Der wohl bekannteste Berg in der bayerischen Rhön ist der Kreuzberg. Dessen Nächte sind allerdings kürzer als die im gleichnamigen Berliner Ortsteil.
Der „Heilige Berg der Franken“ zählt mit seinen 932m ü. NN neben der Dammersfeldkuppe und der Wasserkuppe zu den höchsten Bergen der Rhön. Nicht nur das weltberühmte Klosterbier zieht scharenweise Pilger an, wobei heutzutage, also im 21. Jahrhundert noch Menschen auch religiöse Wallfahrten auf den Kreuzberg veranstalten.
Die letzten fünf verbliebenen Mönche betreiben neben dem Wallfahrtsbusiness noch ein paar einfach eingerichtete Gästezimmer und einen vermutlich lukrativen Votivkerzenverkauf. Das Züchten und Halten von Bernhardiner-Hunden in Zwingern scheinen sie inzwischen aufgegeben zu haben. Geblieben ist die sehr frühe Sperrstunde, mit der man seit jeher versucht, Alkoholbedingte Eskalationen zu unterbinden.
Auf dem Kreuzberggipfel…
Auf dem Gipfel befindet sich eine lebensgroße und detaillierte szenische Darstellung einer brutalen Todesfolterung von drei Menschen. Trotzdem ist dieses verstörende Kunstobjekt vermutlich auch heute noch eines der am häufigsten fotografierten Motive der Rhön. Und das, obwohl die Rhön so viele und viel schönere Fotomotive zu bieten hat als die Relikte des christlichen Todeskultes…
Trotzdem lohnt es sich, die Treppe vom Klostervorhof hinauf zum Gipfel zu erklimmen. Denn von hier aus hat man einen weiten Blick über das Obere Sinntal und auf das Dammersfeldmassiv.
Passiert man die Gekreuzigten und setzt seinen Weg in Verlängerung der Treppe fort, erreicht man nach wenigen Metern ein mystisch-märchenhaft anmutendes Wäldchen. Hier fühlt man sich, besonders bei Nebel, mit etwas Phantasie schnell zurückversetzt in die Zeit, als der Berg noch „Asenberg“ genannt wurde.
Nicht verpassen: „Johannisfeuer“
Vorbei am Sendemast des Bayerischen Rundfunks gilt es dann, nach ein paar Metern mal links auf einen kleinen Pfad abzubiegen, um ein wirklich sehenswertes Basaltblockmeer nicht zu verpassen.
Dieses so genannte „Johannisfeuer“ zeigt sich nur jenen, die es nicht nur bis zur Bierkrugausgabe oder ins Kirchlein, sondern bis auf den Gipfel geschafft haben.
Wer möchte, kann die Gipfelwanderung fortsetzen und nach ein paar weiteren Gehminuten den Ausblick am Gleitschirm-Startplatz auf die Rhöner Walddörfer und bei gutem Wetter bis hinunter ins Coburger Land genießen.



Der Aufstieg lohnt sich also in jedem Fall (nicht nur wegen des Bieres und des traditionellen Käsebrotes). Auf den Kreuzberg führen zahlreiche Wanderwege sowie eine Straße (über Oberwildflecken bzw. über Bischofsheim/Haselbach).
Viele Wege führen auf den Kreuzberg
Mit dem Auto kommst du als Besucher bis zum gebührenpflichtigen Großparkplatz, von dem aus du das Kloster in wenigen Gehminuten (auch barrierefrei) erreichst.
Einen schönen (und nicht allzu anstrengenden) Aufstieg gibt es vom Guckaspass (nicht zu verwechseln mit Gucka-Spaß) aus. Dieser kostenlose Parkplatz zwischen Wildflecken und Langenleiten ist eine gute Alternative zum gebührenpflichtigen Parkplatz unterhalb des Klosters und nach dem weniger als eine Stunde dauernden Aufstieg schmeckt ein Kreuzbergbier umso besser.
Besonders empfehlenswert ist aber auch die sogenannte „Kniebreche“: Ein steiler Pfad, der vom bayerischen Sandberg aus geradewegs an die klösterlichen Braukessel führt (wahlweise auch in die Klosterkirche, so z.B. die unzähligen Wallfahrer, die jedes Jahr mit Fahnen, Kreuzen und sonstigem christlichen Zubehör den Berg erstürmen).
Rad-, Flug- und Wintersport
Für Straßen-, E- und Mountain-Biker stellt das Kloster mit seinem Bierausschank und seiner mit Selbstbedienungs-Systemgastronomie bewirtschafteten Terrasse ebenfalls ein beliebtes Ziel dar. Ein inoffizieller Biker-Treff am Mittwoch Abend hat sich in den Sommermonaten für Radler aus der näheren und weiteren Umgebung etabliert.
Ein kleiner Verein betreut die beiden Paragliding-Startplätze auf dem Kreuzberg. Bei passender Windrichtung sieht man nicht selten bunte Schirme den Kreuzbergsender umkreisen.
Nicht weniger interessant ist bzw. war der Kreuzberg im Winter: Der Kreuzberglift bringt Ski- und Snowboardfans die steile Piste hoch. Eine tolle Schlittenbahn ergänzt das Angebot. Mangels technischer Beschneiung und mangels ordentlicher, längerfristiger Naturschneelage scheint aber auch am Kreuzberg der Wintersport langsam aber sicher zu Ende zu gehen.
Somit bleibt der Kreuzberg dennoch ein absolutes Muss für alle Rhön-Besucher, KaffeefahrtenfahrerInnen, Rhön-Rundreisetouristen, Pilger, Wander-, Bike-, Bier- und Naturfreunde! Quasi selbstverständlich führt auch der Premium-Fernwanderweg „Hochrhöner“ über den Kreuzberg.
Tipp: Unter der Woche ist der Ansturm etwas geringer und ein paar Gehminuten weg vom Kloster genügen, um den Kreuzberg fast immer für sich allein zu haben.
