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Frühblüher in der Rhön

Wald-Gelbstern
Wald-Gelbstern

Viele Frühblüher gehören zur Lebensform der „Geophyten“. Geophyten sind Pflanzen, die ausschließlich mit ihren unterirdischen Organen (z. B. Zwiebeln) die ungünstigen Jahreszeiten überdauern. In den kontinentalen Steppen Asiens und im Mittelmeergebiet überdauern sie so die Sommertrockenheit. In Mitteleuropa haben einige Geophyten ihren Platz in den Wäldern gefunden.

In der Rhön wachsen viele Frühblüher in Laubwäldern (meist Buchenwälder) mit basen- und nährstoffreichen, etwas feuchten Böden – denn alle Frühblüher sind raschwüchsig, sehr nährstoffbedürftig und empfindlich gegen Austrocknung. Meist haben sie ein niedriges Temperaturoptimum und können gut in der kühlen Jahreszeit wachsen.


Buschwindröschen
Gelbes Windröschen
Pestwurz

Im Frühjahr dringt das Licht im unbelaubten Wald ungehindert auf den Waldboden. Die raschwachsenden Frühblüher nutzen diesen Zeitraum für Ihre Entwicklung. Wenn im Spätfrühling (Anfang bis Mitte Mai) die Buchen ihr Laub ausgebildet haben und es dunkel am Waldboden wird, haben die Frühblüher ihre Entwicklung bereits abgeschlossen und überdauern mit ihren unterirdischen Organen. Der Lichtmangel am Waldboden behindert jetzt die Pflanzenkonkurrenten, die im Sommer im Wald wachsen und ist daher ein ökologischer Vorteil für die Frühblüher. Anders ausgedrückt: Die Frühblüher sind optimal an den Vegetationsrhythmus des Laubwaldes angepasst.

Der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) ist einer der ersten Frühblüher. Er blüht in den Tallagen bereits ab Ende März, in den Hochlagen ab Mitte April und wächst in etwas feuchten, basen- und nährstoffreichen Wäldern. Hier kommt er stellenweise in Massen vor, z. B. in den Wäldern unterhalb des Kreuzberges. Der gefingerte Lerchensporn (Corydalis solida) ist seltener und blüht 1-2 Wochen vor dem Hohlen Lerchensporn. Beide unterscheiden sich an der Form ihrer Tragblätter unterhalb des Blütenstandes. Beim Hohlen Lerchensporn (dessen Wurzelknolle einen Hohlraum aufweist, daher der Name) sind die Tragblätter ganzrandig, beim Gefingerten Lerchensporn fingerartig geschlitzt.

Scharbockskraut
Scharbockskraut

Der bekannteste und am weitesten verbreitete Frühblüher ist das Buschwindröschen (Anemone nemorosa). Es hat eine sehr große ökologische Amplitude und kommt sowohl in feuchten und als auch in trockenen Wäldern vor. Obwohl eigentlich ein Waldpflanze, ist das Buschwindröschen auch auf vielen Wiesen zu finden. Das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides) wächst im Wald häufig zusammen mit dem Buschwindröschen. Es bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden und ist seltener.

Wenn die Bedingungen dem Märzenbecher (Leucojum vernum) zusagen, kommt er massenhaft vor. So z.B. im Wald unterhalb der Milseburg, einem Paradies für Frühblüher, denn hier ist der Boden nährstoff- und basenreich (durch den anstehenden Basalt) und besitzt genügend Feuchtigkeit. Insgesamt ist der Märzenbecher allerdings eine sehr seltene Pflanze. Er steht unter Naturschutz und darf nicht gepflückt werden! In den Bachtälern blüht er ab Mitte März, in den Hochlagen der Rhön ab Ende März. Das ähnliche Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) blüht bereits im Februar und kommt wild nur selten vor. Es ist ein Gartenflüchtling, der durch das Abladen von Gartengrünschnitt in den Bachauen verbreitet wird.


Aronstab - Blatt
Aronstab - Früchte
Bärlauch

Auch der Bärlauch (Allium ursinum) kommt unter günstigen Bedingungen massenhaft vor. Er wächst in feuchten, nährstoffreichen Wäldern und blüht später als der Märzenbecher. Man findet ihn z. B. am Heidelstein oder in der Umgebung des Kreuzberges. Längst ist er zu einem beliebten Küchenkraut geworden. Sicher ist es nicht schlimm einige Blätter zu pflücken. Große Mengen sollten Sie aber auf keinen Fall sammeln. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass uns diese wunderbare Pflanze auch weiterhin erhalten bleibt.

Verwechslungsgefahren:
Die Blätter des Bärlauchs sind den Blättern des Maiglöckchens (Convallaria majalis) und der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) etwas ähnlich. Daher besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr. Wenn es passiert, dann kann es tödlich ausgehen, denn die Herzglykoside des Maiglöckchens sind sehr giftig und die Herbst-Zeitlose ist eine tödlich giftige Pflanze.

Zum Glück ist die Verwechslungsfahr in der Praxis aber nicht ganz so groß. Um ganz sicher zu gehen, macht man sich am besten gründlich mit dem Aussehen der 3 Pflanzen vertraut und sammelt die Bärlauchblätter zur Blütezeit. Wenn die Pflanzen blühen, kann man sie gut unterscheiden. Die Blätter des Bär-Lauchs kann man natürlich auch gut an ihrem typischen knoblauchartigen Geruch erkennen, der ihnen beim Zerreiben entströmt.


Echtes Lungenkraut
Gefingerter Lerchensporn
Gewöhnliche Pestwurz
Herbst-Zeitlose - Blätter
Herbst-Zeitlose - Blüte
Hohler Lerchensporn
Märzenbecher
Maiglöckchen
Schneeglöckchen

In der Regel wachsen alle 3 Pflanzen an verschiedenen Standorten: Der Bär-Lauch im feuchten Wald, das Maiglöckchen bevorzugt im trockenen Buchenwald und die Herbstzeitlose auf feuchten Wiesen. Aber auch hier gibt es Ausnahmen und so findet man die Herbst-Zeitlose hin und wieder auch in lichten, feuchten Wäldern. Der Bärlauch blüht von Mitte April bis Mitte Mai, das Maiglöckchen etwa 3 Wochen später. Die Herbst-Zeitlose blüht im Herbst, ihre Blüten sind krokusähnlich. Im Frühling zeigen sich nur ihre dunkelgrünen Blätter mit den Fruchtständen. Auf den Talwiesen zwischen dem Skilift von Oberweisenbrunn und dem Kreuzberg kann man sie in großer Zahl finden und sich mit Ihrem Aussehen vertraut machen.

Insbesondere in den Hochlagen, aber auch in den Bachauen der Täler wachsen zwei außergewöhnliche Pflanzen, die Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus) und die Weiße Pestwurz  (Petasites albus). Beide sind typisch für die Rhön. Eigentlich gehören Sie nicht zu den Geophyten, aber sie zeigen, ähnlich wie der Huflattich, einen interessanten Lebensrhythmus. Beide blühen im März/April. Erst gegen Ende der Blütezeit, bzw. nach der Blüte, erscheinen die Blätter. Später im Jahr findet man dann nur noch die sehr großen Blätter, die denen des Huflattichs ähnlich sind. In den Wäldern rund um den Heidelstein kann man beide Arten recht häufig finden. Hier lohnt ein Spaziergang im April.

Ein weiterer typischer Frühblüher ist das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria). Es blüht im April und wächst bevorzugt an schattigen, feuchten Stellen. Es enthält viel Vitamin C. Einen Tee bereitet man aus dem getrockneten Kraut (das frische Kraut reizt die Schleimhäute). Bereits im Mai ist das Scharbockskraut hinfällig. Ebenfalls im April blühen die verschiedenen Gelbsternarten. Der Wald-Gelbstern (Gagea lutea) wächst in lichten Wäldern und auf feuchten Wiesen. Auch er ist ab Mitte Mai nicht mehr zu finden.

Typisch für den geopyhtenreichen Frühlingswald sind noch der gefleckte Aronstab (Arum maculatum), das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) und die Zwiebel-Zahnwurz (Dentaria bulbifera). Die Blätter des Aronstabes sind meist auffällig gefleckt und seine leuchtendroten Früchte sind im Sommer unübersehbar. Die Blütenfarbe des Lungenkrautes ist zu Beginn rötlich, später blauviolett. Die Blütenfarbe der Zwiebel-Zahnwurz schwankt von weiß, über hellviolett bis rosa. Ihre Vermehrung erfolgt überwiegend durch Brutzwiebeln in den Blattachseln, die von Ameisen verbreitet werden.


Weiße Pestwurz
Zwiebel Zahnwurz
Zwiebel Zahnwurz

Wandern - Erkennen -Heilen: Pflanzen in der Rhön

Wandern - Erkennen -Heilen: Pflanzen in der Rhön

Ein Buch über die Rhön mit einem sehr interessanten und völlig neuen Konzept. Im Vordergrund stehen die Pflanzen der Rhön. Ein Buch für Wanderer, Naturfreunde und Heilpflanzeninteressierte.

Im ersten Teil werden sechs Wandertouren im Herzen der Rhön beschrieben. Zu Beginn jeder Wandertour gibt es eine ausführliche Übersicht mit den Tourdaten und einer detaillierten Karte. Die Wegbeschreibungen sind übersichtlich und jeder Wegabschnitt ist mit dem entsprechenden Wander-Wegzeichen gekennzeichnet.

Der zweite Teil des Buches ist ein Pflanzenbestimmungsführer. Hier werden über 300 Pflanzen der Rhön abgebildet und beschrieben. Ein neuartiges Bestimmungssystem mit zahlreichen Fotos, einem Farbleitsystem und der Gliederung nach Blühzeitpunkten hilft, die Pflanzen schnell und sicher zu bestimmen.

Das Buch kann auf der Website des Verlages - Symbol: Externer Linkwww.szabo-verlag.de - bestellt werden.

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Gute Quelle Kaltensundheim


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