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Schwerspatabbau in der Rhön

Geologische Verhältnisse

In der Umgebung von Altglashütten und Silberhof herrscht in erster Linie das Gestein des mittleren Buntsandstein vor. Auf den Höhen findet man hauptsächlich den oberen Buntsandstein und Muschelkalk. Über diesen Schichten des Trias befinden sich Austritte des Basaltgesteins. Als sicher gilt, dass die Basaltdecke jünger ist als das Schwerspatvorkommen, da einzelne Stollen durch Basaltschlote durchsetzt sind. Man nimmt auch an, dass der Große Auersberg der Herd einer massiven Basalteruption gewesen ist und sich unter ihm ein größerer Eruptionsschlot befindet.

Durch diese eruptiven Vorgänge sind möglicherweise viele Schwerspatgänge vollkommen zerstört worden und nur noch bruchstückhaft vorhanden. Nur unterhalb der Basaltdecke sind Gänge ohne nennenswerte Störungen vorhanden, wobei man davon ausgeht, dass ein Zusammenhang zwischen dem kleinen und großen Sinntal besteht.

Nach den Basaltdecken werden die Schwerspatgänge in der Regel wieder ohne Unterbrechung fortgeführt. Sie sind weder verschoben oder versetzt anzutreffen. Die Gänge werden lediglich von den Basaltschloten durchbrochen. Damit steht auch fest, dass die Schwerspatvorkommen um einiges älter sein dürften als der Basalt.

Natürlich unterliegt auch die Mächtigkeit der Vorkommen gewissen Schwankungen. Die größte Mächtigkeit liegt etwa bei 9 m und in der Längenausdehnung ist diese recht unterschiedlich. Im Allgemeinen liegen die Ausdehnungen bei etwa 50 m und haben die Form einer Linse. Ansonsten haben die Gänge einen Durchmesser zwischen 2 und 4 m.

Schwerspatabbau in der Rhön

Die Aufschlüsse der verschiedenen Stollen liegen z.B. beim Silberhof in einer Höhe von 670 m und bei der Balthasarmühle bei 430 m über NN. Bei Altglashütten und Maria Ehrenberg sind Aufschlüsse sogar in bis zu 700 m über NN nachgewiesen. So gilt als sicher, dass die Schwerspatgänge eine Tiefenausdehnung von mindestens 270 m haben.

Man nimmt jedoch an, dass die schwerspatführenden Gänge auf dem Niveau des Felsbodens der großen und kleinen Sinn nicht aufhören, sondern sich noch weiter in die Tiefe fortsetzen. Vermutlich reichen diese sogar durch den gesamten Buntsandstein bis in die oberen Zonen des Zechsteins.

Die Qualität des Schwerspats wurde als überaus rein bezeichnet, da er fast keine Verunreinigungen enthielt. Die störenden Blei- und Kupfererze fehlen beim Rhöner Schwerspat vollständig. Lediglich Spuren von Eisen- und Manganerzen, die allerdings nur auf den Sohlbändern der Stollen anzutreffen sind, ließen sich nachweisen. In den Oberflächenbereichen trifft man allerdings auf Verunreinigungen durch Buntsandstein, was auf Verwitterungseinflüsse zurück zu führen ist und mit jedem Meter der Tiefe nach abnimmt. Insgesamt betrachtet handelte es sich beim Rhöner Schwerspat somit um eine sehr gute Qualität, der sich sowohl zur Vermahlung und auch für die chemische Industrie in hervorragender Weise eignete. Der in den Oberflächenbereichen verunreinigte Schwerspat wurde aussortiert und gebleicht.

In einem geologischen Gutachten von 1921 wurde diesbezüglich folgendes vermerkt: "Die Sortierung des Schwerspats ist mit sehr geringen Unkosten verbunden, da genügend billige weibliche Arbeitskräfte oder Jugendliche zur Verfügung stehen". Viel mehr Aufmerksamkeit schenkte man den damaligen Schwefelsäurepreisen, die man als außerordentlich hoch einstufte. Die Säure wurde nämlich beim Bleichungsprozess benötigt und aufgrund der niedrigen Löhne erschienen die aufgewendeten Gelder für die Säure als rentabel.

Schwerspatabbau in der Rhön

Arbeitsverhältnisse

Die Arbeiterverhältnisse stufte man damals als außerordentlich günstig ein. Es fanden sich nur sehr wenige Arbeitsgelegenheiten, da die Steinbruchindustrie damals noch nicht bestand. Andere Industriebetriebe gab es erst in den größeren Städten und so konnte man damit kalkulieren, dass ein Arbeiter, der nicht in der Landwirtschaft beschäftigt war, auf die Arbeit in einem Schwerspatstollen angewiesen war, wollte er nicht stundenlange Wege zur Arbeit in Kauf nehmen. Die Arbeitslöhne lagen somit durchweg 10 – 20 % unter dem damaligen Durchschnittsverdienst eines Arbeiters. In dem bereits erwähnten geologischen Gutachten von 1921 ging man eingehend auf die Situation der Arbeiter ein und kam zu dem Schluss, dass die Produktionskosten so gering seien, dass eine höhere Wagenfracht bis zum nächsten Bahnhof keine Rolle mehr spiele.

Schwerspatabbau in der Rhön

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Abbau nach dem Krieg war mit dem zuvor nicht mehr zu vergleichen. Es wurden weder die Fördermengen erreicht, noch wurde dies mit dem gleichen Arbeitseinsatz erwirtschaftet. Bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts baute man nur den überaus reinen Schwerspat ab. Zwar waren weitaus größere Vorkommen lokalisiert worden, doch erschien ein Abbau in Anbetracht der Kosten als nicht mehr rentabel.

Nach einem Um- und Neubau der Anlagen wurden ab 1960 bis 1970 Fertigteile für den Strahlenschutz und Ausgleichsgewichte hergestellt. Nachdem das geförderte Mineral in seiner Substanz eine immer aufwendigere Nachbearbeitung bedurfte, um es von Verunreinigungen zu säubern, wurde der Betrieb letztendlich eingestellt.

Bereits 1954 wurde der Abbau im kleinen Sinntal aufgrund der Tätigkeiten im Truppenübungsplatz Wildflecken stillgelegt. Daran kann man erkennen, dass man diesem Industriezweig bereits keine besondere Bedeutung mehr beimaß und im Jahr 1970 wurde der Schwerspatabbau im Großen Sinntal mit der letzten Schicht verfahren.

Eine Ära ging zu Ende. Die letzten Grubenzugänge und Belüftungsschächte wurden aus Sicherheitsgründen gesprengt. Damit der Schwerspatabbau nicht in Vergessenheit gerät, wurde - dank Alfred Kleinhenz aus Wildflecken - nun am Großen Auersberg ein soggenannter Schaustollen, der der Allgemeinheit zugänglich ist, errichtet.

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Schwerspatabbau in der Rhön

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