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Die Salzburg bei Bad Neustadt

Die Salzburg bei Bad Neustadt

... eine der größten Burganlagen Deutschlands

Auf einem Höhenzug über Bad Neustadt der bequem über den Stadtteil Herschfeld zu erreichen ist, thront eine der mächtigsten Anlagen Deutschlands. Durch einen Steilhang gegen das Saaleufer hin, ist die Anlage natürlich geschützt und vom Höhenzug selbst ist der Bergsporn durch einen tiefen Halsgraben abgetrennt. Das Areal soll auch schon in vorgeschichtlicher Zeit als Befestigung genutzt worden sein.

Schon der mächtige Torturm hinterlässt einen bleibenden Eindruck und man wundert sich, wie diese Burg die Jahrhunderte ohne nennenswerte Zerstörung durch Kriege oder Plünderungen überstehen konnte, denn viele Teile der Burg sind nahezu unversehrt. Der südwestliche Teil der Anlage ist sogar heute noch bewohnt. Das hat allerdings zur Folge, dass weite Bereiche - vor allem die Interessantesten - nicht betreten werden können, da es sich um Privatbesitz handelt. Dennoch gibt es für den Besucher noch eine Fülle an Details zu betrachten und man kann ohne weiteres einen halben Tag in der Burg verbringen. Es bietet sich auch an, die gesamte Anlage auf einem Weg zu umlaufen, so dass man auch die vielfältigen Schießscharten und Erker zu Gesicht bekommt. Natürlich werden einem Kenner auch die An- und Umbauten aus neuerer Zeit auffallen, jedoch ist dies für den Gesamteindruck nur unerheblich.

Die Salzburg bei Bad Neustadt
Der Torturm der Salzburg

Die Umfassungsmauer, die mit 450 m Länge zugleich der älteste Teil der Burg ist, wird teilweise von Zinnen gekrönt. Ein für deutsche Burgen dieser Zeit an und für sich völlig unübliches Merkmal. Ein anderer Aspekt, der beim genaueren Betrachten zu Tage tritt und zum Nachdenken anregt, ist der Abstand zwischen Halsgraben und der eigentlichen Burgmauer. Immerhin beträgt er bis zu 8 Meter und man kann durchaus behaupten, dass dies ein absoluter taktischer Schwachpunkt ist bzw. war, denn man hatte als Angreifer noch genügend Raum, um schweres Belagerungsgerät heran zu schaffen und in Position zu bringen. Warum die Gegebenheiten so sind, wird vermutlich für immer ein Rätsel bleiben.

Schon der Torturm fällt duch seine sauber gearbeiteten Bossenquadern auf und lässt eine Datierung auf die Mitte des 12. Jahrhunderts zu. Es handelt sich somit auf eine staufische Anlage, die ihren romanischen Charakter bis heute bewahrt hat. Auch der Torbogen ist reich verziert. Ursprünglich hatte der viergeschossige Turm einen Aufsatz aus Fachwerk. Die Mauern - die aus Füllmauerwerk bestehen - haben in der Regel eine Breite von bis zu 2,7 Meter. Teilweise sind bei der Umfassungsmauer auch noch die Wehrgänge erhalten. Durchschreitet man das Tor, bekommt man das weitläufige Areal zu Gesicht und es wird deutlich, dass es sich hier um einen völlig anderen Burgentyp handelt, nämlich den einer "Ganerbenburg". Die Salzburg ist auch gleichzeitig eines der besten Beispiele eines solchen Burgentyps. Der Charakter einer Ganerbenburg besteht darin, dass sie nicht nur von einem Burgherrn bewohnt wird, sondern von mehreren. In der Salzburg wurden bis heute sechs solcher Adelssitze nachgewiesen. D.h., dass die Burg eigentlich aus weiteren sechs Burgen besteht. Dies ist auch der Grund für ihre Größe. Als Ganerben bezeichnet man die Burgmänner, die sich aufgrund eines Vertrags - nämlich dem sogenannten Burgfrieden - dazu verpflichteten, die Burg gemeinsam zu bewohnen, zu unterhalten und zu verteidigen. Die zu einem Ganerben gehörige Burg innerhalb der eigentlichen Burg nennt man Ansitz. Jeder Ansitz eines Ritters war auch wie eine herkömmliche Burg gegliedert. Sämtliche Bestandteile waren vorhanden. Es gab einen eigenen Bergfried, Pallas und auch Kemenate. Schließlich musste man ja mit allem rechnen, denn es war keine Seltenheit, dass Ganerben untereinander in Fehde lagen und sich innerhalb einer Burg bekämpften.

Die Salzburg bei Bad Neustadt

Offensichtlich ist die Burg ganz gezielt als Herrschafts- und Verwaltungssitz erbaut worden, denn 1187 wird zum ersten Mal ein Henricus, scultetus de Salzberg und 1193 ein Otto, advocatus de Salzberg erwähnt. Dieser übte auch zugleich die obere Gerichtsbarkeit aus. Die zur Mitunterhaltung und Mitverteidigung zugezogenen Adeligen hatte auch mehrere "Reisige" zu stellen. Als Reisige bezeichnete man unter anderem auch die sogenannten Landsknechte - im Prinzip waren es also Söldner, die der einzelne Mitbesitzer zu stellen hatte und für deren Unterhalt er aufkommen musste. 1199 ist als Burgmann ein gewisser Wilhelmus de Salcberc, 1206 ein Volgerus de Salzberg und 1212 ein Theodericus de Salzberg nachweisbar

Erst seit dem Jahr 1200 werden mehrere Ministerialien als Dienstmannschaft auf der Salzburg fassbar.

Die Salzburg bei Bad Neustadt

Im Jahr 1279 werden als Zeugen einer Urkunde folgende "castrenses" in Salzburg genannt: Johannes advocatus, Swigerus de Lewenhagen, Rudolfus de Heustrowe, Iringus de Brende und Siboto de Heustrowe. Ihr Rang war in etwa vergleichbar mit dem der Zentgrafen, wobei der Vorsitzende der Vogt war. Zugleich waren alle Würzburger Lehensleute. Man kann daraus schließen, dass die Salzburg ursprünglich auch zugleich ein Bollwerk gegen das Bistum Fulda und den Hennebergern war, die sich allerdings bereits in der ersten Hälfte es 13. Jahrhunderts auf Würzburger Seite befanden. Im ausgehenden 13. Jahrhundert dürfte die Befestigung nicht nur als Verwaltungszentrum, sondern auch als Herrschaftssitz ihre Bedeutung bereits verloren haben, denn zu dieser Zeit wurden im Allgemeinen die Verwaltungen in die Talsiedlungen verlegt. Bereits 1257 werden in einer Urkunde erste Bürger von der neuen Stadt erwähnt, die allerdings 1232 auf dem Grund einer älteren Ansiedlung schon bestanden haben dürfte. Vor allen Dingen waren es die Privilegien, die man als Bürger genoss und die auch manchen Adeligen dazu bewogen, die angestammten Herrschaftssitze zu verlassen. Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei Bischofsheim zu beobachten. Nachdem die Osterburg - damaliger Verwaltungsmittelpunkt - 1270 von dem Fuldaer Abt Bertho II. zerstört worden war, wurde sie nicht wieder aufgebaut und Bischofsheim übernahm die Verwaltungsfunktionen. 1310 befand sich unter den Bürgern von der neuen Stadt auch ein Otto Voit von Saltzberg und man kann durchaus davon ausgehen, dass auf der Burg nur noch Burgleute waren, die nur für die Verwaltung der Burg zuständig waren. 1326 werden solche in einem Weistum erwähnt, in dem man ihnen erlaubte jährlich einen Stadel oder Gaden zu erneuern und das dazugehörige Bauholz im Salzforst schlagen zu dürfen. Als Zeugen einer Urkunde, die ein gewisser Eberhard Voit residens in castro Saltzberg ausstellte, werden 1351 noch weitere Burgmänner erwähnt, die alle ihren Sitz auf der Salzburg hatten. In den folgenden Jahrhunderten fanden noch viele Besitzwechsel statt. Es wurden Ansitze gekauft und wieder verkauft, verpfändet oder als Lehen weiter gegeben. Auch im Bauernkrieg scheint die Salzbrug noch nicht einmal bedroht gewesen zu sein, wo doch der Bildhäuser Haufen ganz in der Nähe lag. Offensichtlich maß man der ehemaligen Ganerbenburg keinerlei Bedeutung bei und konzentrierte sich lieber auf andere Höhenburgen, die sich noch in adeliger Hand befanden.

Außenansicht der Salzburg
Außenansicht der Salzburg

Bereits zur Zeit von Julius Echter war die Burg dem Verfall preis gegeben, denn selbst als militärische Bastion hatte sie keine Bedeutung mehr. Alles in allem verlief das Dasein der Burg recht unspektakurlär. Dies ist allerdings auch der Grund für den immer noch relativ guten Erhaltungszustand.

Von den einzelnen Ganerbensitzen liegt der Größte in der Süd-West-Ecke, nämlich der der Voite (Vögte) von Salzburg. Ein großer gequaderter Bergfried sowie mehrere Wohnbauten, ein Küchenbau, Saalbau mit Erker und der 75 Meter tiefe Brunnenschacht gehören zu den Ausstattungsmerkmalen dieses Ansitzes. Richtung Osten befindet sich der Brendsche Ansitz mit Donjon und der kunstvoll gestaltete Münze - der wohl bedeutenste Bau dieser Anlage. Ein Pallasbau mit Saal und spitzbogigen romanischen Fenstern. Daran schließt ein kleineres Areal mit Wachturm, kleinem Anbau und Pallas an. Anschließend befindet sich in der Süd-Ost-Ecke der Ebersteinsche Ansitz mit dem ersten Mauerturm. Zwei Wohngebäude und ein Palles runden das Gesamtbild dieses Bereichs ab. Von zwei weiteren Ansitzen sind nur noch die Türme erhalten. Jedoch zeugen Erdbewegungen und andere Merkmale davon, dass sich auch hier weitere abgegrenzte Bereiche mit eigenen Baulichkeiten befunden haben.

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Die Salzburg bei Bad Neustadt









In Mitten des begehbaren Areals befindet sich die sogenannte Burgkapelle, die schon aufgrund ihres Äußeren den Anschein erweckt, als gehöre sie nicht dazu. Tatsächlich ist die im neoromanischen und neobyzantinischen Stil gehaltene Kapelle erst von 1841 bis 1848 erbaut worden und mag sich gar nicht so recht in das Gesamtbild der Anlage einfügen. Man sollte sie losgelöst von ihrer Umgebung betrachten, denn künstlerisch gesehen ist sie ein Kleinod für sich.



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