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Der Wallfahrtsort Maria Ehrenberg in der Rhön

Von Alfred Saam

Die Wallfahrten der Pfarrei Burkardroth nach Maria Ehrenberg

Die Marienverehrer der Pfarrei Burkardroth pilgerten lt. Verkündigungsbüchern, welche Pfarrer Ludwig Kolb für die Gottesdienstordnung der Pfarrei Burkardroth führte, zum ersten Mal im Jahre 1920, zum Fest "Maria Himmelfahrt" am 15. August zum Wallfahrtsort "Maria Ehrenberg".

Der Anlass hierzu ist nicht niedergeschrieben und auch durch mündliche Überlieferungen sind keine Einzelheiten über die Entstehung dieser Wallfahrt zu erfahren. Vielleicht war es das Kriegsende des 1. Weltkrieges, das die religiösen Menschen der Pfarrei Burkardroth dazu bewegte, diese Wallfahrt durchzuführen. In den Jahren zuvor wurde, wie aus den Verkündigungsbüchern zu ersehen ist, an den Festen "Maria Himmelfahrt" zur "Siebenschmerz-Kapelle" nach Wollbach gewallt. Nach einer Andacht zu Ehren der Mutter Gottes, ging es dann zum sakramentalen Segen zurück zur Pfarrkirche.

Die Wallfahrt nach "Maria Ehrenberg" begann immer am Vortage des Festes "Maria Himmelfahrt", am 14. August. In den ersten Jahren fing sie um 9 Uhr, später dann um 8.30 Uhr bei der Pfarrkirche Burkardroth an und endete an diesem Abend in der Ortschaft Kothen, wo man für diese Nacht in Wohnhäusern, aber auch in Scheunen Quartier bezog. Frühzeitig, um fünf Uhr, besuchte man in der Pfarrkirche in Kothen die Hl. Messe, anschließend ging die Wallfahrt weiter zum "Maria Ehrenberg". Nach dem Festgottesdienst zu "Ehren der Mutter Gottes" ging es zum Mittagsmahl zurück nach Kothen und anschließend wieder zurück zur Pfarrkirche nach Burkardroth, wo man nach 21 Uhr eintraf. Der erste Leiter dieser Wallfahrt war Peter Voll aus Wollbach 27, ihm folgte später, Thomas Grom aus Burkardroth 30.

Der erste bekannte Marodewagen-Fahrer war Ferdinand Kaufmann aus der Häfnergasse in Zahlbach. Mit seinen zwei Pferden und einem Wagen mit Eisenreifen fuhr er das Gepäck der Wallfahrer. Ob er der allererste Fahrer war, ist nicht bekannt, aber er fuhr bis im 3. Reich das Wallfahren aufgegeben werden musste.

Seit der Gründung der Wallfahrt pilgerte jedes Jahr immer eine Anzahl Gläubiger der Pfarrei Burkardroth zu ihrem Wallfahrtsort Maria Ehrenberg, bis sich die Schreckensherrschaft des 3. Reiches bemerkbar machte.

In der Zeit des Nationalsozialismus gab man schon frühzeitig das Wallfahren auf, was durchaus dem Wunsch der Machthaber entsprach. Es ist anzunehmen, dass es von den Ortsgruppenleitern untersagt wurde, denn das offizielle Wallfahrtsverbot im Reich wurde erst 1941, während des Krieges ausgesprochen. In der Pfarrei Burkardroth fand lt. Verkündigungsbüchern, im Jahre 1935 bereits keine Wallfahrt nach Maria Ehrenberg mehr statt.

Die nächste Wallfahrt wurde gleich nach dem Krieg noch im Jahre 1945 mit dem Wallfahrtsleiter Kaspar Deeg aus Zahlbach durchgeführt, ca. fünfzehn Personen nahmen ohne Musikbegleitung und ohne Gepäckwagen daran teil. Nach ihm übernahm Klara Geis aus Wollbach die Leitung der Wallfahrt. Für die musikalische Umrahmung der Wallfahrt sorgten stets die örtlichen Musiker der Pfarrei Burkardroth.

Den Marodewagen ab 1946 fuhren Adalbert Wehner aus Wollbach und Manfred Albert aus Burkardroth, jedem gehörte ein Pferd des Gespannes. Etwa ab 1950 besaß dann Adalbert Wehner zwei Pferde und einen luftbereiften Gepäckwagen, den er alleine kutschierte. Für den Transport eines Rucksacks erhielt er 1 Mark. Für manche Wallfahrer zuviel, so dass er seinen Rucksack selbst trug.

Etwa ab dem Jahre 1968 bis zur Aufgabe der Wallfahrt im Jahre 1974 übernahm dann Karl Dieter Reuß aus Zahlbach mit einem VW-Transporter die Beförderung des Gepäcks.

Ein außergewöhnliches Jahr dürfte 1947 gewesen sein: In diesem Jahr nahm Pfarrer Johannes Hain aus Burkardroth mit einer Pferdekutsche, welche Reinhard Schmitt aus Zahlbach mit einem Schimmel führte, an der Wallfahrt teil. Das Besondere daran war, dass Pfarrer Hain vor jedem Berg von der Kutsche stieg und zum Missmut der Wallfahrer während des Anstiegs das Vorbeten übernahm. Auch die Musikkapelle musste weiterspielen. An den beschwerlichen Steigungen ist es sonst üblich, dass weder gebetet noch gesungen wird. Auf der Ebene oder bergab fuhr er dann wieder mit der Pferdekutsche weiter.

Durch den Bau der Rhönautobahn, die im Juli 1968 dem Verkehr übergeben wurde, war man gezwungen bei der Wallfahrt Umwege zu machen und auch eine Autobahnzubringerstraße zu überqueren. Um diese Schwierigkeiten und Gefahren zu vermeiden, gab man deshalb schließlich die Wallfahrt mit der über fünfzigjährigen Tradition ab dem Jahre 1974 auf.


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