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Die geologische Geschichte der Rhön

Basaltmeere
Basaltmeere

Wer seinen Blick über die Kuppen der Rhön schweifen läßt, spürt förmlich, dass sich vor ihm eine Landschaft ausbreitet, die typisch vulkanischen Ursprungs ist

Bisher wurden ungefähr 500 Durchbrüche festgestellt, was darauf schließen läßt, dass in dieser Landschaft eine sehr rege vulkanische Tätigkeit herrschte. Das diese Ereignisse einer sehr jungen Periode unserer Erdgeschichte angehören, verrät uns das zu Basalt oder Phonolith erstarrte Magma. Es handelt sich hierbei um die junge Tertiärzeit, die man, da in diesem Zeitraum die Braunkohle entstand, auch die Braunkohlezeit nennt. Phonolith, das ältere graue Eruptivgestein, kommt fast nur in der hessischen Rhön vor. Es ist wenig witterungsbeständig und zerfällt im Laufe der Zeit. Wenn man dagegenschlägt, klingt es (Phonolith = Klingstein). Basalt, der jünger ist als Phonolith und der sich durch eine tiefblaue bis schwarze Farbe auszeichnet, ist wesentlich widerstandsfähiger. Von den verschiedenen Basaltarten in der Rhön kommt am häufigsten der Nephelinbasalt in unserer Gegend vor. Deshalb wird er auch in Steinbrüchen abgebaut und zu Schotter und Kies verarbeitet. Zum Beispiel verpachtete die Gemeinde Oberelsbach das Gebiet des "Steinernen Meeres" 1951 an die Basalt AG Linz am Rhein, der ihr fortan als Steinbruch diente und vierzig Männern, vorwiegend aus Oberelsbach und Ginolfs Lohn und Arbeit gab. Die Säulen wurden von der Wand gesprengt und in mühsamer Handarbeit auf 20, 40 und 50 cm Länge gebracht. Mit Loren wurden sie zu einer Halte gefahren, von wo sie dann - wenn eine Schiffsladung erreicht war - mit dem Lkw nach Hanau gebracht wurden. Dann ging es auf dem Seeweg nach Holland , um dort für Uferschutzbauten an der Zuidersee Verwendung zu finden. Es darf dabei nicht vergessen werden, dass ein wohl einmaliges Naturdenkmal auf unwiederbringliche Weise zerstört wurde. Denn an der Stelle des Steinernen Meeres gähnt heute ein Krater, der sich, da die unteren Schichten wasserundurchlässig sind, mit Wasser gefüllt hat und einen sogenannten Kratersee bildet. In diesem Umfeld wurde der Erholungsplatz "Steinernes Haus" angelegt, der in seiner Gesamtheit das typische Bild einer künstlich geschaffenen Landschaftsidylle nicht leugnen kann. Doch wie sah die Rhön vor dem Tertiär aus? Zunächst war die Rhön mit einem variszischen Faltengebirge bedeckt, welches an Größe die heutigen Alpen bei Weitem überragte. Dieses Grundgebirge wurde bei einer Bohrung bei Hettenhausen in 480 m Tiefe festgestellt und bestand vor etwa 350 Millionen Jahren, in der Zeit des Karbons. Zum Ende des Karbons war dieses Gebirge aber bereits völlig metamorphosiert. Somit konnte zu Beginn des Perms, vor ca. 270 Millionen Jahren, als die "Süddeutsche Festlandsschwelle" nach Norden hin einsank und in der Gegend zwischen Bad Kissingen und Meiningen ihre tiefste Stelle hinterließ, dieses eingeebnete Gebirge ein Meer überfluten, welches in einem mehrmals wechselnden Wüstenklima eintrocknete und in der Rhön ausgedehnte Zechsteinsalzlager hinterlassen hat. Nicht umsonst gibt es hier die großen Kalilager, Salinen und nicht Zuletzt die häufigen Mineralquellen die uns einen Vielzahl von Badeorten bescherten. Zutage tritt der Zechstein nur in ganz seltenen Fällen, so zum Beispiel im Nordwesten des Heppbergs auf Urspringer Gemarkung, wo sich eine 60 m lange und 15 m breite Klemmscholle aus graublauem Dolomit befindet, welche vermutlich zur sogenannten "Heustreuer Störzone" gehört.

Liegende Basaltsäulen
Liegende Basaltsäulen

Eine weiterer Abschnitt des Perms ist das sogenannte Rotliegende, welches ausnahmslos auf dem Festland entstanden ist. Das zum Anfang des Perms vorherrschende feuchtwarme Klima bedingte eine reiche Vegetation, deren Ablagerungen in Jahrmillionen zu Kohleflözen und Brandschiefer umgewandelt wurden. Aber auch der Sand der ehemaligen Küsten wurde in diesem Zeitraum zu dem eisenhaltigen Buntsandstein zusammengebacken, welcher heute eine Schicht von durchschnittlich 600 m, stellenweise aber auch 1000 m bildet Nur spezielle Organismen waren in der Lage sich den dortmaligen Lebensverhältnissen anzupassen. Die Fauna bestand vorwiegend aus Muscheln, Brachiopoden, Lebensspuren und Wirbeltierreste von Reptilien und Amphibien. Die Pflanzenwelt bestand aus Schachtelhalmen, Farnen, cycadeenartigen Gewächsen und Coniferen. Überlagert wird diese Schicht von Muschelkalkablagerungen der Triasmeere, deren stärke etwa 200 - 250 m beträgt und sehr reich an Versteinerungen ist.

Die geologische Geschichte der Rhön
Einzigartige Basaltformationen

Denn das damalige warme Klima führte zu weitaus günstigeren Lebensbedingungen. Gerade in unserer Gegend trifft man häufig den leicht bröckelnden Wellenkalk an, dessen Alter etwa 200 Millionen Jahre beträgt. Zu Beginn des Tertiärs, vor etwa 70 Millionen Jahren, bestand die gesamte Rhön aus einer leicht welligen Ebene in der es keinen hohen Berge gab. Man bezeichnet sie auch als die "Germanische Rumpffläche", die von zahlreichen und stellenweise sehr tiefen Seen durchzogen war. An den Rändern dieser Seen lagerten sich Schlamm und Kalk ab und in den Mooren sammelte sich die spätere Braunkohle. In den tieferen Schichten hat sich indessen eine wasserundurchlässige Tonschicht gebildet, die die Grundlage für die heutigen Moore in der Rhön, das Schwarze, Braune und Rote Moor, deren alter aber erst 6000 Jahre beträgt, bildet. Funde von der an das tropische Klima gebundenen Palme lassen auf ein vorherrschend feucht heißes Klima schließen.

Historische Aufnahme - Basaltsee am Steinernen Haus
Historische Aufnahme - Basaltsee am Steinernen Haus

Nach dieser Periode der auffallenden Ruhe - was man natürlich unter geologischen Gesichtspunkten betrachten muss - von mehreren Millionen Jahren, setzte ein Zeitalter von schweren Störungen ein, die auf das absinken des heutigen Mittelmeeres und der Entstehung der Alpen zurückzuführen sind, da sich dieser Druck nach Norden hin fortpflanzte. Dies führte dazu, dass unser Raum, der zu einer Rumpffläche geworden war, zerbrach. Es folgten Überlagerungen, aber auch vielfach reichte der Druck im Erdinneren aus, um den Weg für glutflüssige Magma freizumachen. Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass der Vulkanismus in Intervallen auf einen Zeitraum von 15 Millionen Jahren im mittleren Tertiär verteilt war (Oligozän und Miozän vor 50 - 31 Millionen Jahren).

Dabei muss man wohl von den liebgewordenen Vorstellungen feuerspeiender Vulkane, die die glutflüssige Magma mehr oder weniger durch Explosionen auf die Erdoberfläche schleuderten, abrücken, denn nach neueren Erkenntnissen waren die einzigen über Land ablaufenden Phänomene gelegentliche Ascheausbrüchen, welche zum Teil die Erdoberfläche bedeckten oder zu Haufen kumulierten. Nur in Ausnahmefällen hat wohl glutflüssige Lava die Erdoberfläche erreicht. Zumindest gibt es in der Bayrischen Rhön keine Beweise dafür.

Die Entstehung des Basaltsees bei Oberelsbach

Daraus folgt, dass der vorwiegend in unseren Raum vorherrschende Basalt unterwegs in den Schloten stecken blieb, da er von den Sedimentschichten aus dem Tertiär aufgehalten wurde, denn die typische Form der Basaltsäulen kann nicht entstehen, wenn sich die flüssige Magma an die Erdoberfläche ergießt. Dies führte unweigerlich dazu, dass zu den für die Rhön typischen vertikalen Schloten kam, von denen, wie schon vorher erwähnt, ca. 500 Stück gezählt wurden. Die dadurch entstandenen Erhebungen waren nach wie vor von Sedimenten bedeckt. Erst als der Zahn der Zeit der vorübergehenden Jahrmillionen an den Hangenden nagte, diese in die Täler geschwemmt wurden und ein weiterer geologischer Prozeß im Jungtertiär die Berge um ca. 100 Meter anhob, entstand das heutige Aussehen der Rhön.

Dadurch kann man leicht den Endruck gewinnen, es sei zu einem oberirdischen Deckenguss gekommen. Bei der durch die Hebung veranlassten stärkeren Abtragung und Talbildung, konnte nur noch der Basalt genügend Widerstand leisten. Am deutlichsten ist dies an Bergen wie der Milseburg oder auch unserem Gangolfsberg zu sehen. Der Basalt liegt nicht auf dem Berg, sondern tritt in Flözen an den Seiten heraus.

Die geologische Geschichte der Rhön
Historische Aufnahme: Basaltmeer am Steinernen Haus
Stehende Basaltsäulen (oben)
Stehende Basaltsäulen (oben)

Dabei tritt auch die typische Wabenform der Säulen zutage, die ja bekanntlich nur bei einem unterirdischen Erkalten zustande kommt, und heute noch am Gangolfsberg - im Gegensatz zum Steinernen Haus, bei dem sie senkrecht stehen - in der einzigartigen waagrechten Struktur zu sehen sind, was darauf hindeutet, dass der Schlot seitwärts am Berg heraustrat.

Durch ständige Erosion, bei der nach und nach der Boden abgetragen wurde, brachen die Säulen und rutschten den Hang hinunter. So kommt es zu den eindrucksvollen Basaltmeeren, wie sie früher beim Steinernen Haus zu sehen waren, oder am Gangolfsberg heute noch zu sehen sind.

Basaltsee
Basaltsee

Geologische Zeittafel

Schema eines Schlotes


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