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Landhaus Hubertus

Rhöner Ritter und die Kalenderreform

von Prof. Gottfried Rehm

Papst Gregor VIII. hatte 1582 den ungenauen Julianischen Kalender durch den wesentlich verbesserten Gregorianischen Kalender ersetzt. Denn die alte Julianische Zeitrechnung war im 16. Jahrhundert gegenüber dem tatsächlichen Jahresablauf bereits um 10 Tage zurückgeblieben. Um wieder Kalender und Jahreszeit in Einklang zu bringen, ließ Papst Gregor auf den 4. Oktober 1582 gleich den 15. Oktober folgen - dann wurde nach dem neuen Kalender mit seiner Schaltjahr-Regelung fortgefahren.

Die katholischen Länder übernahmen diesen neuen Kalender, während die evangelischen dies zunächst noch nicht taten. Auch im Hochstift Fulda war der Gregorianische Kalender eingeführt worden. Die fuldischen (buchonischen) Ritter jedoch, die inzwischen mit ihren Untertanen evangelisch geworden waren, zögerten mit der Übernahme. Als im September 1586 der damalige Administrator des Hochstifts Fulda, Erzherzog Maximilian von Österreich, Fulda seinen "Anrittsbesuch" abstattete, legte er der Ritterschaft dringend nahe, den neuen Kalender aus Gründen der Einheitlichkeit ebenfalls in ihren Gebieten einzuführen. Die meisten Ritter waren damit einverstanden, einige aber waren dagegen, so u.a. Otto Heinrich von Ebersberg genannt von Weyhers zu Gersfeld.

Die Regierung in Fulda versuchte nun, in Einzelgesprächen die verweigernden Ritter vom Nutzen der Kalenderreform zu überzeugen. So erging am 16. Dezember 1588 eine fuldische Einladung auch an Otto Heinrich von Ebersberg zu einem Gespräch in der Fuldaer Kanzlei. Die Fränkischen Ritter, die "Reichsritter" waren und den neuen Kalender nicht angenommen hatten, rieten Otto Heinrich jedoch, sein Erscheinen in Fulda hinauszuzögern oder sich auf nichts einzulassen. In der Folgezeit übernahmen die fuldischen Ritter zwar die neue Zeitrechnung, in privaten und offiziellen Schreiben datierten aber die meisten schon bald wieder nach dem alten julianischen Kalender - oder verwendeten beide Datierungen gleichzeitig. Im Jahre 1632, als Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel das Stift Fulda mithilfe der Schweden besetzt und übernommen hatte, schafften die buchonischen Ritter - gegen den Willen Wilhelms - den Gregorianischen Kalender in ihren Gebieten offiziell sogar wieder ab.

Erst im Jahre 1700 führten die evangelischen Länder in Deutschland den neuen Kalender ein, England folgte 1752. Russland übernahm den Gregorianischen Kalender 1918, die Türkei 1927 und China sogar erst 1949.

© 1997 Symbol: E-Mail LinkG. Rehm
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors Symbol: Interner LinkProf. Gottfried Rehm. Alle Rechte beim Autor.


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