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Landhaus Hubertus

Name und Verlauf der Straße

Die Fernstraßen vor dem Bau der "Kunststraßen", wie man die Chausseen nannte, hatten keinen Eigennamen, keinen definierten Beginn und Ende, wie heute z.B. die Autobahnen und Bundesstraßen. Sie wurden in der Bevölkerung stets nach einem nahegelegenen Ziel benannt, dem nächsten Ort oder im günstigsten Falle nach einer nahegelegenen großen Stadt. (37)

Auch die durch die Altstraßenforschung beschriebenen Straßenzüge wie die Birkenhainer Straße und der Eselsweg im Spessart haben nicht an den Orten begonnen, an denen die Straßenforscher sie beschrieben. Vielmehr waren sie Teilstrecken uralter Verbindungswege, die durch ganz Europa zogen. Der Spessart, der Vogelsberg und, wie es scheint, auch Teile der Rhön, waren von einem Netz alter Fernwege überzogen, die überwiegend als Höhenwege verliefen und zusammengehörig betrachtet werden müssen.

Dies lässt sich besonders an der Weinstraße verdeutlichen, die von Westen herziehend über den Vogelsberg läuft, bei Steinau das Kinzigtal durchquert und sich auf der anschließenden Höhe im Spessart in mehrere Arme verzweigt, die auf einigen Teilstrecken auch heute noch Weinstraße heißen. Die Bezeichnung hat nichts mit Wein zu tun, der eventuell auf dieser Straße transportiert wurde, sondern kommt von "Wagen", ist also ein Gattungsname für Straßen, auf denen mit dem Wagen gefahren werden kann. (38)

Weinstraßen kommen in ganz Deutschland vor. Eine wichtige Teilstrecke dieser Weinstraßen ist die heute so genannte Birkenhainer Straße durch den Spessart. Sie wurde auch auf Teilstrecken Nürnberger Straße, Schiffsweg, auch Hochstraße und Weinstraße genannt.

Auch für einen Straßenzug von Mainz bzw. Frankfurt nach Salz bzw. Erfurt gibt es keinen überlieferten Namen. Dies ist durchaus normal, wie die andere Beispiele zeigen, denn die durchgängige Benennung eines Altstraßenzuges ist meist eine Hilfskonstruktion der Heimat- oder Altstraßenforscher.

Gleichwohl scheint diese Verbindung wohl ihre Bedeutung gehabt zu haben, wie oben ersichtlich. Die dafür infrage kommende Strecke ist, aus heutiger Sicht betrachtet, zunächst eine Teilstrecke der Birkenhainer Straße und des Eselsweges. Für den weiteren Verlauf – etwa ab dem Raum Steinau an der Straße / Schlüchtern bis in die Rhön - gibt es mit Ausnahme eines Streckenabschnittes, auf dem sie Weinstraße und Hohe Straße heißt, keinen besonderen Eigennamen.

Als gesichert gilt heute der Verlauf der Birkenhainer Straße genannten Hochstraße vom Übergang über den Rhein bei Mainz-Weisenau auf dem südlichen Hochufer des Maines, vorbei an Frankfurt nach Osten.

Georg Wolff (39) nannte diesen Teil der Verbindung "Bischofsstraße", möglicherweise aufgrund der Reisen der Mainzer Erzbischöfe auf dieser Strecke. Auch gibt es noch heute eine so genannte Teilstrecke im Wald von Frankfurt und Offenbach.

Der Main wurde bei Hanau-Groß-Steinheim über- oder durchquert, wo sich vermutlich als Vorläufer der Eppsteinischen Burg eine fränkische Befestigung befunden hat.

Vom anderen Mainufer bei Hanau-Großauheim ausgehend verlief sie danach auf die Höhen des nördlichen Spessarts und verzweigte sich in der Nähe von Flörsheim/Lohrhaupten nach Gemünden am Main, nach Groß-Heubach am Main und nach Nordosten in Richtung Rhön/Thüringer Wald.

Hinweise auf eine Verbindung von Frankfurt über den Spessart in die Rhön gab erstmals Georg Landau in seiner Arbeit "Die Straßen von Mainz und Frankfurt nach Leipzig". (40) Er beschrieb darin eine "Hauptbahn" aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Mitteldeutschland:

"... eine andere Hauptbahn führte von Hanau als Hochstraße über den Spessart und die Rhön. Bis in die Nähe von Mosborn im Gerichte Lohrhaupten folgte diese Straße der sogenannten Birkenhainer Straße. Erst hier trennte sie sich von dieser und zieht anfänglich nördlich, später nordöstlich zwischen Flörsbach und dem Burgberge hin nach Lettgenbrunn und Villbach, am Beilstein vorbei, durch das "Orber Reisig", wo sie schon im 10. Jahrhundert "der Rennweg" genannt wird (41), und ein in Wirtheim von der Kinzigstraße abgehender Zweig sich mit ihr verband.

Weiter zieht sie auf den Höhen links des Jossagrundes hin, zwischen Ahlsberg und Marjoß durch, wo sie 1386 die Hohe Straße genannt wird und einen Zweig südlich an der Seidenrother Warte hin nach Steinau sendet.

Hinter Marjoß läuft sie durch den Schwarzen Schlag, wo das ehemalige Dorf Ratzerod lag, und bis Sterbfritz, wo den Zoll die Grafen von Hanau bereits 1419 zu Reichslehen hatten. Das letztere lässt sie links liegen und folgt der hanau-huttischen Grenze (oberhalb von Ramholz), steigt unter dem Namen der Hohen Straße über den Senseberg, nach den Hohen Tannen (Breite First), wo ein alter behauener Stein, der Tiegelstein genannt, neben ihr steht, der, wie ein oben befindliches ödes Loch vermuten lässt, ehemals zum Gestelle eines Kreuzes diente.

Von diesem Steine gelangt man zu drei Marksteinen, neben den sich mehrere dicht einander aufgeworfene Gräben befinden, welche einem befestigten Lager, das Volk nennt es Schwedenlager, gedient haben sollen.

Rechts bleibt dann die Wüstung Romerzbrunnen (Ramaudesbrunn), neben der die Straße eine ziemlich lange Strecke mit Basalt gepflastert ist, ein Zeichen, dass sie noch in später Zeit befahren wurde. Weiter zieht sie über die Breite First nach dem Sparhofe und, fortwährend auf der Wasserscheide zwischen Rhein und Weser sich haltend, durch das Rosengärtchen bei Heubach, neben der Mottener Haube und unter dem Maria-Ehrenberge und an dem östlichen Hange des Dammersfeldes hin, durch den Bereich der Trümmer des Rabensteines, am Eierhauck vorbei, durch die sogenannte Schwedenschanze, zwischen dem Schachen- und Reesberge oberhalb von Kippenbach hin, wo sie jetzt die Landwehr genannt wird.

Während nun die Stadt Hersfeld (42) links und die Osterburg bei Bischofsheim rechts bleiben, tritt die Straße am Abhange des Himmeldunkberges in das Rote Moos und auf die Hochfläche der Hohen Rhön und senkt sich daraufhin über Wüstensachsen in das Tal der Ulster.

Von da ist der Zug der stets beträchtlich breiten, hin und wieder gepflasterten und zuweilen durch Gräben begrenzten Straße ungewiss. Wahrscheinlich teilte sie sich und führte teils links am Ulstertale hinab, teils rechts nach den Hochpässen des Thüringer Waldes, um sich der sächsischen Hochstraße anzuschließen. Doch konnte sie ebenso wohl auch zur Verbindung Frankfurts mit den Hansestädten dienen."

Dieser Beschreibung ist im Prinzip nichts hinzuzufügen: Man kann den Verlauf dieser "Hauptbahn" mit Ausnahme seines letzten Streckenabschnittes noch heute gut nachvollziehen. Leider ist ihr weder eine zeitliche Einordnung noch die Quelle zu entnehmen, der sie entstammt.

Landau war kurfürstlicher Archivrat in Kassel und wertete für seine Altstraßenforschung u.a. die überlieferten Akten über Feldzüge und fürstliche Reisen aus. Möglicherweise ist die obige Beschreibung der Beschreibung eines geheimen Nebenweges für Kriegsfälle entnommen, denn die alten Hochstraßen dienten bis ins 19.Jahrhundert auch solchen Zwecken. (43) Die Beschreibung Landaus ist neben der urkundlichen Erwähnung des "Rennweges" als kürzeste Verbindung zwischen Mainz und Erfurt das wichtigste Glied dieser Arbeit.

Ich habe keine Arbeiten gefunden, die sich näher mit der von Landau beschriebenen Strecke befasst haben, obwohl sich noch heute bereits beim Studium der topografischen Karten die Strecke anhand der Flurbezeichnungen und Namen wie "Weinstraße" und "Hohe Straße" gut nachvollziehen lässt.

Vielleicht liegt es am Grenzbereich zwischen Hessen und Bayern und daran, dass die Straße in ihrem nördlichen Bereich seit mehr als 60 Jahren durch den Truppenübungsplatz Wildflecken führt, der bis heute nicht öffentlich zugängig ist.

Für die hessische Altstraßenforschung waren auch stets die Verbindungen über den Vogelsberg (Kurze und Lange Hessen, Hohe Straße – Antsanvia, Kinzigtalstraße) als Verbindungen des Rhein-Main-Raumes nach Mitteldeutschland von großer Bedeutung. Hier gibt es urkundliche Nachweise, hier ist das Kloster Fulda mit seiner frühen Erwähnung der Altstraßen in seiner Gründungsgeschichte tangiert.

Für die fränkische Straßenforschung ist es die weiter östlich in Süd-Nord-Richtung ziehende Verbindung von Würzburg über Schweinfurt, Münnerstadt, Salz (Neustadt) und Mellrichstadt zum Werratal.

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