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Peterchens Mondfahrt Wasserkuppe

Raketenflug in der Rhön

Die ersten Raketenflüge machte Fritz Stamer am 10. und 11.06.1928 auf der Wasserkuppe mit dem Segelflugzeug "Ente".

Den wenigsten Menschen dürfte bekannt sein, dass die Wasserkuppe als natürlicher Prüfstand für Raketenversuche an Modell- und Segel-Flugzeugen im Jahre 1928 der erste Schritt zum Mond war.

Die Raketenforscher Max Valier, Fritz von Opel und F. W. Sander betrieben ein Gesamtprojekt zum Raketenflug. Schon 1927 versuchten sie bei verschiedenen Fliegergruppen den Bau geeigneter Raketenflug-Modelle zu betreiben, aber leider ohne Erfolg. Im Frühjahr 1928 waren die Hochleistungsraketen soweit gediehen, dass das Problem des Raketenfluges vordringlich wurde. Bei einem Besuch mit Herrn F. W. Sander auf dem Flugplatz Bremen, wurde ihnen das Segelflugzeug "Zögling" von Alexander Lippisch, der Rhön-Rositten-Gesellschaft, vorgeführt und so kam man mit Herrn Lippisch und Fritz Stamer von dieser Gesellschaft in Verbindung.

Die "Ente"
Die "Ente"

Am 13.03.1928, nachdem Fritz von Opel schon in Rüsselsheim mit Versuchsraketenwagen gefahren war, kam man zu Verhandlungen auf die Wasserkuppe. Der Konstrukteur Alexander Lippisch stellte seine schwanzlosen Segelflugzeuge Typ "Storch" und "Ente" vor. Gleichzeitig bestellte man ein Flugzeugmodell und begann dann mit Raketenversuchen an diesen "Nur-Flügel-Modellen". Nach diesen erfolgreichen Versuchen kamen am 10. und 11.07.1928 die Herren Max Valier, F. W. Sander und Fritz von Opel wieder auf die Wasserkuppe, wo das Versuchsflugzeug "Ente" von Herrn von Opel angekauft wurde, mit Raketen der pyrotechnischen Fabrik Wesermünde F. W. Sander bestückt und zum Start fertig gemacht.

Das alles ging sehr geheimnisvoll zu, denn dieser neue Antrieb war den Wasserkuppe-Fliegern unbekannt und sie waren daher etwas ängstlich, ob alles mit rechten Dingen zuging. Nachdem sie aber die erfolgreichen Modellversuche erlebt hatten, konnte man mit dem bemannten Versuchsflugzeug "Ente" des Forschungsinstituts der Rhön-Rositten-Gesellschaft beginnen. Natürlich wurde vorher ein Gestell aus Leichtmetall eingebaut, wo man zwei Raketen befestigen konnte. Die Raketen konnten vom Führersitz aus elektrisch gezündet werden. In der Rumpfspitze wurde extra ein Gegengewicht eingebaut, um nach Ausbrennen der Raketen durch Verschieben ein Kopflastigwerden zu verhindern. Doch hören wir den Piloten Fritz Stamer in einem Bericht erzählen:

Wir hatten zwei große Raketen, jede mit etwa 30 Sekunden Brenndauer eingebaut - über einen halben Meter lange und 15 bis 20 cm im Durchmesser dicke Stahlzylinder - jede mit 4 Kilo glashart gepresstem Pulver gefüllt. Der erste Start schlug fehl, die Maschine kam nicht vom Boden, und die gezündete Rakete brannte erheblich qualmend und zischend aus. Beim nächsten Start kam die Maschine frei. Ich zündete mit einem elektrischen Kontakthebel die erste Rakete, und die Maschine flog senkrecht. Dicht hinter mir zischte die Rakete bedrohlich. Aber man hat sich bald daran gewöhnt, und es geht hervorragend. Nach dem Abbrennen der ersten Rakete hat man gleich die nächste gezündet. Weich setzte der Schub wieder ein und es ging weiter. Ich flog fast einen vollständigen Kreis von 1300 bis 1500 Meter Umfang um unseren Motorlandeplatz und landete dann - nachdem die Raketen ausgebrannt waren. Der erste Raketenflug eines Menschen war ausgeführt, und es war eigentlich nichts besonderes dabei gewesen.

Mehr als zwei Raketen einzubauen, erlaubte das Flugzeug nicht, da durch das Verbrennen des Pulvers eine Gewichtsminderung von 8 Kilo eintrat und eine größere Gewichtsminderung die Schwerpunktlage zu ungünstig beeinflusst hätte. Ich wollte mit zwei Raketen gleich noch einmal los und, über einen Hang startend, die Maschine im Geradeausflug einmal starten lassen. Der Einbau war schnell vollzogen. Die Maschine ging gut aus dem Start. Die erste Rakete wurde gezündet, das Zischen setzte ein und alles schien in schönster Ordnung, da krachte es plötzlich erheblich. Die Rakete war explodiert und auseinandergeflogen. Als Soldat hat man gelernt, dass in den Fällen, in denen man noch zum vollen Genuss des Krachens kommt, der Kopf noch da ist. Nachzählen ergab, dass auch die Gliedmaßen noch alle vorrätig waren, also schien schon wieder alles in Ordnung zu sein, doch da wurde es wärmer und wärmer - und zwar unter dem Sitz - Ergebnis: die Maschine brannte, und zwar erheblich.

Faustgroße Pulverstücke waren rechts und links in den Flügel geschleudert - leider aber auch in den Rumpf und unter den Sitz. Wäre die Maschine jetzt nicht 20 Meter hoch über dem Boden gewesen, wäre schnelles Aussteigen angebracht gewesen, so aber war eine saubere Landung notwendig - denn hinten im Feuer lag die zweite Rakete - und bei einem Bruch hätte ich vielleicht gerade darauf gelegen. Schnelles Herunterdrücken erschien auch nicht ratsam, denn durch die Explosion war wahrscheinlich der hintere Spant für die Flügelaufhängung beschädigt. Wie sich später herausstellte, war das tatsächlich der Fall. Also schön ruhig weitergeflogen und trotzt brennendem Hosenboden eine saubere Landung gemacht, dann heraus aus der Maschine, die Kabel von der zweiten Rakete gerissen, doch das war zu spät - die ging gerade los, doch brannte sie Gott sei Dank normal aus. Dann schnell zum Löschen der Basis in das feuchte Gras gesetzt und dann mit Hilfe der herbeigeeilten Leute die Maschine gelöscht. - So endete der zweite Raketenflug.

Der Segelflug ist ein Freiluftlaboratorium für neuartige Flugzeugformen und neue Flugarten. Die schwanzlosen Flugzeuge sind zum Nurflügelflugzeug von Lippisch entwickelt worden.

Der sehnsuchtsvolle Traum in stillen Mondscheinnächten den Blick zum flimmernden Sternenhimmel, mit dem Gedanken des Fluges in das ewige All des Himmels, ist Wahrheit geworden.

Nil Armstrong hat den ersten Schritt auf den Mond gemacht, er kam zum 50-jährigen Wasserkuppenjubiläum im Jahre 1970 auf den Berg der Segelflieger. Er war stolz darauf und betrat mit Ehrfurcht die Gedenkstätte des heiligen Berges der Segelflieger. So können die Bewohner der Rhön mit Stolz auf die Wasserkuppe blicken, welche durch die jahrzehntelange Forschung mit dazu beigetragen hat, die Luftfahrt auf die heutige technische Leitstung zu bringen.

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