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Von dünnen und dicken Türmen

Galgenturm
Galgenturm

Wie man auf Warttürmen das Warten und als Türmer das Türmen lernte!

Gerade in der südwestlichen Rhön trifft man bisweilen auf einzelstehende Türme die den Anschein erwecken, als zierten sie die Hügel und Hochflächen ohne jeglichen Grund. Doch in der Regel kann man ihnen aufgrund ihrer Lage und Beschaffenheit einen gewissen Verwendungszweck zuschreiben. Herkömmlich bezeichnet man sie auch als Warttürme, womit ihr grundsätzlicher Zweck schon genannt ist.

Dem Besucher fällt zunächst auf, dass die sehr kleinen Eingänge der Türme allesamt einige Meter über dem Erdboden liegen und somit der Eingang früher nur über eine Leiter erreichbar war, was auch durch die Kragsteine, an der die Leiter halt fand, sehr deutlich wird. Die Treppenstufen wurden erst im Rahmen einer erneuten Erschließung - vor allem für den Fremdenverkehr - in jüngster Zeit angebracht. Bis zur Höhe des Eingangs sind die Türme mit Schutt und Geröll gefüllt und die restlichen Stockwerke durch Balkenlagen bzw. Gewölbe getrennt. Im obersten Stockwerk befinden sich Sehschlitze und Schießscharten, die diesen Bauwerken einen in erster Linie militärischen Charakter verleihen. In Ausnahmefällen umgibt den Turm noch eine Umfassungsmauer, die einen zusätzlichen Schutz bot und letztendlich den Charakter des Turmes noch zusätzlich unterstreicht. Die Auswahl der Standorte musste damals sehr sorgfältig getroffen worden sein, dann von allen Türmen genießt man eine grandiose Rundumsicht. Aufgrund der Bauweise - einfaches Bruchsteinmauerwerk und des Verwendungszwecks kann man die Türme dem 13. - 14. Jahrhundert zuordnen.

Sulesturm
Sulesturm

Auffallend bei allen Türmen ist, dass neben der direkten Sichtverbindung der Eingang immer in Richtung einer Ortschaft zeigt und man somit einen Zusammenhang vermuten kann. Sicher dürfte sein, dass die Ortschaften, zu denen der Turm gehörte, für den Unterhalt und die Besatzung - die Türmer - aufkommen musste.

Hauptsächlich dienten die Warten als Signalstation, um einen herannahenden Gegner anzukündigen. Selbst die Bauern auf den umliegenden Feldern konnten somit frühzeitig die Flucht ergreifen und sich in ihren Ortschaften verschanzen und es ist auch anzunehmen, dass die Türmer nicht bis zum letzten Mann aushielten, sondern es vorzogen zu türmen, um sich den Bewohnern anzuschließen, denn oft war die verbleibende Zeit nur kurz, um sein Hab und Gut in Sicherheit zu bringen und eine Ortschaft verteidigungsbereit zu machen. Natürlich dürfte ein sekundärer Verwendungszweck den Unterhalt der Türme etwas einsichtiger gestaltet haben, nämlich der als Feuerturm. Damals wurden die Ortschaften des öfteren von Feuersbrünsten heimgesucht und nur deshalb manchmal gänzlich vernichtet, weil die Menschen auf den Feldern waren und nicht rechtzeitig nach Hause kamen.

Da sich gerade in der Nähe von Mellrichstadt und Ostheim einige heute noch sehr gut erhaltene Beispiele befinden, vermutete man auch einen Zusammenhang mit der Lichtenburg, was allerdings heute nicht mehr nachzuweisen ist. Jedoch hat man von den umliegenden Warten auch immer Sichtverbindung zu dieser Burg. Deshalb liegt der Schluss nahe, dass die Besatzung der Lichtenburg eventuelle Signale mit Sicherheit nicht ignoriert haben dürfte.

Nach Angaben älterer Chronisten (Schannat, Binder) ist eine Anzahl von Türmen vom Fuldaer Abt Heinrich VI. gegen Würzburg angelegt worden. Dies lässt sich natürlich im einzelnen nicht mehr überprüfen. So soll der Galgenturm, der Sulesturm, die Ostheimer Warte und die Stockheimer Warte auf sein Geheiß hin erbaut worden sein. An und für sich erscheint dies sehr unwahrscheinlich, da sich neben den o.g. Türmen eine weitere Anzahl Richtung Würzburg befindet, so z.B. bei Niederlauer, Münnerstadt usw., was einige Forscher wiederrum vermuten ließ, dass die Gesamtheit der Türme eher eine Art Übermittlungslinie nach Würzburg bildeten.

Galgenturm Gesamtansicht
Galgenturm Gesamtansicht

Die Türme befinden sich heutzutage durchweg in einem guten Zustand und die Ostheimer Warte wurde sogar vor einigen Jahren von Grund auf renoviert. Ein Beispiel für einen Wartturm mit Umfassungsmauer bildet der Galgenturm bei Mellrichstadt, der ebenso als Grenzposten gedient haben könnte. Ein weiteres interessantes Beispiel ist der Sulesturm, der sich auch bei Mellrichstadt befindet und die Stockheimer Warte. Bei Bischofsheim deutet allerdings nur noch ein Flurname und ein Hügel auf das Vorhandensein einer solchen Warte hin. Noch nicht einmal mehr Mauerreste sind zu sehen. Weitere Türme sollen sich bei Völkershausen und auf der Königsburg befunden haben.


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