Hiermit möchten wir auf zwei Gedichtbändchen des unter Pseudonym schreibenden Autors Sy Wolf, eines bekennenden Rhöners, aufmerksam machen, die 2011 und 2012 im "Carlina acaulis" Verlag in Bastheim erschienen sind. "Carlina acaulis" ist die botanische Bezeichnung für die Silberdistel, die als Wahrzeichen der Rhön gilt und offenbar dem Charakter der Landschaft und den Leuten am nächsten kommt.
Schon der äußere Eindruck der beiden gebundenen Büchlein wirkt recht hübsch und handlich. Doch was verbirgt sich hinter der attraktiven Verpackung? Sind sie ein schöne, kleine Geschenkidee vielleicht oder beinhalten sie gar geheime Botschaften ...
Beim ersten Durchblättern fällt der Blick auf eigenwillige Bildmotive und spannende Wortgebilde. Schon ist das Interesse geweckt, weiter zu blättern und sich mit den Inhalten näher zu befassen.
Recht rasch wird klar: Solche in Gedichtform gepackte Gedanken haben weder Beispiel noch Vorbild und trotzdem faszinieren sie. In unnachahmlicher Art fördern diese Gedichte oft mehr Fragen zu Tage, als sie beantworten. Gleichzeitig zwingen sie den Leser, in die Gedankenwelt des Autors einzutauchen. Die direkte Art mag für die meisten Leser ungewohnt sein. So manche Schilderung kommen als selbst erlebte Begebenheiten an, Sy Wolf sieht sich in seinen Worten wieder. Aber er möchte auch wissen, was er beim Gegenüber bewirkt. Hier steht der Verfasser, da wir, die Leserschaft. Manchmal schüttet da jemand vor uns und bei uns gleichsam sein Herz aus. Schau her, so steht es um mich! Geht es so nicht uns allen? Wir werden dann von ihm in eine Zweierbeziehung genommen und zur Zustimmung aufgefordert. Er schildert dann das allgemein Plausible. Dann ist das, was Sy Wolf sagt, für uns so und nicht anders. Wir müssen zustimmen oder aussteigen.
Nicht selten ist es aber bei ihm auch gerade anders. Seine Gedanken rufen dann nicht nach formeller Zustimmung, sondern nach Nähe, Verstehen und Sympathie, bleiben inhaltlich offen und manchmal sogar bewusst und spielerisch unbestimmt oder sogar rätselhaft. Wir können dann mitspielen, miträtseln, müssen nicht zustimmen und einfach übernehmen. Wir können dann, wie unser Rhöner Autor ebenfalls, auf unseren eigenen Wegen bleiben und die eigenen Folgerungen überlegen und abwägen. Das überlässt uns der Verfasser dieser spielerischen und träumerischen Verse gern. Seine Gedanken bleiben auch ihm selbst offen und uneingesperrt. Er lässt sich bei seinen Texten selbst nicht gern festlegen, regulieren und einengen. Er will, so wünscht er und so spricht er es aus, bei mehrfachem Lesen und von jeweils anderen Lesern absichtlich und jeweils anders, neu vielleicht sogar widersprüchlich verstanden werden. Dieses dramatische Spiel eines Autors mit einem Leser, als einem eigen-willigen Akteur, Regisseur und Dramatiker, der einem fremden Text eine neue Bedeutung abringen will und darf. Den modernen Lector in Fabula, den nimmt Sy Wolf offensichtlich sehr ernst, dem traut er viel zu, den wünscht er sich. Seine Gedichte besitzen deshalb eine eigene, unverwechselbare Art, die man kaum mit dem Kodex bekannterer Gedichte, die so und nicht anders verstanden werden wollen, vergleichen kann.
„Je nach Stimmung werden die Reime in einem anderen Licht erscheinen. Jedes erneute Lesen kann eine andere Sichtweise ergeben.“
In solchen Texten wird man von unserem Rhöner an der Hand an eine Wegkreuzung geführt um sodann von seinen Reimen verlassen, mit eigenen und ganz persönlichen, flutenden Einfällen allein gelassen zu werden. Nicht wenige Leser werden gerade diese mit Leidenschaft geführte Auseinandersetzung suchen.
Wenn Sie neugierig geworden sind, können Sie die beiden Gedichtbände in verschiedenen Buchhandlungen des Rhön-Grabfeld-kreises erwerben (z.B. im Buchladen Libretto, Marktstraße 52, 97645 Ostheim, Tel. 09777 350457) und online bestellen.
Buchtitel: "Obwohl ich nicht suchte fand ich dich"
Buchtitel: "Obwohl träume schlafe ich nicht"
Eine kleine literarische Kostprobe des Rhöndichters Sy Wolf
Rhönerwelt entspannt genießen
entdecke sie beim ersten Geh‘n.
Farbenfroh leuchten die Wiesen
Rhöner Schönheit kann man seh‘n.
Sonnenlicht besiegt den Regen
Stimmung gut weil man jetzt lebt.
Wandern stramm auf Rhöner Wegen
Staccato dass die Erde bebt.
Rhöner Brotzeit darf nicht fehlen
belegtes Brot mit Gurken drauf.
Tiefer Schluck ergötzt die Kehlen
gestärkt geht`s nun den Berg hinauf.
Bizarre Bäume in den Wäldern
Die Natur vom Sturm geformt.
Bienen tanzen auf den Feldern
Rhöner Leben ungenormt.
Diese Bilder saugst du heute
tief in`s Wanderherz hinein.
Lunge spürt nun voller Freude
Rhöner Luft so klar und rein.
Vulkangeröll auf krummen Wegen
dunkles hartes Rhöngestein.
Millionen Jahre hier gelegen
glänzt im Rhöner Sonnenschein.
Von Thüringen bis weit nach Hessen
Bayerns Norden wunderschön
Berge Hügel unvergessen
Diesen Ort den nennt man Rhön.