die Rhön
entdecken Sie die Rhön online
|1.1  Startseite |1.2  Sitemap |1.3  Suche |1.4  Kontakt |1.5  Impressum |1.6  Datenschutz |1.7  A-Z |  
 Startseite > Rhoenline > Geschichte(n) > Musikleben in Fulda im 18. und 19. Jahrhundert > Musikleben in Fulda im 18. und 19. Jh. - Teil III >

Anzeigen
Peterchens Mondfahrt Wasserkuppe

Musikleben in Fulda 1803-1870

Nach der Auflösung des Hoforchesters 1806 entstand unter der Leitung von Michael Henkel in Fulda ein bürgerliches Orchester, das aus einheimischen Musikern und ehemaligen Hofmusikern bestand. Es spielte Konzerte in der Orangerie des Schlosses und im städtischen Ballhaus - nun erstmalig für die gesamte Bevölkerung, also auch für die Fuldaer Bürgerschaft. Diese Konzerte wurden auch von den damals durchziehenden französischen Offizieren besucht und brachten den Musikern einigen pekuniären Gewinn.

Um diesem Orchester einen festen Rahmen zu geben, gründete Michael Henkel im Juli 1808 die "Harmonische Gesellschaft", die dann zahlreiche Konzerte durchführte, z.B. 1809 "sechs Winterkonzerte". Leider sind die Programme nicht bekannt. Man kann aber vermuten, dass das Repertoir dasselbe war wie bei der ehemaligen Hofkapelle - also mit Bevorzugung der Mannheimer Komponisten.

1810 gehörte Fulda zum Großherzogtum Frankfurt. Der neue Regent, Fürstprimas Karl von Dalberg, gab damals Michael Henkel den Auftrag, in Fulda regelmäßig jeden Donnerstag Konzerte zu veranstalten, sogenannte "musikalische Academien". Dalberg war ein musikbegeisteter Regent, der die Orangerie des Schlosses für Veranstaltungen zur Verfügung stellte: einen Saal für Theateraufführungen und Konzerte und einen Saal für Tanzveranstaltungen. Karl von Dalberg besuchte bei seinen Aufenthalten in Fulda regelmäßig Theater und Konzerte.

Damals bestanden in Fulda drei musische Vereine: der Theaterverein, der Leseverein und das Orchester der Harmonischen Gesellschaft. 1811 vereinigte der Fuldaer Hofarchitekt und Lyceumslehrer Clemens Wenzeslaus Coudray diese drei Vereine zu einem Kulturverein unter der neuen Bezeichnung "Verein der Musenfreunde", auch "Musenverein" genannt, der dann in der Orangerie regelmäßige Konzerte, Lese- und Literaturabende, Theater und Tanzveranstaltungen durchführte. Henkel leitete nach wie vor dieses Orchester, so z.B. 1811 bei einem Konzert zum 50jährigen Priesterjubiläum des ehemaligen Fürstbischofs Adalbert von Harstall. Auch die Trauerfeier zum Tode Bischof Adalberts im Jahre 1814 gestaltete Michael Henkel. Der Musenverein war auch bei politischen Veranstaltungen aktiv: so wurde bei der "Siegesfeier" im Oktober 1814 ein großer Ball "mit Lustbarkeiten" durchgeführt. Erwähnenswert ist ein Konzert im Jahre 1816, bei dem Heinrich Joseph Wassermann aus Schwarzbach (Hofbieber-Schwarzbach) als Violin-Solist mitwirkte und eigene Kompositionen aufführte. Der Musenverein fiel aber wieder in seine ursprünglichen drei Gruppierungen auseinder, als Coudray 1816 Fulda verließ.

Als 1816 der hessische Kurfürst neuer Regent in Fulda und somit Besitzer des Schlosses und der Orangerie wurde, mussten der Leseverein und das Orchester das Orangerie-Gebäude wieder räumen. Der Konditor Pult baute daraufhin einen Saal (heute das Gebäude Pauly), in dem dann alle musischen und geselligen Veranstaltungen stattfanden.

Henkel gründete 1823 auch die Symbol: Externer LinkFuldaer Stadtmusikanten, die bei kirchlichen und weltlichen Anlässen mitzuwirken hatten. Beim Tode Michael Henkels 1851 löste sich die Gruppe der Fuldaer Stadtmusikanten auf, und deren Aufgaben gingen auf andere Musikanten über.

Ein kurzer Hinweis auf die soziale Lage der Fuldaer Musikanten, die sehr arm waren: In der Mitte des 19. Jahrhundert war ihre Not besonders groß, denn die Missernten der Jahre 1845 bis 1847 hatten eine Teuerung hervorgerufen, die sich vor allem auf lebensnotwendige Güter erstreckte. 1853 wurden in der "Armenliste" der Stadt Fulda 78 Musikanten-Familien als Almosenempfänger aufgeführt. Der Fuldaer Oberbürgermeister schrieb damals: "Die Musikanten befinden sich das Jahr hindurch oft 10 Monathe auf Reisen. Mit welchen Entbehrungen in dieser Zeit ihre Familien zu kämpfen haben, hierüber wird ein Blick in deren Leben mehr als genügend Aufschluß geben."

1832 war in Fulda der Bürgerverein gegründet worden, der sich auch musikalisch betätigte. So wurde der Versuch gemacht, ein kleines Bürgervereins-Orchester zu gründen, dem aber keine lange Lebensdauer beschert war. Eine Zeitlang bestand im Bürgerverein eine Chorgruppe, das "Harmonische Kränzchen", das dann in der Fuldaer "Liedertafel" aufging. Der Bürgerverein war jahrzehntelang ein kultureller und geselliger Mittelpunkt der Stadt. Er wurde dann in der Nazizeit verboten.


Anzeigen


| nach oben |
© by rhoenline & rhoenline-media