber den 'Ossis' und der 'Ossis' gegenüber den 'Wessis' und dann wären wir endlich wieder 'ein einig Volk von Brüdern'.
Hoffen wir darauf.
Wir ersteigen den Hügel neben dem Turm und haben einen weiten Blick ins Rhöner Land. Osten und Westen sind nur noch Himmelsrichtungen, nichts weiter. Wir schauen dem ehemaligen Grenzstreifen entlang und in die grenzenlose Weite der Rhön.
Trotz der Kälte und obwohl sich in den Mulden noch ausgedehnte Schneefelder halten, haben sich die ersten Weidenkätzchen ans Tageslicht gewagt. 'Prinzip Hoffnung' geht mir durch den Kopf. Wie schön.
Von Turm und Grenze weg, gehen wir jetzt ein paar Schritte zurück zum eigentlichen Wanderweg, der links abbiegt. Es dauert ein Weilchen bis uns die bedrückende Stimmung verlässt. Das trüb-kalte Wetter mag das Seine dazu beitragen.