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Mit dieser Arbeit will ich versuchen, den Verlauf des alten Fernweges von der Fuldafurt bei Bronnzell bis ins Grabfeld zu rekonstruieren. Neben dem Studium der entsprechenden Urkunden bzw. der Literatur und der topographischen Karten war es schon immer wichtig, als Ergänzung die ins Auge gefassten Strecken auch abzugehen. Dies hat wesentlich zu den folgerichtigen Erkenntnissen des hessischen Altstraßenforschers Müller beigetragen, der fast alle von ihm beschriebenen Altstraßen im Vogelsberggebiet und in der Wetterau selbst in Augenschein nehmen konnte. Auch Willi Görich verfuhr so.
Diesen Grundsatz habe ich mir zueigen gemacht. Ich habe 1996 und 1997 viele Hundert Kilometer mit dem Mountainbike - wo dies nicht ging zu Fuß - zwischen Fulda und Streu zurückgelegt und dabei versucht, den möglichen Wegezug zu rekonstruieren. Dabei ging es nicht darum herauszufinden, wie der exakte Verlauf des uralten Weges war. Vielmehr zu beweisen, dass dieser alte Weg mit großer Wahrscheinlichkeit so verlaufen sein könnte und dass er aufgrund seiner genialen Anlage auch noch in späteren Zeiten benutzt wurde.
Die Arbeitsgrundlage oder Ausgangsthese meiner Untersuchung war einerseits die bereits oben erwähnte von Hahn aufgestellte Vermutung, dass der alte Weg die Verbindung zwischen den Hauptstädten und damit auch den Siedlungsgebieten der keltischen Stämme hergestellt haben könnte und dass er auch noch in vorfränkischer und fränkischer Zeit eine gewisse Verkehrsbedeutung gehabt haben muss. Ein weiteres wichtiges Kriterium war der alte Grundsatz der hessischen Straßenforschung, wonach ein solcher Weg als Höhenstraße bzw. als Kammweg verlaufen müsste und nach Möglichkeit feuchte Gebiete und Flussüberquerungen gemieden hätte. Meine "Suchkriterien" waren somit:
Demnach müsste ein solcher Weg als Wasserscheidenweg von der Fuldafurt bei Bronnzell in Richtung der Milseburg verlaufen, die Hohe Rhön überschreiten und danach die vor- und frühzeitlichen Siedlungsschwerpunkte in den Tälern der Streu und der Saale erreichen. Von dort aus müsste er zur Steinsburg bei Römhild bzw. durch die Haßberge in Richtung Staffelstein ziehen. Ein solcher, seit Vorzeiten genutzter Weg dürfte, wenn er als Handelsweg mit Karren benutzt worden wäre, keine besonderen Steilanstiege aufweisen.
Nach Horst Mensching sind "die Übergänge vom Streu-, Elsbach- und Brendtal ins Fulda- und Ulstertal vergleichsweise schwieriger, weil hier die Hohe Rhön wegen der Mächtigkeit des unter den Basaltverebnungen liegenden Triassockels vom bayrischen Süden, Südosten und Osten her nur durch einen bedeutenden Steilanstieg (200 bis 300 m) zugänglich ist".
Dies ist nur bedingt zutreffend. Wenn man die Lange Rhön von Osten angeht, fällt auf, dass diese fast rechtwinklig zu ihrer Hauptachse lange Bergrücken in das Grabfeld ausstreckt, auf denen noch heute Wege zur Langen Rhön hinauf führen. Es sind
Es ist sicher kein Zufall, dass diese vier natürlichen Rampen in Richtung der vier alten "Schläge" (Durchlässe) im Bereich der Langen Rhön durch die alte Landwehr, Höhl zielen. Diese Bergrücken bieten sich geradezu für den Auf- bzw Abstieg an, denn sie sind ohne besondere Steilstrecke zu bewältigen und wurden deswegen offenbar schon seit Urzeiten benutzt. Mindestens zwei von ihnen - der von Stetten und der von Urspringen hinaufführende, wurden durch frühmittelalterliche Burganlagen - die Hildenburg und die Wernfriedsburg - "gesperrt", was auf die verkehrs- und strategische Bedeutung dieser Wege hinweist. Darüber hinaus hat die Wernfriedsburg einen keltischen Vorläufer, was wiederum auf eine gewisse Bedeutung zu keltischen Zeiten schließen lässt.
Westlich der Hohen Rhön fällt die Lange Rhön auf einer Strecke etwa vom Heidelstein bis in die Gegend von Hilders steil ins Ulstertal ab und lässt eine bequeme Wegeführung nur bedingt zu.
Diese Gegebenheiten sind bestimmend für die Streckenführung von Osten über die Hohe Rhön in die Gegend der Milseburg: Das Ulstertal wird oberhalb der Ulsterquelle über das Heidelsteingebiet und die Wasserkuppe umgangen.
Neben der Geländebeschaffenheit der Hohen Rhön und des Ostabhanges der Langen Rhön müssen weitere Kriterien zur Bestimmung des Streckenverlaufes herangezogen werden. Es fällt auf, dass im Süden des Gebietes, also etwa südlich von Oberelsbach und im Brendtal bislang keinerlei vorzeitlichen Funde gemacht wurden. Um so mehr im Streutal und dem Heidelberggebiet (zwischen Ostheim und Bastheim/Ober- und Unterwaldbehrungen), das die Täler von Streu und Elsbach trennt. Hier wurden noch in 1999 bei Bastheim zwei wichtige Ausgrabungen gemacht: Ein Hallstatt-Wagengrab und ein bronzezeitliches Grab aus der Zeit etwa 1200 - 1400 v. Ch. Diese Funde erhärten die Vermutung, dass das Heidelgebiet von jeher ein wichtiges Durchzugsgebiet war.
Ebenso weiter nach Osten über Streu und Saale hinaus, etwa im Gebiet Mellrichstadt, Römhild, Königshofen i.G, Bad Neustadt. Hier ist fruchtbares Ackerland und vermutlich deshalb befanden sich hier zahlreiche vor- und frühzeitliche Siedlungen. Hier ist m.E. das Reiseziel des "weltlichen Mannes" aus der "Wedereiba" zu suchen, der nach den Schilderungen in der Vita Sturmi am nächsten Morgen "weiter nach dem Graffeld" zog.
Die oben beschriebenen Kriterien lassen nun schon erahnen, welchen Verlauf der alte Weg genommen haben muss:
Von der Fuldafurt bei Bronnzell - über den Steinhauck - Dietershausen - Giebelraingebiet - Grabenhöfchen - Wasserkuppe - Ottilienstein - Heidelstein - Lange Rhön - Gangolfsberg - Hundsrücken - Heidelberggebiet - Ostheim - Mellrichstadt bzw. Oberstreu oder Salz. Bei Mellrichstadt und Oberstreu wurde die Streu überschritten, bei Salz die Fränkische Saale.
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