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5. Bräuche

Foosenocht in Wuobbich

Hochzeit
Vor dem Haus der Braut wurde am Abend vor der Hochzeit ein Brautlied gesungen. Es waren viele Strophen und es war etwas  Besonderes.
Am nächsten Tag nach der Trauung haben wir Kinder dann immer „gehömmt“. Dabei wurde ein Seil über die Straße gespannt. Weiter gehen durften die Brautleute erst,  nachdem sie „Züggelich“ (Bonbons) oder Münzen unter die Kinder geworfen haben.

Ich weiß noch von einem Brauch, dem sogenannten „Strohstreuen“. Da haben die Leute dann immer gesagt: „Na,  der haben sie aber einen Streich gespielt.“ Es wurde dabei vom Haus eines jungen Mannes zum Haus eines jungen Mädchens  Stroh gestreut. Das war,  wenn die beiden etwas miteinander hatten. Es kann aber auch sein, dass das gemacht wurde,  wenn einer von den beiden dann jemand anders geheiratet hat. Den Anlass weiß ich nicht mehr sicher..

Musik
Von den Wollbachern ist sehr viel ausgegangen. Die erste moderne Musikkapelle nach dem Krieg kam aus Wollbach. Der „Prima Max“  hatte nach Wollbach geheiratet, er spielte Saxophon,  aber dann kamen noch der Heckeposte Walther mit seinem Akkordeon, der Nouwe Otmar mit der Trompete und der Houtzschneiders Robert am Schlagzeug dazu.

Theater
Auch Theater wurde in Wollbach  gespielt. Organisiert und Regie hatte der Rottenberger Friedrich. Mit seiner Truppe hat er  immer wieder Theaterstücke aufgeführt, so einmal in der Karwoche ein Passionsspiel. Der Jesus war der Nouwe Otmar,  mein Bruder Helmuth war der Teufel. Die Leute waren ganz begeistert davon. Gespielt haben sie beim Reiser im Saal.

Fasching
Im Fasching gab’s bei uns auch immer die Foosenochtsschlitzer oder die Foosenochtspüwo. (Fasnachtspöbel)  Die hatten meistens einen Sack über dem Kopf und einen Strohgürtel um den Bauch. Mit langen Ruten sind sie durchs ganze Dorf gerannt. . Das war eine schlimme Bande, die es besonders auf Kinder und Mädchen abgesehen hatte. Es gab jedoch Mädchen,  die sich vor nichts gefürchtet haben und mancher Foosenochtsschlitzer wurde von den Mädchen verprügelt. Die größte Schande für ihn war, wenn ihm die Mädchen den Sack vom Kopf gezogen haben. Der ist dann geschlichen wie ein geprügelter Hund und hat sich nicht mehr blicken lassen.
 
In Wollbach haben wir am Faschingsdienstag immer einen Faschingsumzug gemacht.

Fasching in der „Rhön“

Auch an einen Spottvers erinnere ich mich noch:
Iech wääs boss iech wääs
Dr Schneider hoat e Gääs
Di hoater nit eloj
Di Angnes höppt ess Booj
Geter nauf en Hüzzuboude
Sän di Musikante douwe
Schreit dr Schneider juhee
Un di Gääs mähee.

Die Klapperbuewe vunn die Linne

Ostern
 
Die Klapperbuewe vunn die Linne (Die Klapperbuben vorne anm Lindenplatz)  von links:  Dr Apfuschneider Manfred, mei Bruoder,  dr Thebald, die Flüchtlingskinder Seidl Otti und Taube Peter.

An den Kartagen waren  „die Glocken in Rom“ und so durften wir die einzelnen kirchlichen Ereignisse mit Ratschen ankündigen. Dieser Brauch ist auch heute noch lebendig.

Wir haben die „Oassderaaier“ (Ostereier) so geworfen,  wie man mit einem Stein wirft. Erstaunt hat uns dabei immer wieder, wie lange ein hart gekochtes Ei hält. Auf diesen Brauch bin ich sonst nirgends gestoßen.
Heute weiß ich, dass er ganz sicher von den Kelten kommt. Nach meiner Kinderzeit habe ich das Eierwerfen erst wieder hier bei uns auf der Ruine Finkenstein gesehen. Da finden alljährlich die Highlandgames mit Schotten, Iren, Franzosen, Schweizern und Österreichern  statt  und das Eierwerfen ist einer der Hauptwettbewerbe, allerdings nehmen sie hier rohe Eier.

Dann hatten wir noch das Eier „knouppen“,  das heißt die Eier wurden mit den Spitzen aufeinander geschlagen. Da gab es wahre Spezialisten mit besonderen Koch- und Färbegeheimnissen. Denen haben dann wieder andere Schlauberger mit Holz- oder Gipseiern einen Streich gespielt.

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