die Rhön
entdecken Sie die Rhön online
|1.1  Startseite |1.2  Sitemap |1.3  Suche |1.4  Kontakt |1.5  Impressum |1.6  Datenschutz |1.7  A-Z |  
 Startseite > Rhoenline > Geschichte(n) > Rhön-Erinnerungen von Waldemar Grom > Waldemar Grom: 3. Kriegsende >

Anzeigen

3. Kriegsende

Die ersten Amerikaner in Wollbach
Am Tag vorher  hatte sich ein versprengter SS Mann „dunne di Hööhl“mit einer Panzerfaust niedergelassen und wollte auf die Panzer auf der „Löffudzstoodd“ (Straßenbezeichnung) schießen.

„Unner Härrle is mit sänn Beichu no un hot en futt gejoagt“. (Unser Großvater ist mit seinem Beil hinunter und hat ihn weggejagt.) Das waren diese Soldaten, die sich dann in Steinach gesammelt haben und einen Panzer abschossen. Darum wurde dann Steinach beschossen und bombardiert.

Am nächsten Tag ist dann der Bürgermeister mit Schlappen (Hausschuhen) die „Löffudzstoodd“ heraufgekommen.

Die Leute standen auf dem „Löffudzhüggele“. Der Bürgermeister hat gesagt: „Die Ami kommen! Da sind Schwarze dabei,  die schneiden allen die Hälse ab, versteckt euch, geht in die Wälder.“ Da hat man auch schon die Panzer gehört. Die Leute sind in die Gassen gelaufen. Mein Bruder war der einzige der stehen geblieben ist und er hat mit einem weißen Taschentuch gewunken. Die Amis haben ihm Kaugummi und Schokolade zugeschmissen. Wir Kinder sind dann sofort vorgelaufen, es war die erste Schokolade meines Lebens.

„Duwe en Säeb“ (oben am See) hatten die Männer vom Volkssturm eine Panzersperre gebaut. Die Amis sind stehen geblieben, sie hätten auch vorbeifahren können. Einer ist vom Panzer gestiegen  und hat auf deutsch gefragt: „Wer hat das gebaut?“  Wir Kinder haben sofort losgelegt, das war „dr  Köpp, dr Michu, dr Joffer“ usw.

Der Ami hat gesagt: „Holt sie her, sonst schießen wir auf die Häuser. Wir sind sofort losgerannt und „Köpp,  du süllst nauf bei di Ami waage di Panzersperre“. (-, du sollst hinauf zu den Amerikanern wegen der Panzersperre) Das haben sie auch gemacht. Der Ami hat gesagt: „Räumt das weg.“ Auch das haben sie gemacht und die Ami sind weiter gefahren. Dann kamen die Jeep, von denen auch welche im Dorf blieben.

Rettung eines Schafes
Wir hatten ein Schaf, das war für uns lebenswichtig. Die Schafe wurden tagsüber „nauf di Trää“ (Trieb) getrieben und  abends wieder zurück. Wir Kinder haben jeden Abend „vurn de Linne“ (vorne an der Linde)  auf unser Schaf gewartet. Da kam ein Jeep und bei den Amis war ein Deutscher. Die Leute haben gesagt,  er war im KZ.

Dieses Wort habe ich damals zum ersten Mal  gehört. Dieser Deutsche hat immer Schafe ausgesucht und hat gesagt,  sie gehören ihm. Einmal hat er auch unser Schaf erwischt und wir Kinder haben so geweint. Da sind die Amis aus dem Jeep gestiegen und haben uns unser Schaf zurückgegeben. Den Deutschen haben sie in den Jeep und ein Ami hat ihn ins Gesicht geschlagen, er ist nie mehr gekommen.

Es gab  Ausgangssperren, in denen wir im Haus bleiben mussten. Doch unser einziges Schaf ist einmal über die Wiesen gelaufen und wir durften nicht hinterher. Ein Ami hat unser Schaf wieder eingefangen, das hat über eine Stunde gedauert. Er war verdreckt von oben bis unten.

Schokolade
Meine Schwester  war ein Baby, 1944 geboren. Einer der Amis,  die im Dorf waren,  hat sie immer angeschaut und Baby, Baby gesagt. Er hat Schokolade gebracht und ihr gegeben. Sie hat ihn damit aber vollgespuckt, denn sie kannte ja keine Schokolade.

Heute noch ist meine stärkste Erinnerung an die erste Schokolade, den ersten Kaugummi und die erste Orange.

Flüchtlinge
Der Krieg war aus, das haben wir gewusst,  denn die Ami waren mit ihren Panzern durch Wollbach gefahren. Viele Flüchtlinge waren nach Wollbach gekommen und wurden von den Leuten aufgenommen Das war etwas,  worüber ich noch heute viel nachdenke. Denn wir hatten nichts und die Flüchtlinge gleich gar nichts-  und das haben wir geteilt.

Integration
Das Bimmel Häusle in Wollbach  neben dem Haus von meinem Paten „Tout“, dem Nowe Eugen, am Anfang der „Löffutzstoott“  steiles Teilstück der heutigen Rhönstraße) rechts war leer und eine Flüchtlingsfamilie Massurek kam hinein. Von dieser Familie sind zwei Buben mit mir in die Schule gegangen, die waren dann der Bimmels Hans und Günther. Der Günther wurde später ein guter Fußballer und hat sogar bei Schweinfurt gespielt und beim 1. FC Nürnberg.

Glückliche Heimkehr
Alle haben gewartet, dass die Soldaten aus dem Krieg  zurück kommen, die Väter, Brüder und Söhne. Manche kamen, viele waren in Gefangenschaft, gefallen oder vermisst.

Wir waren in der Küche beim Mittagessen. Plötzlich sagte unsere Mutter: „Der Pappe“. Ich hörte einen Tritt auf der Treppe und im „Irn“ (Flur) --und unser „Pappe“ stand in der Küche. Unser älterer Bruder geb. 32 war der einzige,  der sich an seinen Pappe richtig erinnern konnte. Ich bin 40 und mein jüngerer Bruder 41 geboren,  wir konnten es kaum. Unsere Schwester, 44 geboren,  war noch kein Jahr alt, unser „Pappe“ hatte sie noch nicht gesehen.

Anzeigen
Genussgasthof Fuldawuelle



| nach oben |
Geschichte & Geschichten

Geschichte & Geschichten

Weitere Artikel zum Thema

© by rhoenline & rhoenline-media