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Musikleben in Fulda im 18. und 19. Jahrhundert - Teil II

Höhepunkt der Hofmusik unter Bibra und Harstall - und das Ende

Fürstbischof Amand von Buseck starb 1756. Sein Nachfolger Adalbert von Walderdorff regierte nur zwei Jahre: von 1757 bis 1759. Die Hofmusik hatte damals einen schweren Stand, denn es war die Zeit des Siebenjährigen Krieges, der für das Fürstbistum Fulda große Belastungen durch Truppendurchzüge, Einqartierungen und Kriegssteuern brachte.

Seinen Höhepunkt erreichte das Fuldaer Hoforchester dann unter Fürstbischof Heinrich von Bibra, der von 1759 bis 1788 regierte. Ihm gelang es, das Hoforchester zu einem angesehenen Klangkörper auszubauen. Er stellte bevorzugt jene Lakaien ein, die auch als Streicher oder Bläser im Hoforchester mitwirken konnten: So wuchs die Anzahl der Spieler bald auf 20 bis 25 an. Auch hiesige Musiker waren im Hoforchester tätig, z.B. Kaspar Fischer aus Borsch, Johannn Gärtner und Joseph Hofmann aus Petersberg, Georg Adam Schmitt aus Tann, Nikolaus Kött aus Spahl, Johann Göbel aus Zella und auch einige Musiker aus der Stadt Fulda selbst.

1764 wurde für Friedemann Bach, den ältesten Sohn von Johann Sebastian Bach, vom Fuldaer Fürstbischof die Stelle als Stiftsorganist angetragen, die Bach aber aus unbekannten Gründen nicht angetreten hat. Die Sache ist unklar, da anscheinend keinerlei Akten darüber vorliegen. Wir wissen von dieser Sache nur aus einem Brief Bachs. Die Absage lag möglicherweise daran, dass Friedemann Bach protestantisch war und nicht konvertieren wollte.

Bei der Behandlung seiner Hoftrompeter hatte Fürstbischof Bibra keine sehr glückliche Hand. Die Trompeter waren mit 80 bzw. 100 Gulden jährlich unterbezahlt. Sie wandten sich deshalb 1765 an den Fürstbischof und baten um eine Gehaltserhöhung, andernfalls wollten sie nicht mehr in Fulda spielen. Statt der erhofften Gehaltserhöhung wurden sie aber aus dem Dienst entlassen, und an ihrer Stelle wurden neue Bläser eingestellt, die nun jährlich 150 Gulden und ausreichende Naturalien erhielten. Da sich zwei in Ungnade Entlassene, nämlich Johann Adam Kreß und Johann Göbel, reumütig für ihre "Untat" entschuldigten, wurden sie wieder eingestellt, allerdings zu ihrem alten Salär.

Unter Adalbert von Harstall, der seit 1788 Fürstbischof war, konnte das Hoforchester sein hohes Niveau noch halten. Es verfügte damals über folgende Besetzung: I. und II. Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass, ferner Trompeten, Hörner, Oboen, Klarinetten, Traversflöten und Fagotte, dazu kamen ein Cembalo. Die Musiker waren vielseitig und beherrschten oft mehrere Instrumente. Der Fuldaer Hof besaß auch eine umfangreichen Notenbibliothek. Das Repertoir war anspruchsvoll und vielseitig. Besonders aufschlussreich ist ein Noten-Verzeichnis aus dem Jahre 1788. Hier sind aufgeführt: 193 Sinfonien, 41 Konzerte (z.B. für Violine, Trompete, Horn, Oboe, Fagott), ferner weltliche und geistliche Vokalmusik, sowie Unterhaltungs- und Tanzmusik. Es sind hier fast alle Komponisten der damaligen Zeit vertreten, neben Bach, Haydn, Mozart und Beethoven auch besonders Werke der Mannheimer Frühklassik, die in Fulda zahlreich vertreten waren, z.B. Werke von Johann Stamitz, Franz Xaver Richter, Christian Cannabich und anderen. Die Beziehungen Fuldas zur Mannheimer Frühklassik zeigten sich auch darin, dass begabte Fuldaer Hofmusiker auf fürstliche Anordnung hin in Mannheim ausgebildet wurden.

1792 wurde der Cellist und "Kammervirtuose" Karl Ignaz Hemmerlein an den Fuldaer Hof berufen. Nach dem Tode des Kaspar Staab wurde Hemmerlein 1798 sein Nachfolger als Konzertmeister. Nach Auflösung der Hofkapelle im Jahre 1806 erhielt Hemmerlein in Fulda die Stelle eines Salinen-Rentmeisters. Pensionierten Hofdienern wurden solche Stellen damals übertragen. 1794 kam Michael Henkel als Musiker an den Fuldaer Fürstenhof. Er wurde Kantor an der Stadtpfarrkirche und am Dom und hat für das Musikleben in Fulda wertvolle Impulse gegeben.

Im Jahre 1803 wurden Kloster und Hochstift säkularisiert, gingen also in weltliche Hände über: Neuer weltlicher Fürst in Fulda wurde Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau. Er ließ das Hoforchester weiter bestehen. Bei seiner Einführung in Fulda spielte das Orchester ein größeres Konzert, bei dem an den Pauken der damals 96jährige Heinrich Frank und sein 60jähriger Sohn standen. Das Hoforchester bestand bis 1806, als mit dem Ende der oranischen Herrschaft auch das Ende des Fuldaer Orchesters kam. Die Instrumente wurden z.T. verkauft, manche Noten kamen zum Altpapier. Im Laufe der Zeit tauchten jedoch manche Notenbestände wieder auf: So erwarb die amerikanische Kongressbibliothek 1910 eine Sammlung von Fuldaer Handschriften vom Berliner Musikalienhändler Leo Liepmannssohn, der einen Teil der Notensammlung von Heinrich Henkel übernommen hatte, darunter Werke von Michael Henkel, Kaspar Staab und Balthasar Zahn. Im November 1932 übergab Sophie Henkel der Landesbibiothek Fulda den musikalischen Nachlass ihres Vaters Heinrich Henkel, in dem sich auch handschriftliches Material ihres Großvaters Michael Henkel befand. 1932 konnte die Fuldaer Landesbibliothek aus einem Berliner Antiquiariat die Sammlung Zahn erwerben und 1994 die "Festouvertüre" von Michale Henkel aus dem Nachlass des Fuldaer Musikschulleiters Gottfried Leber.


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