die Rhön
entdecken Sie die Rhön online
|1.1  Startseite |1.2  Sitemap |1.3  Suche |1.4  Kontakt |1.5  Impressum |1.6  Datenschutz |1.7  A-Z |  
 Startseite > Rhoenline > Geschichte(n) > Musikgeschichte Fuldas > Musikgeschichte Fuldas - Teil II >

Anzeigen

Aus Fuldas Musikgeschichte - Teil II

Gründung der "neuen" Turmbläser und Stadtmusikanten

Die Vorgängergruppe der heutigen Fuldaer Turmbläser und Stadtmusikanten war eine Schulbläsergruppe, die der Fuldaer Schul- und Kirchenmusiker Rolf Kratzer vor 30 Jahren als Band der Winfriedschule in Fulda gegründet hatte. Diese Schulband, die bald unter der Bezeichnung "Kratzer-Band" bekannt wurde, trat häufig bei Schulveranstaltungen und bei kirchlichen und weltlichen Anlässen in der näheren und weiteren Umgebung auf. Vor 20 Jahren entstand aus der "Kratzer-Band" die Gruppe der Fuldaer Turmbläser. Seit 1978 spielen nun diese jungen Musikanten unter Leitung von Rolf Kratzer in der Advents- und Weihnachtszeit von den Türmen der Stadt. Außerdem musizieren sie an den vier Adventssamstagen auf dem Weihnachtsmarkt und in der Fußgängerzone. Auch bei Gottesdiensten, Ständchen und in den Heimen der Stadt spielen sie oft. Eine Zeitlang waren die Turmbläser noch Teil der "Kratzer-Band", die damals auch kirchenmusikalisch sehr aktiv war. Zum Beispiel trat diese Band mit den Turmbläsern und dem Fuldaer Stadtpfarrchor, dessen Dirigent Rolf Kratzer seit 1979 ebenfalls war, 1980 auf den Katholikentagen in Berlin, 1982 in Düsseldorf und 1984 in München auf. Über die Aktivitäten der Fuldaer Turmbläser berichtete 1986 der "Bonifatiusbote" Fulda: "Eiszapfen an der Tuba, die Instrumente eingefroren - ganz zu schweigen von den Füßen: Die Fuldaer Turmbläser agieren auch bei winterlichen Temperaturen. Vor einigen Jahren haben sich acht Blechbläser zusammengefunden, um an den Adventssonntagen vom Turm der Stadtpfarrkirche herab die Menschen adventlich einzustimmen." Und weiter heißt es: "Auch Gottesdienste haben die Bläser schon mitgestaltet, beispielsweise mit Adventskantaten von Gottfried Rehm oder Bläserstücken alter Meister. Die 'Missa antiqua' von Wolfram Menschick haben die Bläser mit dem Stadtpfarrchor zu Ostern in der Stadtpfarrkirche aufgeführt. Im Juni gestalteten sie einen Gottesdienst mit Erzbischof Johannes Dyba anlässlich der Wallfahrt auf den Maria-Ehrenberg." Das 200jährige Jubiläum der Stadtpfarrei und das 100jährige Bestehen des Stadtpfarrchores im Jahre 1986 wurde durch die Aufführung der Kantate "Du wirst geliebt von Gott" von Rolf Kratzer musikalisch geprägt.

Als eingetragenen Verein haben sich die "Fuldaer Turmbläser" 1988 formiert. Bei der Gründungsversammlung am 5. März wurde als Vorsitzender Manfred Zimmermann gewählt und als Dirigent Rolf Kratzer. Nach einem Vorschlag der Schriftführerin Rosemarie Kratzer treten seitdem die Turmbläser in einfachen braunen Kutten und Baretten auf. Ihr Repertoir besteht u.a. aus historischen Turmmusiken, barocken Suitensätzen, modernen Kompositionen und aus vierstimmigen Bläsersätzen adventlicher und weihnachtlicher Lieder, meistens in der Besetzung mit zwei Trompeten, Tenorhon und Bariton.
Gleichzeitig mit den Turmbläsern wurden am 5. März 1988 auch die "Fuldaer Stadtmusikanten 1823/1988" gegründet. Diese Gründung wurde durch die Vorbereitungen für ein "historisches Konzert" des Stadt- und Kreismusikverbandes Fulda veranlasst, das unter dem Motto "175 Jahre Fuldaer Stadtkapellen" stehen sollte. Für dieses Konzert hatte Gottfried Rehm eine Anzahl von volkstümlichen Kompositionen hiesiger Komponisten des 19. Jahrhunderts aus Privatbesitz oder Archiven ausgewählt und bearbeitet. Rolf Kratzer war sofort bereit, diese historischen Werke aufzuführen und erweiterte dafür seine Turmbläser-Gruppe durch weitere jugendliche Musikanten und Musikantinnen zur Gruppe der Fuldaer Stadtmusikanten.
Bereits vor der offiziellen Vereinsgründung waren diese Stadtmusikanten aktiv: Sie traten erstmalig beim Stadt- und Weinfest 1987 mit großem Erfolg auf. Die Presse schrieb darüber: "Eine alte Tradition lebt wieder auf", und der Fuldaer Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger meinte, diese Gruppe müsse "zu einer bleibenden Einrichtung" werden. Er regte die vereinsmäßige Gründung an und sagte auch finanzielle Hilfen der Stadt zu. So wurden am 5. März 1988 auch die "Fuldaer Stadtmusikanten 1823/1988" als eingetragener Vereine gegründet.
Beide Gruppen sind rechtlich verschiedene Vereine, jedoch ist der Vorstand beider Vereine identisch: Erster Vorsitzender ist seit 1988 Manfred Zimmermann, Fulda, Von-Weißenburg-Straße 43; Dirigent ist Rolf Kratzer, Fulda, Gutberletstraße 24; Kassierer ist Werner Schmitt, und Schriftführerin Rosemarie Kratzer. Satzungsgemäß werden im Frühjahr jeden Jahres Hauptversammlungen mit Berichten und Kassenprüfungen und in zweijährigem Turnus Vorstands-Neuwahlen durchgeführt. Diese Wahlen haben bisher immer den seitherigen Vorstand bestätigt.
Die Fuldaer Stadtmusikanten treten in alter Tradition bei weltlichen und kirchlichen Festen und Feiern auf und spielen in Biedermeier-Kostümen hauptsächlich Kompositionen heimischer Komponisten aus dem 19. Jahrhundert (meistens in geringfügigen Bearbeitungen). In ihrem Repertoir stehen Lieder, Menuette, Märsche, Walzer, Mazurkas, Polkas und Rheinländer, u.a. von Heinrich Henkel (Fulda), Florentin Seifert (Hilders), Johann Gerstung und Nikolaus Zitzmann (Gersfeld), Anton Fack (Kaltennordheim) und Anton Rehm (Poppenhausen). Dazu kommen Kompositionen aus neuerer Zeit, z.B. Werke von Rüdiger Beer (geb. 1924), Michael Klein (geb. 1955) und Rolf Kratzer (geb. 1928).
Die historischen Biedermeier-Kostüme für die Stadtmusikanten stellte zunächst der Fuldaer Heimatverein "Brunnenzeche" leihweise zur Verfügung, bis nach und nach aus eigenen Mitteln und unter Mithilfe von Spenden und städtischen Zuschüssen eigene Kostüme beschafft werden konnten. (Eine Biedermeier-Jacke mit Weste kostet etwa 600 Mark.) Durch ihre Auftritte tragen die Fuldaer Stadtmusikanten und die Turmbläser Wesentliches zum kulturellen Leben Fuldas bei und sind im In- und Ausland zu "musikalischen Botschaftern ihrer Heimat" geworden. Beide Gruppen sind bereits mehrmals im Rundfunk und Fernsehen aufgetreten und haben auch einen eigenen Tonträger mit typischen Musikstücken herausgebracht.

Quellen: Hessisches Staatsarchiv Marburg, Stadtarchiv Fulda; Vereinschronik.

Näheres über die Musik am fürstbischöflichen Hof und über das Musikleben in Fulda und der Rhön (von Abtsroda bis Zella) ist im Buch Symbol: Externer Link"Musikantenleben" von Gottfried Rehm zu finden, das 1997 vom Fuldaer Geschichtsverein herausgegeben worden ist.

© 1997 Symbol: E-Mail LinkG. Rehm
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Symbol: Interner LinkProf. Gottfried Rehm. Alle Rechte beim Autor.

Symbol: Interner Link... zurück


Anzeigen
Hotel & Gasthof Zum Taufstein


| nach oben |
Geschichte & Geschichten

Geschichte & Geschichten

Weitere Artikel zum Thema

© by rhoenline & rhoenline-media