Herbstwandern der Maulkuppe – Eine Wandererzählung von Waltraud, mit Fotos von Waltraud und Martin Röding
Endlich ist es wieder einmal so weit. Nach einem Sommer, der uns zu heiß zum Wandern war und einem Urlaub in ebenfalls heißen Gefilden, gilt unsere ganze Sehnsucht einer Rhönwanderung in gemäßigtem Klima.
Heute haben wir uns für einen Wanderweg rund um die Maulkuppe beim Örtchen Steinwand (nördlich von Poppenhausen) entschieden. Das Wetter verspricht trocken zu bleiben und nichts kann uns mehr aufhalten.
Bei der Abfahrt Fulda Süd fahren wir von der Autobahn ab und halten uns, vorbei an der Ebersburg, Richtung Poppenhausen/Gersfeld. In Poppenhausen fahren wir nach Steinwand, durch den kleinen Ort hindurch und rechts zum Parkplatz Maulkuppe.
Beim Aussteigen weht uns ein recht frischer Wind um die Ohren, doch merklich kühler als zu Hause, so ziehen wir unsere Jacken an und starten zum Rundwanderweg Nr. 3, angegeben mit 6 km und einem Höhenunterschied von 139 m. Gerade recht zum „Einlaufen“ nach der langen Sommerpause.
Bereits nach wenigen Metern sehen wir das Fuldaer Haus. Behäbig steht es da, als ein gemütlicher und sehr dicker Turm. Wir gehen, trotz seiner behaglichen Ausstrahlung, standhaft geradeaus vorbei. Nicht einmal ein neugieriger Blick auf die vielversprechende Speisekarte bringt uns ins Wanken. Doch es ist uns ein echter Trost zu wissen, dass es sicherlich bei unserer Rückkehr noch immer hier steht.
Nun führt unser Weg leicht bergauf. Bereits hier werden wir von einem herrlichen Ausblick in das Wanne- und Biebertal verwöhnt. Trotz leichten Dunstes in der Ferne haben wir eine sehr gute Sicht. Die friedliche Landschaft nimmt uns gefangen und wir bleiben stehen um zu schauen und durchzuatmen.
Die feucht-kühle Luft macht uns jedoch deutlich, dass der Sommer endgültig vorüber ist. Herbststimmung macht sich allerorts breit und das Laub beginnt mit dem jährlichen Farbenspiel, das uns immer wieder auf’s Neue entzückt.
Vorbei an Vordereselsbrunn führt nun der Höhenweg.
Rechts und links von uns grasen gelassen braun-weiße Kühe und vermitteln uns das beglückende „Heile-Welt-Feeling“.
Ein Stückchen weiter kommen uns die Rinder (immer vierbeinige!) gleich auf dem Wanderweg entgegen, und dann entdecken wir auch das Loch im Weidezaun. Auf diese Art und Weise wird das Gras am Wegesrand nutzbringend verwertet und die Viecherln genießen ihren „Freigang“.
Nachdem ich mit einer sanftäugigen Kuh einen spontanen Fototermin abhalte, bei dem sie sich jedoch auf keinen Fall vom Mittagsmahl abhalten lassen will, verabschiede ich mich auf Drängen Martins von meinem hungrigen Fotomodell.
Vereinzelte Bauernhöfe inmitten der grünen Wiesen und Wälder runden das ländlich-idyllische Bild der stillen Landschaft ab. Es ist einfach schön hier zu laufen, die Ruhe in sich aufzunehmen und die Blicke in die herrliche Natur schweifen zu lassen. Frieden und Dankbarkeit sind heutzutage seltene Gefühle. Hier können sie dich einholen, wenn du es zulässt.
Unsere Wanderung führt uns nun weiter durch herbstliche Wiesen und Felder nach Hintereselsbrunn. Hier macht der Weg eine Biegung nach rechts, Richtung Teufelstein.
Am Weiler Teufelstein machen wir dann einen Abstecher zum Teufelsteinfelsen, zu dem ein schmaler Fußpfad führt. Wir sind von diesem Naturdenkmal begeistert.
Schroff ragen die Felsen in den herbstlichen Himmel. Das schon leicht gelb-orange getönte Laub bildet einen wunderschönen farblichen Kontrast zum blau-weißen Firmament und zu den Grautönen des Gesteins. Natürlich müssen wir den Felsen erst mal „erklimmen“, was allerdings kein großes Problem darstellt, und dann spazieren wir auf dem rund um den Fels führenden Pfad. Immer ergibt sich ein neuer Blickwinkel, immer entdeckt man ein weiteres bizarres Felsenstück. Kein Mensch weit und breit hier oben und wir genießen die Wärme des Septembertages, die wohltuende Ruhe an diesem schönen Fleckchen.
Nach diesem lohnenden Abstecher machen wir auf einer Bank nahe dem Teufelstein erst mal Brotzeit. Während wir Brote, Obst und Tee auspacken, raschelt es plötzlich hinter uns, und da stehen, zum Glück durch einen Drahtzaun von uns getrennt, drei prächtige Ziegen und schauen mit hungrigen Augen auf unsere Mahlzeit. Also ist Teilen angesagt…
Als alles aufgefuttert ist, sind wir für die Drei uninteressant geworden und sie gönnen sich eine kleine Ruhepause in der warmen Sonne. Vielleicht kommen ja noch mehr Wanderer, die hier ihr Vesper auspacken.
Tja, und inzwischen haben meine Wanderstiefel meine Füße arg aufgerieben, so dass ich die sicherheitshalber im Rucksack mitgebrachten alten Wandertreter anziehe, jedoch nicht, bevor ich da und dort ein schützendes Pflästerchen angebracht habe. Aaahhh, was für ein Genuss. Geht doch nix über alte, bequeme Schuhe!
Nun bin ich gerüstet und wir laufen ein Stückchen zurück zum Rundwanderweg, wo wir links abbiegen. Vorbei an einer großen Wiese geht es an deren Ende wieder links ab. Hinter noch grünen, mit gelben Blümchen gesprenkelten Wiesen können wir die Wasserkuppe und den Pferdskopf heute mal von einer anderen Seite betrachten.
Dann führt uns der Wegweiser kurz vor einer kleinen Ortschaft nach rechts zum Pielhof, wo Martin unseren letzten „Urlaubs-Zucker“ an ein darob sehr erfreutes Pferd verfüttert.
Allerdings ist es kein Würfelzucker und das Pferd muss erst lernen, dass man dann nicht die ganze Hand verschluckt, sondern den Zucker schön ableckt – von den Fingerspitzen bis zum Ellenbogen! Was für eine Gaumenfreude und Martins Arm ist schön schlapprig-klebrig.
Dafür lacht es uns dann freudig zu und zeigt uns seine prächtigen Zähne.
Nach dieser kurzen „Mensch-und-Tier-Episode“ führt unser Weg am Bauernhof vorbei geradeaus wieder Richtung Fuldauer Haus.
Jetzt werden wir noch mal gefordert. Der Anstieg zieht sich ziemlich lange hin und ich bin eigentlich recht froh, dass auf einer Weide am Wegesrand eine schöne Rinderherde grast, die ich schamlos als Alibi benutze, hier eine kleine Verschnaufpause einzulegen, um die friedlich ruhenden Tiere zu betrachten, versteht sich.
Eine kleine schwarz-weiße Katze die über die Weide flitzt, bringt drei Viertel der Herde allerdings dazu, sich wendig zu erheben (hätte man den gemütlichen Kühen gar nicht zugetraut) und den Eindringling aufmerksam mit Blicken zu verfolgen. Doch schon ist sie zwischen den Büschen verschwunden und es kann wieder Ruhe unter den Rindviechern einkehren.
Wir steigen nun das letzte Wegstück den Berg hinauf und jetzt ist das Fuldaer Haus ein noch erfreulicherer Anblick. Nach so einem „Aufstieg“ haben wir uns Kaffee, Cappuccino und ein Stückchen Kuchen wohl verdient, zumal wir doch unsere Brotzeit mit drei hungrigen Rhönziegen teilen mussten.
Auf der Terasse bekommen wir, wohl dank des inzwischen kühlerem und wolkigerem Wetters, einen Logenplatz mit prachtvoller Aussicht in die Rhöner Kuppenlandschaft. Sonne und Wolken bieten uns hier abwechslungsreiche Momentaufnahmen und wir ertragen gerne ein bisschen Gänsehaut.
Von innen wärmen wir uns mit heißen Getränken und unsere Sinne erwärmen sich am herbstlichen Panorama im Wechselspiel von Licht und Schatten.
Nach dieser letzten Stärkung gehen wir das kurze Stück zum Parkplatz zurück, um wieder Richtung Würzburg zu starten. Unterwegs fallen die ersten Regentropfen und wir erkennen, dass wir mit dem Wetter mal wieder echt Glück gehabt haben.
Wie war das doch mit dem Himmel, der lacht wenn Engel reisen, oder wandern oder so…?














