Frankenheim (ZE/TOP) Mit Gleitschirm auf Skiern oder Snowboard über die Piste jagen - Snowkiting, so heißt der neueste Trendsport, der jetzt auch in der Rhön Einzug halten soll. Die Wasserkuppe ist nun für diese Sportart freigegeben. Sie soll das Eldorado der Snowkiter werden, denn sie bietet - so es denn endlich mal wieder schneit - ideale Voraussetzungen für diesen Sport. Allerdings ist diese Art der Fortbewegung in der Rhön nicht neu. Schon vor 90 Jahren wurde durch den Rhöner Schnee gesegelt.
Doch es ist wahrscheinlich müßig, heute nach dem "Ski-Segel" zu fragen, das die Rhön schon einmal in der Ski-Welt bekannt machen sollte.
Es war der Skipionier und Nordlandforscher Max Raebel, der in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in seinem Rhönführer den Skisport in der Rhön voller Überzeugung vorstellte und dabei nachdrücklich für das Ski-Segeln warb: "Der Skisport, der edelste Zweig allen Wintersportes, ist auf der Rhön erst seit etwa Anfang des 19. Jahrhunderts heimisch geworden. Die besondere Beschaffenheit des Geländes der Hohen Rhön hat außer der Eignung für weite Streckenläufe noch einen Charakter an sich, der die Anwendung des so genannten Ski-Segels gestattet."
Raebel weiter: "Zum Segel gehört auch Wind, und der ist auch auf der baumlosen Hochebene der Rhön reichlich vorhanden. Für den Ski-Segelsport eignet sich nach übereinstimmendem Urteil aller, die diesen allerneuesten Wintersportzweig bei uns ausüben, in Deutschland nur die Hochebene der Hohen Rhön. Sie allein hat die Vorbedingungen zum Gelingen dieses Sports: Eine glatte, hindernisfreie Schneefläche im Winter und eine konstante, kräftige Brise".
Nach Raebel entstand das Ski-Segeln zuerst auf den kanadischen Eisflächen. Loren Müller vom Trondheimer Touristenverein war der Erste, der in seinem Land das Segel erfand. Seine Gebrauchsanweisung lautet: "Zum Ski-Segeln gehören zwei Personen. Das Segeltuch - graues Leinen genügt - wird in etwa zwei Meter Länge und 1,2 Meter Breite an den beiden Skistöcken befestigt, indem man entweder die Ränder der Breitseiten mit Ringen versieht, durch die beiderseits die Stöcke gesteckt werden, oder sie umnäht und die Stöcke durch die erhaltene Öffnung steckt.
Das Segeltuch wird an der Schlaufe und am unteren Ende der Stöcke festgebunden, damit es beim Blähen nicht rutscht. Die beiden Skifahrer halten das Segel mit je einer Hand zwischen sich ausgebreitet und stellen sich mitwinds. Bei guter Skiföre (glattem, nicht klebrigem Schnee), kräftiger Brise und günstigem Gelände kann eine Geschwindigkeit bis zu 40 Stundenkilometern erreicht werden."
Max Raebel spannte das Segel auf dem Rücken aus, indem er die Skistöcke mit beiden Händen in Kopfhöhe auseinander hielt, und ließ sich mitwinds treiben. Das Ski-Segel ermöglichte, nach seinen Erfahrungen, auch geringe Höhen hinaufzufahren. Der Reiseführer nennt auch geeignete Touren zum Ski-Segeln.
Sein Führer enthielt sogar eine eingeklebte Karte von 1928. Die Karte zeigt das Angebot zwischen Hilders, Simmershausen, Fuldaquelle und Frankenheim. Allerdings liefert Raebel keine Erklärung, wie das mit der Windrichtung auf dem Rückweg klappen soll. (...)
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