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 Startseite > Rhoenline > Geschichte(n) > Rhöner Musikanten in aller Welt > Rhöner Musikanten Teil V >

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Oberweid

Sehr bekannt "im bayerischen Ausland" war Mitte des 19. Jahrhunderts die Gottbehütsche Musikgesellschaft aus dem damals sächsischen Oberweid, die hauptsächlich aus Mitgliedern der Familie Gottbehüt bestand, nämlich Adam, Georg, Johann, Johann Georg, Kaspar und Wilhelm Gottbehüt. Der Leiter dieser Gruppe, Johann Georg Gottbehüt, hatte 1861 seine Musikprüfung bei Lehrer Fell in Hilders abgelegt. In dieser Gruppe wirkten noch mit: Georg und Johann Dänner, Johann Leimbach, Georg Wiegand und Valtin Vey aus Oberweid. Sie spielten meistens in den "ausländischen Bezirken" Hilders und Gersfeld. Eine kuriose Begebenheit sei erwähnt: Der genannte Johann Leimbach wurde 1856 bei der Polizei angezeigt, weil er im Wirtshaus zu Thaiden als "Ausländer" mit einem ungültigen Pass und ohne Lizenzschein zur Kirmes aufgespielt hatte. Die bayerische Behörde reagierte jedoch nicht kleinlich und vermerkte auf der Anzeige lediglich: "Zu den Akten!"

Ostheim

Von hier stammten die Musikanten Bickel und Quillmann, die mit Musikern aus Wickers und Eckweisbach jahrelang jeden Sommer in Baden-Baden unter der Leitung des Fuldaer Johann Link musizierten. Diese Musikanten sind "in aller Welt" gewesen, u.a. in England und Frankreich. Ein Baron von Wiedenhofen ermunterte sie bei einem ihrer Auftritt in Baden-Baden, nach Russland zu reisen. Sie gingen also zu Fuß über Riga nach St. Petersburg, wobei sie immer auch unterwegs gespielt und "gesammelt" haben. In St. Petersburg spielten sie sogar vor dem Zaren. Bickel hatte dafür einen Marsch zu Ehren des Zaren komponiert, der, wie Leopld Höhl berichtet, dessen Lieblingsstück wurde. Bickel wurde daraufhin zum Gardekapellmeister ernannt und blieb einige Jahre in Russland. Auch Quillmann hielt sich zwei Jahre dort auf, schloss sich dann als Musiker einer Wanderbühne an, mit der er u.a. durch Belgien und Frankreich zog.

Poppenhausen

Anton Rehm (1820-1880) war Leinweber und ein vielseitiger Musikant: Er spielte Violine, Klarinette, Streichbass und Tuba - und hat auch komponiert. Nach 1850 war er in einem Zirkusorchester tätig, mit dem er "durch die halbe Welt" reiste. Zuletzt war er in Holland musikalisch aktiv, wo er 1880 gestorben ist. Sein Sohn Adalbert Rehm (1847-1931) spielte Geige, Klarinette und Klavier. Er hat fast alle Nachwuchsmusiker von Poppenhausen unterrichtet und wirkte führend in der Dorfmusik mit, eine Zeitlang auch bei einer Weyherser Musikgruppe, mit der er 1870 und 1873 auf Musikreisen u.a. in Holland war. Adalbert Rehms Söhne Friedrich (Klavier), Cosmas und Damian (Violinen) musizierten oft zusammen mit Ludwig Mihm (Trompete) in Bad Brückenau - für 3 Mark Lohn die Nacht, wobei sie zu Fuß von Poppenhausen nach Brückenau und zurück gingen, "bei Wind und Wetter".

Reichenhausen

Niklaus Abe und Matthäus Böhmer aus dem damals sächsichen Reichenhausen erhielten 1855 eine Spielerlaubnis für den bayerischen Gerichtsbezirk Hilders. Böhmer hatte 1855 seine Musikprüfung auf Klarinette bei dem Hilderser Lehrer und Chordirigent Reichert mit "sehr gut" abgelegt.

1860 waren für Bayern lizensiert: Johann Adam Abe junior und senior, Johann Nikolaus Abe, Johann Christian Bauß, Matthäus Böhmer, Johann Adam Matthes und Johann Joseph Völker.
1865 beantragten folgende Musiker eine Spiellizenz für das damals bayerische Kleinsassen, wobei auch nähere Angaben über sie in den Akten erscheinen: Johann Adam Abe II (Landwirt, 38 Jahre alt), Johann Adam Abe III (Webergeselle, 25 Jahre alt), Niklaus Abe (Weber, 45 Jahre), Matthäus Böhmer (Gemeindehirt, 31 Jahre), Johann Adam Mathes (Landwirt, Holzarbeiter und Musikant, 25 Jahre). In Kleinsassen spielten sie schon seit Jahren beim Wirt Johann Aha zu Tanz und Unterhaltung. Im Gutachten ihrer Heimat-Gemeinde, das zur Lizenzerteilung immer erforderlich war, wird ihnen bescheinigt, dass sie sowohl für die Tanzmusik als auch für die Kirchenmusik gut geeignet seien.

Schafhausen

Das bayerische Bezirksamt Gersfeld verfügte 1864: "Ist folgender Lizenzschein auszufertigen: Den 3 Musikanten Johann Hohmann, Georg Bach und Johannes Thomas aus der großherzoglich Sachsen-Weimarischen Gemeinde Schafhausen wird auf Antrag des Wirtes Johann Adam Kirchner von Neuswarts hiermit die Bewilligung ertheilt, während der Dauer eines Jahres im Kirchner'schen Wirtshaus bei Kirchweih, Hochzeiten und etwa sonstigen feierlichen Gelegenheiten, bei welcher überhaupt öffentliche Tanzmusik bewilligt wird, aufspielen zu dürfen." Auch in anderen bayerischen Orten sind diese Musikanten damals aufgetreten.

Schwarzbach

Johann Wassermann, 1757 geboren, trat jahrelang jeden Sommer als Musikant "im Ausland" auf. Er war Geiger und (im Winter) Leineweber. Während einer ausgedehnten Musikreise ist er 1815 bei Soest in Westfalen gestorben. Sein Sohn war der berühmte Musiker Heinrich Joseph Wassermann (1791-1838), Schüler von Michael Henkel, Fulda, und Louis Spohr, Kassel. Als Violinist, Komponist und Dirigent hat Heinrich Joseph Wassermann von 1817 bis zu seinem frühen Tode 1838 das Musikleben in Zürich, Genf und Basel nachhaltig beeinflusst. Chorkompositionen von ihm, seine "Weihnachts-Pastorellen" für Orgel und Kammermusik aus seiner Feder werden neuerdings in Fulda und der Rhön wieder häufig aufgeführt.

Stepfershausen

1864 schrieb der Gastwirt Karl Schmitt aus dem damals bayerischen Kleinsassen an das Bezirksamt Gersfeld: "Es ist mir nicht möglich, auf die kommenden Kirchweihtage inländische Musik aufzutreiben, da in den meisten Orten der Umgebung gleichzeitig das Kirchweihfest gefeiert wird." Er würde gerne wieder die sächsischen Musikanten aus Stepfershausen verpflichten, die schon öfters bei ihm Tanzmusik gespielt hätten, und beantragte für folgende Musikanten eine Spiellizenz: Daniel Dürr, Karl und Kaspar Dütsch, Peter Gutberlet, Matthäus Kellner, Ludwing und Matthäus Ritz und Wilhelm Stumpf. Diese Musikanten spielten Mitte des 19. Jahrhunderts häufig im Bezirk Gersfeld.

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