Brauerei Gebrüder Stolle in Aschach

Ein Bericht von Alfred Saam

Im März 1969 wurde die Ruine der großen alten Brauerei, ein Schandfleck für den gesamten Ort, wie die Bevölkerung in Aschach meinte, von der Baufirma Lothar Kopp abgebrochen. An ihrer Stelle entstand der große Parkplatz für die vielen alljährlichen Besucher des Museums im Schloss Aschach. Man war einfach froh, nicht mehr den Blick auf die Ruine mit den eingeworfenen Fensterscheiben ertragen zu müssen.

Sogar Bundespräsident Theodor Heuss erkundigte sich bei Bürgermeister Gundelach über die alte Brauerei in Aschach, als er während eines Kuraufenthalts in Bad Kissingen Bad Bocklet besuchte. Als ihm erklärt wurde, dass dieser Bau immer noch so trostlos da stehe, war er sehr erstaunt. Er konnte nicht verstehen, dass in diesem Fall von den zuständigen Behörden nichts unternommen wird, notierte die Landpolizeistation am 14. Juni 1955.

Kaum jemand in der Gemeinde und der Umgebung aber dürfte sich in dieser Zeit über die lange, große Geschichte dieses ehemals fürstbischöflichen Brauereianwesens viele Gedanken gemacht haben.

Arbeiter und Brauburschen im Hof der Brauerei bei der Brotzeit – ca. 1910

Laut der Chronik, die Pfarrer Karl Rützel über den Markt Aschach im Jahre 1902 schrieb, entstand im Jahre 1594 das „Herrschaftliche Wirtshaus“, das heutige Gasthaus Körblein. Zur gleichen Zeit entstand unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, am Ende der Ortschaft, in Richtung Großenbrach ein ebenfalls „Herrschaftliches Brauhaus“. Beide Objekte unterstanden dann dem Amtskeller, welcher bis 1804 im Schloss, gegenüber der Brauerei, amtierte. Ein riesiger Felsen- und Eiskeller mit einer Gesamtlänge von 187 m wurde im Jahre 1597 gebaut. Er reichte von der Nähe der fürstbischöflichen Brauerei bis zum fürstbischöflichen Wirtshaus.

Der fürstbischöfliche Keller von 1597 – ein Julius-Echter-Bau

Zweiter Besitzer der Brauerei und der Wirtschaft:
Jörg Fritz

Im Rahmen der Säkularisation wurde laut Vererbungsbriefen von Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach das Wirtshaus (Hs. Nr. 117) für 3600 Gulden fränkisch sowie die Brauerei mit einer kleinen Wohnung (Hs. Nr. 108) für 1000 Gulden fränkisch am 16. August 1798 an Georg Fritz, genannt Jörg Fritz von Aschach, übereignet. Seltsamerweise bekam bei der Übergabe nicht das Wirtshaus, sondern die Brauerei das „Schildrecht“. Für das „Schildrecht“ und das „Braurecht“ hatte der neue Besitzer 2 Gulden im Jahr zu zahlen. Außerdem musste er mitunter im Jahr 14 Pfennig für ein Fastnachtshuhn und 1 Gulden für Kammerschatzung abführen.

Im Vererbungsbrief sicherte die gnädige Herrschaft zu, „nimmermehr eine Nebenwirtschaft außer dem Schildrecht, welches auf dem vorhandenen Brauhaus erteilt werden wird, in Aschach errichten zu lassen.“ Das heißt, in Aschach durfte zu dieser Zeit außer dem Schildwirtshaus, keine weitere Wirtschaft entstehen.

Dritter Besitzer der Brauerei und der Gastwirtschaft:
Kaspar Hochrein

Dritter Besitzer der beiden Anwesen mit landwirtschaftlichen Flächen wurde im Jahr 1830 der am 16. Oktober 1792 in Großenbrach geborene Kaspar Hochrein (Sohn von Johann Hochrein und Dorothea, geb. Borst) durch die Heirat mit Eva Fritz, der Tochter des Vorbesitzers Georg Fritz. Nach dem Tod seiner Frau Eva heiratete Kaspar Hochrein in zweiter Ehe, Elisabeth, geb. Hochrein aus Garitz.

Vierter Besitzer der Brauerei und der Gastwirtschaft:
Lehrer Valentin Mohr

Am 29. August 1850 erwarb der Aschacher Schullehrer Valentin Mohr von Kaspar Hochrein die Gastwirtschaft, die Brauerei mit Wohngebäude und neun landwirtschaftliche Flächen zum Preis von 7.600 Gulden fränkisch. Nach dem Tod von Valentin Mohr im Jahre 1860 ging der Besitz an dessen Witwe Margaretha über (geb. 1800, gest. 27.04.1880 in Hs. Nr. 108, behandelnder Arzt, Dr. Werner.)

Fünfter Besitzer der Brauerei und der Gastwirtschaft:
Johann Körblein

Margaretha Hofstetter, die Tochter von Valentin und Margaretha Mohr, am 06.02.1841 geboren, heiratete den am 23.05.1835 geborenen Johann Körblein aus Geldersheim und verstarb mit 29 Jahren am 20. August 1870 an Typhus im Spital bei Dr. Werner in Aschach. Aus dieser Ehe stammte Alois Körblein (14.03.1869 – 20.02.1926). Johann Körblein, der am 9. Oktober 1860 die Gastwirtschaft zur Krone und die Brauerei Hs. Nr. 108 von seiner Schwiegermutter, der Witwe Margaretha Mohr, für 11.000 Gulden übernommen hatte, heiratete dann in zweiter Ehe Barbara Hochrein aus Bocklet. Mit ihr hatte er drei Kinder, Ernst (26.01.1872 – 30.04.1948) war im Hs. Nr. 108, Gustav (16.01.1875 – 02.03.1942) und Sofie (02.07.1876 – 01.03.1949) in der Gastwirtschaft zur Krone, Hs. Nr. 117 geboren.

Die ehemalige Kegelbahn

Johann Körblein, der nun die Gastwirtschaft weiter betrieb, brach noch im Jahre 1860 die alte Brauerei mit der kleinen Wohnung ab und ersetzte sie durch ein neues Brauhaus mit Malzkeller, Gär- und Winterbierkeller, zwei Malzdarren, Braupfanne, Dampfkessel, Kühlschiff und einem größeres Wohnhaus mit Waschküche. Da bei seiner Gastwirtschaft nicht genügend Platz vorhanden war, baute er hinter dem neuen Wohnhaus auch eine Kegelbahn. Bier gab es von der neuen Brauerei, aber eine offizielle Gastwirtschaft gab es an dieser Stelle noch nicht.

Weiter baute Johann Körblein im Laufe der 1860er Jahre eine neue Brandweinbrennerei mit ein, die es zuvor nicht gab. Große landwirtschaftliche Gebäude, wie Scheune, Vieh- und Schweineställe, Steinkohlelager und Holzremise wurden im weiten Hofraum in L-Form erstellt. Alles in allem, ein total neu erstelltes, großes Geschäftsanwesen mit landwirtschaftlichem Betrieb, denn auch Äcker und Wiesen waren reichlich vorhanden.

Auch im öffentlichen Leben war der gut situierte Johann Körblein eine angesehene Persönlichkeit. So war er im damaligen Distriktkrankenhaus (Bezirkskrankenhaus) Bad Kissingen, in Aschach, in dem Dr. Werner als Arzt wirkte, in der Verwaltung als Kassier tätig. Die Verwaltung bestand aus dem jeweiligen Pfarrer von Aschach, dem Arzt und einem Bürger von Aschach. Im selben Distriktkrankenhaus bei Dr. Werner starb Johann Körblein sehr früh am 21.03.1880 im Alter von nur 45 Jahren an der damals stark verbreiteten Krankheit Tbc.

Das Brauereianwesen um 1870

Sechster Besitzer der Gastwirtschaft:
Michael Cosmas Seufert

Barbara Körblein, die Witwe von Johann Körblein, heiratete nun am 17.05.1881 Michael Cosmas Seufert, der am 25.09.1849 in Ettleben geboren war. Das Gasthaus zur Krone mit den ganzen Liegenschaften, ging nun am 15.02.1882 an Michael Cosmas Seufert über. Aus dieser Ehe entstammte noch die Tochter Alwina (17.09.1885 – 26.04.1954).

Siebter Besitzer der Gastwirtschaft mit Metzgerei:
Gustav Körblein

Von Michael Cosmas Seufert ging das Gastwirtschaftsanwesen an Gustav Körblein, geb. 16.1.1875, den Sohn von Barbara und Johann Körblein über; er gründete in diesem Anwesen auch die erste Metzgerei. Die Ehe, die er mit Maria Stühler aus Aschach schloss, blieb kinderlos. Nach seinem Tod am 2.3.1942 betrieben seine Schwester Sofie und seine Stiefschwester Alwine kurze Zeit die Gastwirtschaft, bevor sie verpachtet wurde. Erster Pächter war ein gewisser Anton Grom aus Bad Kissingen, dann wurde sie im Jahre 1950 von Metzgermeister Hermann Grom aus Zahlbach übernommen, der die Gastwirtschaft und die Metzgerei bis 1955 als Pächter betrieb.

Achter Besitzer der Gastwirtschaft mit Metzgerei: Ernst Körblein

Im Jahre 1955 übernahm der am 09.02.1932 geborene Metzgermeister Ernst Körblein als nächster Besitzer von seinem Großonkel Gustav Körblein den Betrieb.

Er hat in den folgenden Jahren die Gastwirtschaft und die Metzgerei mit Verkaufsladen nach dem neuesten, modernen Stand umgebaut. Er verstarb aber sehr früh am 02.01.1979 im Alter von nur 47 Jahren. Er hinterließ seine Frau Inge mit den Kindern Ernst Rudolf und Marion.

Die Gaststätte zur alten Brauerei und der Rest der ehemaligen Brauerei im Jahr 1962

Der Gemeindeschreiber protokollierte:

Karl Heinrich Stolle erklärte dabei: „Ich mach mich verbindlich für Unterhaltung der an meinem Haus anzubringenden Straßenlaterne, als Stellung des nötigen Öles und Anbrennen der Laterne zu sorgen“.

Der Gastwirt Georg Anton Treutlein erklärte: „Ich mache mich verbindlich zur Anschaffung der an dem Anwesen des Herrn Heinrich Karl Stolle anzubringenden Laterne einen Beitrag von fünf Mark zu leisten“.

Der Gastwirt Michael Cosmas Seufert führte aus: „Auch ich bin bereit, eine Laterne an meinem Hause anzubringen und für deren Unterhaltung vollständig zu sorgen“.

Nachträglich bemerken alle, dass sie allenfalls zur Beschädigung durch böswillige Demolierung nicht ersetzen, jedoch stets für deren Unterhaltung Sorge tragen wollen.

Vorgelesen und unterschrieben:

Leider ist nicht bekannt, ob die zwei Straßenlaternen in dieser Zeit an den beiden Gebäuden angebracht wurden. Es gibt darüber keinen weiteren Schriftverkehr.

Der ledige Ludwig Stolle, der als Kaufmann in England verweilt hatte, kam nun auch nach Aschach und kaufte sich am 17. Februar 1897 mit 40.000 Mark in die Firma ein. Dafür erhielt er den halben Anteil des Unternehmens. Am 27. August 1901 heiratete er Kunigunde Katharina Schübel aus einer Brauerei in Baiersdorf bei Forchheim, die lt. Aussage von Zeitzeugen 90.000 Goldmark mit in die Ehe brachte, aus der der einzige Sohn August Karl Philipp im Jahre 1905 hervorging.

Da bei der Konzeption einer größeren Brauerei, die man gleich darauf veranlasste, das Nebenanwesen Hs. Nr. 109 nicht in die Planung passte, war man bemüht dieses Gehöft zu erwerben. Dieser Besitz war durch den Tod des Eigentümers und Druckereibesitzers Karl Gerber an dessen Witwe Elisabetha und ihre drei Kinder übergegangen. Von dieser Erbengemeinschaft konnte die Arztwitwe Johanna Stolle, die Mutter der Brüder Stolle am 27. August das gesamte Anwesen für 1.300 Mark erwerben und an ihre Söhne weitergeben.

Nun hatte man ein riesengroßes Grundstück zur Verfügung und konnte mit dem Bau einer völlig neuen großen Brauerei beginnen. Mit dem Kapital der Mutter der Gebrüder und der Ehefrau von Ludwig Stolle war es wahrscheinlich nicht sehr schwierig, diese Pläne zu verwirklichen.

Bau der Brauerei in Jahren 1899 und 1900

Anfang des Jahres 1899 ging man daran, hinter dem bisherigen Brauereigebäude ein Eishaus zu erstellen. In ihm wurde das Eis, das im Winter aus dem nahegelegenen Eisweiher herausgebrochen wurde, zum Kühlen des Bieres untergebracht. Erst dann wurde das alte Brauereigebäude abgebrochen und im Oktober 1899 mit dem Bau einer völlig neuen, modernen Dampfbrauerei begonnen, die alles bisherige in den Schatten stellen sollte. Die Bauleitung wurde den Bad Kissinger Architekten „Krampf & Bauer“ übergeben. In technischen Fragen wurde der Bau von „Zivilingenieur Peter Stahl“ aus München geleitet. Er war es vielleicht auch, der die neue Brauereifassade teilweise im sehr schönen attraktiven Stil der damaligen Münchner Hofbräu-Brauerei aufbauen ließ. Die Baufirma, die das Gebäude erstellte, kam aus Augsburg. Mit der Firma kam auch ein Maurer namens Josef Kopp, aus Schwenningen bei Augsburg, und wurde in Aschach sesshaft. Er war der Großvater des heutigen Maurermeisters Lothar Kopp in Aschach.

Die Anlage der modernen Dampfbrauerei mit eigener Stromerzeugung war bereits im Dezember 1900 fertiggestellt und bestand aus folgenden neuen Objekten:

  • Der eigentlichen Brauerei mit Maschinenräumen mit der Giebelseite zur Straße, Höhe des Gebäudes ca. 18 m.
  • Dem Gebäude der Mälzerei mit der Längsseite zur Straße, mit Privat- und Burschenwohnungen in drei Etagen, Höhe des Gebäudes 18 m.
  • Dem Kesselhaus mit einem Kamin von ca. 30 m Höhe, einer Dampfmaschine mit 35 PS sowie einer Dynamomaschine mit 10 PS, welche den gesamten Betrieb mit Strom versorgte.
  • Zwei Lastenaufzügen für das Malz und das Bier.
  • Einem Stirneiskeller mit Kühlschiff.
  • Dem bisherigen Wohnhaus, in dem nun eine Gastwirtschaft eingerichtet wurde, und der bestehenden Kegelbahn.
  • Dem Nebenbach der Aschach, der schon in der früheren Zeit speziell für die Brauerei gegraben worden war, am Gebäude entlang verlief und nun für das Abwasser unter das Brauereigebäude verlegt und saniert wurde. Aus einer Wasseraufbereitungsanlage (Das Wasser der Aschach floss in einen Sammelschacht, der sogenannten Brunnenstube, auf dem Gelände der Brauerei und wurde dann in die Reinigungsanlage der Brauerei gepumpt. Damals wurden sieben Hektoliter Wasser benötigt um einen Hektoliter Bier zu brauen.)
  • Einer Sommerhalle. (Eine nach allen vier Seiten offene Bewirtungshalle) und einem danebenliegenden neuen Wirtsgarten.
  • Aus einem neu angelegtem Eisweiher mit 55 qm Fläche, aus dem im Winter das Kühleis gebrochen wurde.

Laut mündlicher Überlieferung wurde das Bier der Gebrüder Stolle in der näheren Umgebung von Aschach verkauft, aber auch mit ihren eigenen Pferdefuhrwerken bis nach Meiningen und auch bis nach Würzburg gebracht. Sechs starke Pferde standen dazu in den Stallungen, die einst Johann Körblein gebaut hatte. Auch an der Front im ersten Weltkrieg soll dieses Bier von den Soldaten getrunken worden sein. „Aschacher Doppelbock“, ein süffiges Bockbier, wurde lt. mündlicher Überlieferung bis nach Hamburg verkauft.

Die neue Gastwirtschaft mit Kegelbahn, die den Namen „Garten Wirtschaft“ trug, wurde bereits im Jahre 1905 an die Familie Alois Dietz aus Stadtlauringen verpachtet. Nach Alois Dietz übernahm sein Sohn Richard noch vor dem zweiten Weltkrieg die inzwischen umbenannte „Wirtschaft zur alten Brauerei“ bis etwa 1958.

Größere Streitigkeiten zwischen den Familien Karl Heinrich und Ludwig Stolle trugen unzweifelhaft dazu bei, dass die für diese verhältnismäßig arme Gegend vielleicht etwas zu überdimensional gebaute Brauerei bald ihren wirtschaftlichen Zenit überschritten hatte. Bereits im Jahre 1912 schied Braumeister Karl Heinrich Stolle aus dem Betrieb aus und bekam als halben Anteil der Firma 78.300 Mark ausgezahlt. Am 17. Oktober 1912 wurde Ludwig Stolle Alleineigentümer der Brauerei.

Neunter Besitzer der Gastwirtschaft mit Metzgerei:
Ernst Rudolf Körblein

Nach dem Tod von Ernst Körblein, trat Inge Körblein, geborene Landsteiner, die Witwe von Ernst Körblein, mit ihrem Sohn Ernst Rudolf das Erbe an. Auch sie starb sehr frühzeitig im Januar 1992, so dass jetzt Metzgermeister Ernst Rudolf und seine Frau Hedi, geb. Hochgesang, die ehemals fürstbischöfliche Gaststätte und die Metzgerei weiterführen.

Sechster Besitzer der Brauerei:
Josef Brey

Als Barbara, die Witwe von Johann Körblein, nach seinem Tod im Jahre 1880 das gesamte Erbe antrat, übernahm sie die Gastwirtschaft zur Krone. Das Brauereianwesen Hs. Nr. 108 mit seinen landwirtschaftlichen Gebäuden aber verkaufte sie am 5. Juli 1888 zum Preis von 50.000 Mark an Josef und Franziska Brey. Seit dieser Zeit waren nun das Anwesen der Gastwirtschaft zur Krone und das Brauereianwesen getrennte Besitztümer.

Siebter Besitzer der Brauerei:
Bernhard Ignaz Stadler

Der nächste Besitzer ließ nicht lange auf sich warten. Schon vier Jahre nach dem Erwerb des Brauereianwesens, im Jahre 1892, verstarb Johann Brey. Seine Witwe Franziska heiratete 1893, Ignaz Bernhard Stadler, der nun die Brauerei weiterführte und im Jahre 1894 hinter dem Wohnhaus das erste separate Kessel- und Maschinenhaus für eine 4-PS-starke Dampfmaschine erbaute.

Achte und letzte Besitzer der Brauerei:
Die Gebrüder Karl Heinrich und Ludwig Stolle

Diplombraumeister Karl Heinrich Stolle (geb. 24. Februar 1870 in Neustadt a.S) sowie sein Bruder Ludwig (geb. 17. November 1868 in Neustadt a.S), von Beruf Kaufmann, waren Vertreter aus sehr gutem Hause und gehörten dem evangelischen Glauben an. Ihr Vater Dr. med. Karl Martin Stolle, im Jahr 1838 geboren, war praktischer Arzt in Neustadt a.S., bevor er mit seiner Familie nach Gochsheim wechselte, wo er das schöne Erthalschlösschen erwarb und sich als praktischer Arzt niederließ. Ihre Mutter, Johanna geb. Marx, kam aus Frankfurt a.M.

Der Großvater von Karl Heinrich und Ludwig, Dr. Heinrich Carl Stolle, war ebenfalls praktischer Arzt. Dessen Vater, Georg Christoph Stolle war als Jurist Stadtgerichtsrat in Schweinfurt. Dessen Vater, Dr. Georg Balthasar Stolle, war fürstlicher Fuldaischer Hofrat und dessen Schwiegervater war schließlich Bürgermeister der Stadt Schweinfurt. Und so ging es weiter, wieder mit einem Arzt und sogar mit einem Oberpfarrer, der den Professortitel trug.

Selbst der Schweinfurter Farbenfabrikant Jens Sattler, der im Jahre 1861 das Schloss Aschach von seinem Vater Wilhelm mit der Manufakturfabrikation übernahm, gehörte zur Sippe der Stolles, in dem er Susanne Stolle, die Großtante von Karl Heinrich und Ludwig Stolle geheiratet hatte.

Wie und warum die Gebrüder Stolle nach Aschach kamen, ist leider nicht überliefert. Bekannt ist, dass der ledige Diplom-Braumeister Karl Heinrich Stolle am 7. August 1896 die Brauerei mit allen Objekten, die landwirtschaftlichen Gebäude, 3,8 ha Ackerland, 0,5 ha Wiesen und 1,5 ha Wald zum Preis von insgesamt 80.000 Mark von Ignaz Bernhard und Franziska Stadler übernahm. Bald darauf heiratete er Elise Christiana Dörr vom Tugendorfer Hof bei Donnersdorf. Mit ihr hatte er fünf Kinder: Hanna, Lydia, Karl, Maria und Johann Ambros, der Oskar gerufen wurde.

Am 29. Dezember 1896 behandelte der Gemeinderat mit Bürgermeister Vey in Aschach, den Antrag der auf Ladung erschienenen Herren Karl Heinrich Stolle, Brauereibesitzer, und Georg Anton Treutlein, Gastwirt (Georg Anton Treutlein war Besitzer einer Wirtschaft, die gegenüber der Brauerei, auf der anderen Seite der Straße neben dem Aufgang zum Aschacher Schloss lag). Als dritte Person erschien, Michael Cosmas Seufert, Gastwirt zur Krone.

Alle drei Personen, ein Brauer und zwei Wirte, hatten den Antrag um eine Straßenbeleuchtung bei ihrem Anwesen gestellt.

Der Privatier Karl Heinrich Stolle verzog anschließend mit seiner Familie nach Gochsheim in das Erthalschlösschen im Barockstil, in dem er seine Jugend verbracht hatte. Sein Kapital, das er bei dem Ausstieg aus dem Brauereibetrieb erhalten hatte, legte er mit Aktien und Pfandbriefen an. Viel Vergnügen sollte er nicht davon haben. Bereits am 9. Dezember 1919 verstarb er 49-jährig, lungenkrank in Gochsheim, wo auch seine letzte Ruhestätte heute noch besteht. Auch seine Familie sollte mit dem angelegtem Vermögen kein Glück haben, da alles in der Inflationszeit (1919 -1923) verloren ging.

Ludwig Stolle, nun alleiniger Eigentümer der Brauerei, stellte nach dem Ausscheiden seines Bruders einen Braumeister namens Regula ein und führte die Brauerei bis 1920 weiter. Die Inflation, in deren Zeit es weder Rohstoffe wie Hopfen und Malz für das Bier, noch Kohlen für die Dampfbrauerei zu kaufen gab, war sicher ein Hauptgrund, warum Ludwig Stolle schließlich gezwungen war, im Jahre 1920 den Betrieb stillzulegen und bei der Gemeindebehörde in Aschach abzumelden. Aber auch nach dieser schlimmen Zeit nahm Ludwig Stolle die Brauerei nicht wieder in Betrieb. Die große Brauerei hatte nach nur zwanzigjährigem Bestehen ihren Betrieb eingestellt.

Im Jahre 1922 ließ Ludwig Stolle das Brauereigebäude mit der Giebelseite zur Straße bis auf ca. zwei Meter über den Boden abbrechen, um die Backsteine für sein neues Wohnhaus zu verwenden. Das neue schöne Anwesen baute er neben der Gartenwirtschaft, auf dem Platz, auf dem zuvor eine Scheune des ehemaligen Gastwirts Georg Treutlein stand.

Für seinen Broterwerb pachtete Ludwig Stolle nun eine Zeit lang die Schlossmühle, eine Mahlmühle mit einem Sägewerk an der Saale gelegen. Eine Seidenraupenzucht auf dem Gelände der Brauerei sowie eine Champignonzucht im ehemaligen fürstbischöflichen und nun zum Brauereianwesen gehörenden großen Keller waren Misserfolge.

Am 4. Mai 1941 verstarb Ludwig Stolle in seinem von ihm erbauten Wohnhaus. Seine Witwe Kunigunde Katharina, geb. Schübel übernahm nun mit ihrem Sohn August Karl Philipp, Ingenieur in Neustadt, am 1. August 1941 das gesamte ehemalige Brauereianwesen mit allen landwirtschaftlichen Gebäuden in Erbengemeinschaft.

Da aber die nutzlos gewordene Brauerei anscheinend als große Belastung erschien, wurde das Brauereigebäude mit Hof am 7. Oktober 1943 von der Erbengemeinschaft Stolle an die Brauerei Martin Werner in Poppenhausen für 40.900 RM veräußert. Die Einrichtungen der Brauerei wurden von der Brauerei Werner an die Brauerei Wahler in Bad Kissingen weiterverkauft.

Gleich nach dem Krieg, im Jahre 1946, gründete Rudolf Pfeifer aus Köln, mit seinem Kompagnon Hans Ludwig Keller die Firma „Aschacher Holzwaren, Pfeifer & Co. (AHO)“. Der Betrieb, der in der Hauptsache Kochlöffel und Wäscheklammern aber auch Kleiderbügel, Musikschränke, Nähkästchen und Nudelrollen herstellte, war in der ehemaligen Sommerhalle untergebracht. Dazu war die offene Sommerhalle zugemauert worden, so dass die Wände wie Fachwerk erschienen. Wegen Absatzschwierigkeiten nach der Währungsreform wurde die Firma im Jahre 1951 wieder aufgegeben.

Auch eine Freifrau von Johnston, die in den Ostgebieten des deutschen Reiches im Krieg ihr Gut verlor, hatte ihre letzte Habe in den landwirtschaftlichen Gebäuden der ehemaligen Brauerei untergebracht. Mit einem Traktor war sie über Dresden nach Unterfranken gelangt, um hier einen Fuhrbetrieb zu eröffnen.

Nach dem Tod von Kunigunde Stolle im Jahre 1951 veräußerte nun der Alleinerbe August Stolle auch das übrige Anwesen. Das Wohnhaus mit der großen Scheune und den Stallungen verkaufte er im Jahre 1951 an die Gemeinde Aschach. Die Gastwirtschaft mit Gartenwirtschaft und Kegelbahn wurde am 25. August 1960 von der aus dem Sudetenland stammenden Martha Berger erworben. Nachdem August Stolle auch seine Äcker, Wiesen und Wälder zum größten Teil veräußert hatte, brach er alle seine Beziehungen zu Aschach ab und verzog mit seiner Familie nach Bernkastel an der Mosel, wo seine Frau Besitzerin einer Drogerie wurde und er im Jahre 1968 verstarb.

Das Wohngebäude, das die Gemeinde Aschach erworben hatte, wurde noch im gleichen Jahr umgebaut und an die damalige Landpolizei mit drei Wohnungen und einem Dienstzimmer vermietet, wo sie bis zur Auflösung der Landpolizeistationen im Jahre 1962 verblieb. Danach wurden die Wohnungen an Familien vermietet.

Das Gebäude der Gastwirtschaft, das Frau Martha Berger erworben hatte, wurde in ihrem Auftrag im Jahre 1964 abgebrochen, neu aufgebaut und dann als Gaststätte mit Café und Fremdenzimmer weiterbetrieben. Außerdem hatte sie einen Gemischtwarenladen in diesem Haus eröffnet. Nach dem Tode von Frau Berger im Februar 1993 wurde das Anwesen von der Erbengemeinschaft, den Kindern von Frau Berger, verschiedenartig genutzt und schließlich an Frau Ursula Bauer aus Aschach verkauft. Anfang des Jahres 2001 wurde nun in den Wirtschaftsräumen ein griechisches Restaurant eröffnet. Außer einer Wohnung, die noch von dem griechischen Pächter genutzt wird, steht das große Haus leer.

Das Mälzereigebäude der ehemals großen Brauerei wurde während des zweiten Weltkrieges zuerst von einer Mühle aus Schweinfurt als Mehllager genutzt. Als diese wegen der Feuchtigkeit in diesen Räumen wieder aufgeben musste, nutzte die Gelatinefabrik Schweinfurt die Örtlichkeiten als Ausweichlager. Nach dem Krieg machte der Besitzer, die Brauerei Werner, ein Fasslager daraus. In den Wohnungen in den drei Stockwerken dieses Gebäudes wurden ab dem Jahre 1938 während des Westwallbaues evakuierte Bürger aus der Pfalz untergebracht. Nach dem Krieg wurden sie meist von Heimatvertriebenen bewohnt. Als Richard Dietz und seine zweite Frau Maria die „Gastwirtschaft zur alten Brauerei“ als Pächter aufgaben, wohnten auch sie von 1958 bis 1960 in einer dieser Wohnungen. Maria Lösel, die Witwe des Schulleiters in Aschach, die nach dessen Tod das Schulgebäude verlassen musste, schlug wegen Wohnungsmangels ebenfalls ihr Domizil hier auf. Auch eine Familie Karl Heilmann aus Zahlbach war von 1939 bis 1954 unter den Bewohnern. Da aber die Räume in diesem Gebäude sehr hoch gebaut und dadurch sehr schwer zu beheizen waren, wurden die Wohnungen stets als eine Notlösung betrachtet; hatte man etwas Besseres gefunden, zog man wieder aus.

In dieser Zeit, im Jahre 1955, wurde auch der ca. dreißig Meter hohe Kamin am Ende des Gebäudes Richtung Großenbrach gesprengt und beseitigt. Das Kesselhaus daneben ließ man noch stehen, es diente einigen Mietern als Werkstatt. In den 1960er Jahren stand das Gebäude dann leer, niemand wollte mehr in dem Bauwerk wohnen, das mehr und mehr zerfiel. Die Kinder machten sich einen Spass daraus, die Fensterscheiben einzuwerfen. Die einstmals große Brauerei wurde zur Ruine.

Um endlich diesen Schandfleck zu beseitigen, erwarb die Gemeinde Aschach unter Bürgermeister Gerald Lösel am 8. Januar 1969 das alte Malzhaus und das alte Eishausgebäude mit dem dazugehörenden Grundstück. Der Preis laut Kaufvertrag durch Rechtsanwalt Nägle betrug für das gesamte Anwesen 42.000 DM.

Das Angebot vom 19. März 1969 für den Abbruch der beiden Gebäude von der Abbruchfirma Hoffritz aus Schweinfurt betrug 62.000 DM. Etwas billiger legte schließlich die Firma Lothar Kopp aus Aschach die großen geschichtsträchtigen Bauwerke ein und beseitigte die Relikte einer vergangenen, unwiederbringlichen Epoche.

Die großen landwirtschaftlichen Gebäude, die alles überstanden hatten, wurden von der Gemeinde meist als Lagerstätten genutzt. Als im Jahre 1972 im Kunstdüngerlager durch Selbstentzündung ein Brand ausbrach, wurden die Gebäude so sehr geschädigt, dass auch sie abgebrochen werden mussten.

Heute kann man das Gebäude mit dem sehr unschönen Baustil, in dem z. Zt. ein griechisches Lokal untergebracht ist, das ehemalige, jetzt ungepflegte Wohnhaus von Ludwig Stolle und die baufällige Kegelbahn noch sehen.

Wer auf dem großen Parkplatz, gleich am Eingang von Aschach, sein Fahrzeug für einen Schlossbesuch abstellt, kann wohl nicht wissen, dass er sich auf einem Grundstück befindet, auf dem vierhundert Jahre Brauereigeschichte geschrieben wurde. Auf dem Platz, auf dem zum Ende dieser Ära die prachtvollen Gebäude der großen Brauerei der Gebrüder Stolle standen, die leider nur für ein zwanzigjähriges Bierbrauen gebaut worden waren.

Auf der anderen Seite der Straße, schräg gegenüber der ehemaligen Brauerei, beim Anwesen Schlossstraße 20, ist der Eingang zu einem in dieser Gegend einmalig großen Kellergewölbe. Laut der Jahreszahl 1597, die über dem Eingangstor eingeschlagen ist, wurde der Keller zur Zeit der Erstellung der fürstbischöflichen Brauerei im Jahre 1594 gebaut. Die Gewölbegänge mit Abzweigungen haben zusammen eine Länge von 187 m und führen bis zur ehemals fürstbischöflichen Wirtschaft, dem heutigen Gasthaus Körblein. Die Gänge liegen ca. 10 m unter der Erdoberfläche und waren eine Verbindung zwischen der Brauerei und dem Gasthaus. Ein größerer Raum mit ca. 5 m Länge, 4 m Breite und 5 m Höhe war höchstwahrscheinlich der Ort, an dem das Eis gelagert war, das im Winter aus dem nahegelegenen Weiher neben der Saale gebrochen wurde. In den immer kühlen Gängen des Kellers waren die Bierfässer der jeweiligen Brauerei in den vielen Epochen gelagert. Einmal wurde im Kellergang zwischen der Brauerei und der Gaststätte eine Mauer gezogen, die den Durchgang verhinderte. Vielleicht geschah dies im Jahre 1888, als zu Zeiten der Witwe Barbara Körblein die beiden Anwesen, die Gaststätte und die Brauerei, voneinander getrennt wurden und beide den Keller noch nutzten.

Zu Zeiten der Brauerei der Gebrüder Stolle wurden die Gewölbe noch als Bierlagerstätte genutzt. Für die Lagerung des Eises brauchte man ihn nicht mehr, da man zum Komplex der Brauerei ein Eishaus gebaut hatte. Zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde der historische Keller noch als Schutzbunker genutzt, während die deutsche Wehrmacht die Brücke über die Saale sprengte. Seitdem steht der Keller leer, die zugemauerte Wand ist wieder durchbrochen; als Lagerstätte ist er viel zu feucht. Der Keller wurde nicht mehr gebraucht.

Als Martha Berger am 25. August 1960 die Gastwirtschaft zur alten Brauerei übernahm, ging damit auch der große Keller, der weder aus einem amtlichen Lageplan ersichtlich noch im Grundbuch eingetragen ist, in ihren Besitz über. Laut den Ausführungen ihres Rechtanwalts, Dr. Seufert von Bad Kissingen, vom Jahre 1964, ist der jeweilige Eigentümer des Grundstücks Pl. Nr. 106, das gegenüber der Gastwirtschaft auf der anderen Straßenseite liegt, „berechtigt diesen Keller zu haben“.

Somit ist Frau Ursula Bauer, die jetzige Besitzerin der Gaststätte, auch die Besitzerin des großen Kellers, der seine Funktion als solches wahrscheinlich für immer verloren hat und vielleicht einmal zu einer großen Belastung werden kann.