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Peterchens Mondfahrt Wasserkuppe

Kreuzungen und Verzweigungen an der alten Straße

Mit Ausnahme zweier "Zweige", welche die alte Straße in das Kinzigtal "schickt", nennt Landau keine weiteren Kreuzungen oder Verzweigungen. Der "Zweig", den die alte Straße nach Wirtheim an der Kinzigstraße "schickt", dürfte die Verbindung nach bzw. von Gelnhausen sein und der nach Steinau ist die "Vogelsberger Weinstraße", die durch den Vogelsberg über Lauterbach nach Westen führte.

Zwischen den Sparhöfen und Sterbfritz im Gebiet der Breiten First nahm die alte Straße jedoch auf einer kurzen Strecke eine weitere wichtige Straße auf, der in der Altstraßenforschung ebenfalls kaum Beachtung geschenkt wurde: Es ist m. E. die "Große Nord-Süd-Verbindung". Nach Landau (44) führte diese von Norden kommend

" ... nach Hersfeld und da in 2 Armen entweder auf der alten Bergstraße, welche längs der Fulda hinauflief oder im Tale über Hünfeld nach Fulda.
Weiter führte die Straße nach Neuhof, über Nieder- und Mittelkalbach, Veitsteinbach, wo Fulda 1357 einen Zoll erhielt, über Sterbfritz, zwischen Alten- und Neuengronau hindurch, wo sie noch jetzt die Alte Weinstraße heißt, über die Dörfer Sinn, wo sie schon 1015 genannt wurde (Schannat), nach Hammelburg." (Und sicher weiter nach Süden und Südosten)

In der Übersichtskarte zu Görichs Aufsatz "Hünfeld im frühen Fernstraßennetz" ist sie östlich von Neuhof als "Weinweg" eingezeichnet. (45) Über den Verlauf der "Großen Nord-Süd-Verbindung" hatte Görich jedoch andere Vorstellungen, auf die ich weiter unten näher eingehen werde.

Vom Dammersfeld nach Salz

Rösser (46) vermutete eine Verbindung vom Dammersfeld über das Kreuzberggebiet bis nach Wechterswinkel. Bei Landau findet sich kein Hinweis auf eine Verzweigung im Dammersfeld. Görich hingegen erwähnt in einem Aufsatz eine Verbindung von Fulda, die über Thalau zum Dammersfeld und weiter über den "befestigten Kreuzberg" nach Salz geführt habe.(47)

Für ihn war dies die oben bereits erwähnte "Große Nord-Süd-Verbindung", auf der man aus dem Norden nach Hammelburg und Würzburg gelangen konnte. Er steht dabei im Widerspruch zu Landaus Beschreibung, die dieser zwar rund 150 Jahre zuvor gemacht hat, die aber wie all seine Forschungsergebnisse, alten Akten entnommen sind.

Aber es steht hier nicht zur Debatte, ob diese eine Hauptverbindung war oder nicht, beide Verbindungen gelten in der Altstraßenforschung als wahrscheinlich. Ich bin zudem der Auffassung, dass es auch schon in der Frühzeit mehrere Varianten gab, bei deren Auswahl neben anderen Dingen sicher auch die Jahreszeiten und die Wetter- und Klimaverhältnisse eine große Rolle spielten.

Immerhin führt die Straße über das Dammersfeld auf rund 850 Meter Höhe, während die Strecke über die "Breite First" deutlich unter 600 Höhenmeter bleibt. Auch durch politische Verschiebungen und neue Siedlungen oder Aufgabe von bestehenden gab es zu allen Zeiten Änderungen am Verlauf und an der Bedeutung der Wege.

Die von Rösser vermutete und von Görich wahrscheinlich gemachte Straße über das Dammersfeld könnte zwischen Dalherdakuppe und Dammersfeldkuppe auf Höhe 848 m die von Landau beschriebene alte Straße gekreuzt und sich danach über die Dorfstelle Reussendorf zur Wasserscheide zwischen Sinn und Brend fortgesetzt haben.

Sie könnte aber auch mit Landaus "Hauptbahn" bis zum Schachen geführt haben, von dort direkt über die Wasserscheide zwischen Sinn- und Brendtal zum Sattel ("An den 3 Kreuzen") zwischen Arnsberg und Kreuzberg und weiter auf der nördlich Kreuzbergflanke zum Käulingsberg.

Nur knapp 2 km entfernt vom Wegestern auf Höhe 848 m liegt die Burgruine Rabenstein. Eine Kreuzung der alten Straße in der Nähe der Burgruine Rabenstein würde die damalige Funktion der noch wenig erforschten Ruine erklären: Sie hätte damit die Sicherung der beiden Straßenverzweigungen, insbesondere aber die Sperrung der Straße nach Fulda zur Aufgabe gehabt.

  • In meinem Aufsatz über den Ortesweg habe ich die Feststellung getroffen, dass die alten Übergänge über die Hochrhön über viele Jahrhunderte unverändert blieben, weil sie den günstigsten Gegebenheiten im Gelände folgten. Dies galt bis zum Bau der neuzeitlichen Straßen, der in der Rhön sehr spät begann und zunächst nur die Hauptverbindungen betraf (z.B. Gersfeld – Bischofsheim und Tann - Bischofsheim). Die Anlage von Wegen für Forstzwecke begann erst mit der planmäßigen Bewirtschaftung des Waldes.
  • In der "Karte des Deutschen Reiches, Blatt 4888 Gersfeld , herausgegeben von der Kartografischen Abteilung der kgl. Preußischen Landesaufnahme 1909 1: 100.000", also aus der Zeit vor der Einrichtung des Truppenübungsplatzes, ist eine Verbindung als Nebenweg von Dalherda an der Flanke der Dalherdakuppe auf die Höhe westlich vom Höhenpunkt 848 eingezeichnet, wo sie auf die alte Hochstraße trifft. Am Höhenpunkt 848, einem Wegestern, verlässt sie diesen wieder, um vermutlich der günstigsten Linie im Gelände folgend, über Reussendorf in das Tal der Sinn bei Wildflecken hinabzusteigen. Dieses Gebiet ist heute noch immer Truppenübungsplatz.
  • Für die Fortführung der alten Straße vom Käulingsberg bietet sich der durch die natürlichen Gegebenheiten vorgezeichnete Weg auf dem Höhenrücken durch den Salzforst zum Mündungsgebiet der Lauer in die Fränkische Saale an.

Dass der Kreuzberg nicht abseits aller wichtigen frühmittelalterlichen Verkehrswege lag, dafür spricht unter anderem der Volksmund: Denn der Sage nach soll der heilige Kilian auf dem Kreuzberg im Jahre 686 das erste christliche Kreuz errichtet und gegen die Heiden gepredigt haben. Damit sei der Berg zum Ausgangspunkt für die Missionierung der Rhön gemacht worden. Der Kreuzberg war wohl befestigt, denn Wallspuren sind deutlich erkennbar. Allerdings vermutet man aufgrund der Ausdehnung, dass es sich um einen abgeschlossenen Bezirk handelte, der kultischen Zwecken diente. Für militärische Zwecke dürften die Mauern zu schwach gewesen sein. (48)

Dies stützt auch die These, dass die Christianisierung ihren Ursprung für die Rhön durchaus auf den Kreuzberg hatte und so ist es nicht von der Hand zu weisen, dass sich in vorchristlicher Zeit dort tatsächlich ein "Heidnisches Heiligtum" befand und Kilian, wie auch Bonifatius mit der Wotanseiche, die Macht des Christentums durch die Errichtung eines Kreuzes demonstriert hat. Eine Kapelle befindet sich an der Stelle des heutigen Klosters seit der Zeit des Fürstbischofs Julius Echter, wohl seit 1520.

Dass sich die alte Verbindung auf dem Kamm des Höhenrückens südlich, also oberhalb des Brendtales, als Hochstraße fortgesetzt hat, ist nach den frühen Straßen- und Siedlungsverhältnissen mehr als wahrscheinlich. Ein Weg durch das Flusstal kommt wie in anderen Gebieten auch erst mit der dortigen Besiedlung infrage. Wagner schreibt:

"Mit der Erschließung der Randgebiete des alten Siedlungslandes nahm der Druck der langsam aber stetig wachsenden Bevölkerung zu und verlagerte sich auf noch nicht erschlossenes, weil nur begrenzt siedlungsfähiges Gelände."

Zwar sind die Ortsnamen Unterweißenbrunn, Wegfurt, Frankenheim, Haselbach und Schönau bereits auf karolingische Zeit zurückzuführen, doch werden diese Orte erst 1234 urkundlich genannt.

Dafür sprechen auch die natürlichen Gegebenheiten: Der Höhenzug zielt direkt auf die Einmündung des Lauertales in das Tal der Fränkischen Saale und ist damit die natürliche, direkte und zugleich günstigste Trassenführung zwischen Dammersfeld/Kreuzberg und der Saale. Er mündet damit in einen Bereich, wo weitere alte Fernverbindungen zusammentrafen:

  • aus dem Raum Schweinfurt/Würzburg
  • von Norden und Osten über den Thüringer Wald und Mellrichstadt
  • Thüringer Wald/Gleichberge - Saal und Königshofen durch den Bildhäuser Forst
  • von Bamberg durch die Haßberge und den Bildhäuser Forst
  • aus dem Tullifeld (Feldatal) über Ostheim

In diesem Bereich, der wie jetzt erneut die aktuellen Sondierungsgrabungen der Archäologischen Arbeitsgruppe Rhön-Grabfeld (51) bestätigen, auch in merowingischer und fränkischer Zeit stark besiedelt war, musste die Fränkische Saale über- oder durchquert werden.

Nicht nur deshalb erscheint es geradezu zwingend, dass man an dieser wichtigen Kreuzung eine Pfalz zur Sicherung oder als Rastplatz errichtet hatte. Der Platz der alten Pfalz Salz wäre in der Verlängerung des alten Weges nach Südosten zum heutigen Bildhäuser Forst zu suchen. Dort liegt der Ort Salz, am Weg in Richtung Bamberg, Königshofen, Gleichberge, östlicher Thüringer Wald.

Fortsetzungen der vermuteten Straße des Königs nach Nordosten und Osten:

  1. Im Neustädter Becken traf die Straße des Königs aus dem Rhein-Main-Gebiet auf die Straße, die aus dem Raum Schweinfurt/Würzburg zum Thüringer Wald zog. Diese dürfte weiter über Mellrichstadt und Rohr nach Erfurt verlaufen sein. Allerdings ist davon auszugehen, dass auch sie nicht im Tal, sondern auf einer der Höhen verlief. Möglicherweise ab Brend über den Altenberg, dann durch die Furt bei Unsleben und danach auf der östlichen Höhe neben der Streu. (52)
  2. Die "kürzeste Verbindung" des Mainzer Erzbischofs nach Erfurt dürfte von Burgwallbach aus zum Kollertshof gezogen sein, dort die Brend durchquert und danach als heute noch vorhandene und so genannte Hohe Straße durch den Wald oberhalb von Lebenhan über Wechterswinkel, Frickenhausen und Oberstreu (Schlacht bei Strowi 1078) zum Thüringer Wald gezogen sein.(53)
  3. Laut Dieter Wolf führte eine Straße nach Unsleben, die den Ort im Bereich der heutigen Lehmgrube erreichte. Jenseits des Flüsschens Streu führte diese auf die Hochfläche zwischen Bahra und Junkershausen und setzte sich als Hochstraße durch den "Weigler" nach Rappershausen – Römhild fort. Von Rappershausen ist die Verbindung über Römhild – Gleichberge zum Thüringer Wald anzunehmen. Nach Wolf, der die Verbindung vom Kreuzberg nach Rappershausen in den 1960er Jahren untersuchte, wussten ältere Bewohner der umliegenden Dörfer von der ehemaligen Straße und benannten sie als Straße, deren Endpunkte Frankfurt und Leipzig gewesen seien. (54)

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