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Die Trimburg

Die Trimburg

von Micha Strauß

"Einst trieb ein Schäfersknecht seine Schafe an der Leuchtenburg vorüber seinem Schafpferche zu und legte sich nach getaner Arbeit in seiner Hütte zu Ruhe nieder. Da, in der Mitternacht vernahm er ein Klopfen am Fenster der Hütte. Unwillig schaute er hinaus und erblickte zu seinem nicht geringen Schrecken eine weißgekleidete Frau mit schwarzem Schleier um das Haupt und rot geweinten Augen."
So beginnt eine der vielen Sagen um die Burg, an der jedermann vorbei muss, will er in das Tal der fränkischen Saale gelangen, oder es mit dem Auto nur überqueren. Um welche Burg handelt es sich ?

Selbst viele Einheimische werden wahrscheinlich nicht wissen, wo diese sogenannte "Leuchtenburg" liegt. Doch fällt der Name Trimburg, so weiß ein jeder sofort wovon die Rede ist. Der eine oder Andere erzählt sogar, welchen Spaß es doch macht diese Burg zu erklimmen und in den historischen Mauern mal einem Theaterspiel, einem Burgfest oder einem Kinderfest beizuwohnen.

Jedes Wochenende strömen Menschenmassen zu der Trimburg, um nach einem kleinen Spaziergang sich an einer deftigen Brotzeit oder der wunderschönen Aussicht zu erfreuen. Nicht selten besuchen Einheimische mit Freunden aus anderen Städten oder Ländern die Burg. Die noch erhaltenen Gebäudeteile bieten sich auch für private Feiern an, was schon viele wahrgenommen haben.

Die meisten Besucher der Trimburg vergessen leider all zu schnell ihre historische Bedeutung und wissen nicht, was sich hinter ihrer Geschichte alles verbirgt. Die Trimburg und ihre Herren haben eine bewegte Geschichte, die nicht nur von lokaler Bedeutung war.

Wer waren diese Herren?
Wann wurde die Trimburg erbaut?
Welchen Kriegen und Angriffen musste sie widerstehen?
Wie sah die heutige Ruine vor ihrer Zerstörung aus?

Diese Fragen und mehr möchte ich im folgenden beantworten und so die Trimburg manchen etwas näher bringen, damit, wenn man das nächste mal bei einem Schoppen in der Trimburg sitzt, auch weiß, welche Ereignisse diese Mauern mitgemacht haben.

Die Trimburg

Die Burganlage und ihre Baugeschichte

Wer heute in den Mauern der Trimburg steht sieht meist nicht, welche Ausmaße die Burg eigentlich hatte. So ist die heutige Ruine eigentlich nur der neuere Schlossteil. Insgesamt waren es drei verschiedene Anlagen, die in unterschiedlicher Zeit gebaut wurden.

Die alte Burg oder "Leuchtenburg" ist fast völlig verschwunden. Vermutlich wurde das Mauerwerk zum Aufbau der Hauptburg verwendet. Heute ist nur noch der gut erhaltene Ringgraben und der Burgstall mit wenigen niedrigen Mauerresten feststellbar. Die gesamte Länge betrug 54 m, die größte Breite 29 m. Ungefähr in der Mitte des Burgstalls verlief in Richtung von Süden nach Norden eine 1,70 m dicke Mauer, die gegen die Nordecke noch heute ein wenig empor ragt. Bereits 1187 war diese "alte Burg" schon ein Burgstall ("locus castri antiqui"), den 1234 Mechtildies von Henneberg an das Hochstift Würzburg verkaufte. An der Stelle der alten Burg soll das Hochstift Würzburg ein Burggut errichtet haben, welches spätestens 1382 wieder eine Ruine gewesen sein muss. Denn um diese Zeit wird eine Hofstatt genannt, welches Wolf von Arnstein und Heinrich von Erthal besaßen.

Die "Niedernburg", oder "Linsenburg" wie sie auch genannt wird, ist ebenfalls fast verschwunden. Sie erhob sich von 1226 bis 1665 als Vorwerk am Fuß des Burgberges. 1226 wird dieses Bauwerk erstmals als "castrum inferrius", also Niedernburg, erwähnt. 1381 und 1401 wird ebenfalls hier von einem Gut des Wolfs von Arnstein und Heinrich von Erthal gesprochen, welches aus einer Hofstatt bei der "Niedernburg" und einem Garten bei der Kirche bestanden hat. Im Bauernkrieg wurde dieses Burggut bei der Niedernburg schwer beschädigt, jedoch nach der Befreiung von den Bauern wieder aufgebaut. Da es von der Beth befreit wurde, so sagt eine Chronik, heißt dieser Teil auch Freihof. Den verheerenden 30jährigen Krieg konnte dieses Vorwerk jedoch nicht überstehen. Nur ein 30 m langer Zug einer Kolossalmauer zeugt heute noch von dem einstigen Leben, das hier herrschte.

Die Hauptburg hat ihren Ursprung im 12. Jahrhundert. 1135 begann Gozzwin von Trimberg mit dem Bau der Burg. Der Bergfried und die ihn umschließende Ringmauer weisen in ihre Mauertechnik heut noch in diese Zeit. Der romanische Kern der Hauptburg war zunächst nicht größer als das mit Mauern und Gräben umgebene Areal der Alten Burg. So vermutet man, dass um 1290 ein eingreifender Umbau stattgefunden haben muss. Nachdem im 14. Jahrhundert die Trimburg vom Hochstift Würzburg übernommen worden war, erfolgte eine Ausweitung der bestehenden Anlage. Im Bauernkrieg von 1525 rückten die Bauern von Euerdorf und Aura her gegen die Trimburg, die dann im Mai 1525 vom Auraer Haufen durch Verrat eingenommen, geplündert und niedergebrannt wurde. Nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes mussten die Amtsuntertanen den Schadensersatz leisten und die schwer beschädigte Burg wieder aufbauen und befestigen. 1592 residierte Fürstbischof Julius Echter von Mesepelbrunn auf der Trimburg, aus dessen Zeit eine Inschrift über dem Portal des Treppenhauses den nördlichen Kemenatenbau als Neubau ausweist. Der südliche Bau stammt entweder aus der gleichen Zeit oder wurde im Laufe des 17. Jahrhunderts gebaut. "Der bauliche Zustand der Burg veranlasste Julius Echter die Wohngebäude gründlich zu erneuern", heißt es in der Schulchronik von Engenthal zu diesem Thema. Das 17. und 18. Jahrhundert brachten auf der Trimburg mehrere innere Umbauten. 1803 wurde dann der Abbruch verschiedener Gebäude auf der Trimburg angeordnet, und die restlichen Mauerwerke als Baumaterial verkauft. Der Erlös betrug 2198 Gulden und 39,5 Kreuzer für ein gut erhaltenes stolzes Schloss. Ab 1833 sorgte Bayernkönig Ludwig I. dafür, dass der weitere Verfall gestoppt wurde. Was nach 29-jähriger Verlassenheit noch vorhanden war, wurde von einem Johann Ernst bezogen, der dort eine Sommerwirtschaft einrichtete.

Heute gibt es viele freiwillige Helfer, die sich in einem Verein "Freunde der Trimburg" zusammengetan haben, um die alten, historischen Mauern vor Erosion und Zerfall zu schützen. So entstand ein neues Dach für den größten noch erhaltenen Turm, neue Fenster für die noch nutzbaren Gebäudeteile und viele weitere kleinere Leistungen.

Die Trimburg

Die Trimburg besitzt wie viele Burgen einen eigenen Brunnen, der momentan sicherheitshalber mit starken Eichenbolen vergittert ist. Der Brunnenschacht wurde im 14. Jahrhundert von den Hörigen der zur Burg gehörenden Gemeinden durch den Fels geschlagen. Der Brunnen war etliche 90 Klafter tief, so dass "bei vorzunehmender Arbeit sich selten jemand hinab getraute." Da keine Quelle zutage trat, musste Grundwasser erreicht werden, ungefähr die Tiefe des Saaleflusses. Aber schon 1595 war der Brunnen versiegt. Durch das Verlaufen des Wassers mussten die Müller von Trimberg, Langendorf und Euerdorf abwechselnd das Wasser auf das Schloss fahren. Heute ist der Brunnen bis auf 20 Meter zugeschüttet, weil seit hunderten von Jahren Schutt hinabgeschüttet wurde, und unverständige Besucher mit Steinen die Tiefenprobe machten.

Der Wurfturm ist der stärkste von allen noch erhaltenen Wehrtürmen. Er hat eine Mauerdicke von 3,20 m, bei einem Durchmesser von 9,30 m und hat drei Geschosse. Das oberste Geschoss ist im Innern abgestuft, darauf ruht die Steinschleuder. Das mittlere Geschoss, von dem die Kragsteine noch vorhanden sind, war die Munitionskammer (Felsbrocken). So wie das Oberste, hatte auch das untere Geschoss drei Öffnungen für Verteidigungszwecke. Nach der Hofseite hin ist der Turm in seiner ganzen Länge offen, wie man annimmt, für den Wurfarm der Schleuder. Von diesem Turm schleuderte man 1631 den letzten Vorrat, ein gevierteiltes Schwein, in das Lager der schwedischen Soldaten, um sie, die die Trimburg schon drei Monate belagerten, zum Abzug zu bewegen, aber es hatte keinen Erfolg.

Die Geschichte um die Trimburg und ihre Herren

Im 11.Jahrhundert wird das Geschlecht der Herren von Trimberg zum ersten mal urkundlich erwähnt, als Anna von Trimberg und der Ritter Reinhard von Hohenburg an der Lahn 1018 vermählt wurden. 1182 werden Berthold und Mangold von Trimberg als Domherren zu Würzburg genannt. Die Herren von Trimberg traten 1225 dem Rheinischen Städtebund bei, eine Allianz im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, der auch die Stadt Nürnberg und die Würzburger Fürstbischöfe angehörten. Im Jahre 1226 machten Konrad der 1. Und Albrecht der 1. Die Burg dem Hochstift Würzburg lehnbar. Der Burgstall der alten Burg kam 1234 noch hinzu, als die Witwe Heinrichs von Trimberg, Mechthildis von Henneberg, den Burgstall an das Hochstift Würzburg verkaufte. Nun waren die Würzburger Fürstbischöfe Herren auf der gesamten Trimburg, da zudem Konrad der 3. von Trimberg die Hauptburg und die Niederburg dem Bischof Berthold von Würzburg 1279 schenkte. Sohn Konrad der 4. von Trimberg war mit der Schenkung an das Stift Würzburg nicht einverstanden und forderte Schloss und Amt zurück. Es kam zu einem Vergleich, der für das Stift sogar vorteilhaft war. Konrad zog seinen Antrag zurück, erhielt jedoch Bischofsheim in der Rhön mit dem Kammerforst und Einkünfte aus den umliegenden Ortschaften.

Als 1292 das Hochstift Würzburg die endgültigen Alleinherrschaft über das Trimberger Gebiet antrat, hatten noch einzelne adelige oder kirchliche Besitzer Recht und Eigenleut im Trimberger Land, ohne jedoch die Oberhoheit des Stiftes zu beeinträchtigen. Es waren dies die Geschlechter von Hutten, von Bickenbach, von Russwurm, Kloster Schönau, Kloster Frauenroth, Kloster Neustadt am Main und andere.

Konrad der 7., der wie es scheint unvermählt geblieben war, ist höchst wahrscheinlich 1376 gestorben. Mit ihm starb die Geschlechterlinie derer von Trimberg aus, und folgende ehemalige Trimberger Besitzungen gingen teils durch Schenkung, teils durch Lehenheimfall an das Stift Würzburg über: Aura, Elfershausen, Engenthal, Euerdorf, Fuchsstadt, Greßthal, Langendorf, Machtilshausen, Oberthulba, Ramsthal, Sulzthal, Wasserlosen, Westheim, Wirmsthal, Wittershausen.

In der folgenden Zeit gaben die Fürstbischhöfe von Würzburg die Trimburg mit ihren Besitzungen öfter als Pfänder ab.

Die Trimburg

Zur Zeit des Bauernkrieges von 1525 wurde die Trimburg gemeinsam mit der Bodenlauben von einem Haufen von Kissingen und Euerdorf her durch Verrat eingenommen und zerstört. Die Euerdorfer mussten nach der Niederschlagung des Aufstandes die Burg wieder aufbauen und befestigen. Dieses Aufbauen muss aber sehr schlecht gewesen sein, denn, wie eine Inschrift besagt, hat Bischof Julius Echter 1592 die Burg fast völlig neu gebaut. Auch hatten die 764 Untertanen des Amtes Trimberg für die erste Frist 1592 ein jeder 2½ Gulden für den angerichteten Schaden zu zahlen.

1814 kam das Gebiet des 1803 aufgelösten Hochstiftes Würzburg endgültig an das Königreich Bayern. Wie bereits erwähnt, wurde die Trimburg auf Abbruch verkauft und erst König Ludwig I. gebot dieser Zerstörung Einhalt.

Johann Ernst, ein Veteran aus der bayrischen Armee der napoleonischen Kriege, der eine russische Kugel nahe dem Herzen mit sich trug, erhielt die Erlaubnis, auf der Trimburg eine Sommerwirtschaft einzurichten. Dieses Recht vererbte sich auf seinen Sohn und seinen Enkel. Dadurch war die Trimburg zu einem beliebten Ausflugsziel geworden.

Aus einer Zeitungsnotiz vom 10. Oktober 1964: "Heute ist die Trimburg im Besitz des bayrischen Staates und die Restauration ist seit 25 Jahren an die Gastwirtin Frau Katinka Graßmeier verpachtet, die sie mit Umsicht führt und die sozusagen mit ihrer Resolutheit an Stelle der früheren Ritter getreten ist. Wenn man die Schankstube betritt, kommt die 70 Jahre alte Katinka auf einen zu und gerne kredenzt sie einen guten Tropfen oder serviert das von den Gästen Gewünschte. Ihr Mann, der über 20 Jahre Oberkellner bei Mitropa war, starb vor 14 Jahren und seitdem bewirtschaftet Frau Graßmeier mit Hilfskräften die Burgrestauration, die sie im Herbst 1939 zusammen mit ihrem Mann gepachtet hat. Ein kleiner Saal, zwei Gaststuben und in den Sommermonaten eine kleine Terrasse bieten den Gästen einen angenehmen Aufenthalt."

Die Trimburg

Die momentane Nutzung der Trimburg

So haben sich die Vereine und die freiwilligen Feuerwehren der Orte Elfershausen, Engenthal, Langendorf, Machtilshausen, Trimberg und die Reservisten Kameraden Hammelburg zusammengeschlossen um die Trimburg an Wochenenden für Wanderer und Besucher zugänglich zu machen. Vom 1. Mai bis 1. November wird die Trimburg jedes Wochenende von einem anderen Verein bewirtschaftet.

Dieses Angebot findet großes Interesse unter der Bevölkerung im Landkreis Bad Kissingen und darüber hinaus. Viele nehmen die Möglichkeit wahr, in diesen kulturell bedeutsamen Mauern Rast zu machen und sich entweder bei einer Brotzeit oder bei Kaffee und Kuchen zu erfrischen. Trotz dem ruinenhaften Zustand der Burg, sind noch einige Räume nutzbar, die auch bei schlechterem Wetter Schutz für Einkehrer bieten. Alle Besucher, ob mit historischem Wissen oder nicht, sind stets beeindruckt von solchen alten und bedeutsamen Mauern und Gebäuden. Stammgäste kennen bereits die schönsten Wege hinauf zur Burg von dem Dorf Engenthal aus. Sie nutzen jede Gelegenheit um bei schönem Wetter die historischen Mauern aufzusuchen und vielleicht in Träumen über das Ritterleben in der Burg zu verweilen. Denn nicht nur Kinder reizt die Phantasie über das aufregende Leben der ehemaligen Bewohner dieser Burg.

Die Trimburg für jedermann zugänglich

Wer diese Burg unter der Woche aufsuchen möchte, muss leider mit einer herben Enttäuschung rechnen. Die Gemeinde Elfershausen, unter deren Aufsicht die Burg steht, hält diese nämlich an normalen Wochentagen unter Verschluss. Diese Maßnahme ist durchaus verständlich, muss man doch berücksichtigen, dass es in der heutigen Welt immer mehr Menschen gibt, die solche Dinge nicht zu schätzen wissen und mutwillig Sachen beschädigen. Doch ermöglicht die Gemeinde es größeren Gruppen und Klassen kostenlos die Trimburg zu besichtigen und sie z.B. als Rastplatz oder als Lokalität für eine Feier zu nutzen. Wer dieses Angebot in Anspruch nehmen will, hat nichts weiter zu tun, als sich rechtzeitig mit der Gemeinde in Verbindung zu setzen und sich anzumelden. Welch eine tolle und einzigartige Möglichkeit, einmal ganz ungestört als geschlossene Klasse einen Tag auf einer Burg, die Geschichte hat zu verbringen.



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