Von Alfred Saam
Von den Basaltwerken blieben oftmals nur noch künstlich geschaffene Landschaftsidyllen übrig.



Umfassende Darstellungen und Kurzbeschreibungen
Jahrhunderte lang hatten die Bewohner der Vorrhön ihre liebe Not, ihre oft recht zahlreichen Familienmitglieder zu ernähren. Der kärgliche Boden brachte beim Anbau von Getreide und Kartoffeln oft nur sehr unzureichende Erträge. Die Beweidung der Schwarzen Berge, das Aufschichten der Lesesteine bescherte unserer Zeit zwar die herrliche Park- und Heckenlandschaft, doch konnte dies im 19. Jahrhundert kaum mehr die immer stärker wachsende Bevölkerung an die Heimat binden. Deshalb verließen schon recht frühzeitig ab 1824 Rhöner ihre Heimat, um in der Neuen Welt ihr Glück zu suchen.
Als nun ab dem Ende des 19. Jahrhunderts versucht wurde, das Straßennetz und den Schienenverkehr auszubauen, um die Rhön verkehrsmäßig und technisch zu erschließen, ging man auch daran, die Basaltvorkommen auszubeuten. Zwar wurde auch schon in früherer Zeit Basalt abgebaut, doch kann man von einer Ausbeutung im herkömmlichen Sinn nicht reden, da er in erster Linie dem Eigenbedarf diente und nur im geringen Umfang statt fand.
Für die Kleinbauern war dies eine willkommene Gelegenheit, mit der eigenen Muskelkraft ein paar Mark hinzuzuverdienen und außerdem handelte es sich in der Rhön um die erste Maßnahme zur Schaffung von festen Arbeitsplätzen.
Ungelernte Hilfskräfte fanden Arbeit und Brot. Schließlich war man steinreich, und bis zum Ausbau der Industriebetriebe in Schweinfurt und Bad Neustadt dauerte es noch eine ganze Weile.
Man war nun nicht mehr auf die Saisonarbeit angewiesen, die einen manchmal weit weg führte. Die Männer arbeiteten oft in den Zuckerfabriken Westfalens und die jungen Burschen verdienten sich ihr Auskommen in anderen landwirtschaftlichen Betrieben. Die jungen Mädchen waren z.B. in den Kurstädten als Haushaltshilfen beschäftigt, wobei es nicht darauf ankam viel Geld zu verdienen, sondern in erster Linie darum, dass man versorgt war und sein Auskommen hatte.
Allerdings gab es durch diese Entwicklung auch einschneidende gesellschaftliche Veränderungen. Immer mehr wurde die Landwirtschaft, die ja bisher Lebensgrundlage war, zur Nebenerwerbsquelle und mit Fortschreiten der industriellen Entwicklung gaben viele den landwirtschaftlichen Betrieb sogar ganz und gar auf. Denn das regelmäßige Einkommen und eine geregelte Arbeitszeit waren schon sehr verlockend, um den Strapazen, die ein landwirtschaftlicher Betrieb mit sich brachte, zu entfliehen.
Heute droht die Geschichte der Basaltwerke in Vergessenheit zu geraten, da der Abbau des Basalts weitgehend seine wirtschaftliche Bedeutung verloren hat. Doch sollte in unserer industriegeschichtlich sehr armen Gegend die Erinnerung an die zähen Pioniere der wirtschaftlichen Entwicklung nicht ganz verblassen.
Heute erkennt man die ehemaligen Abbaugebiete in der Regel daran, dass man durch mehr oder weniger gelungene Renaturierungsmaßnahmen eine Art Naherholungsgebiet zu schaffen versuchte, was in einigen Fällen auch recht gelungen sein dürfte. Als Beispiele sollen hier der Basaltsee am Steinernen Haus und der Silbersee nahe der Rother Kuppe dienen.
An einigen ausgewählten Beispielen soll hier die Entwicklung des Basaltabbaus und die Entstehungsgeschichte einiger Basaltwerke dargestellt werden.
Fladungen
Das Basaltwerk Fladungen wurde 1905 eröffnet.
Es war das einzige Werk ohne Seilbahn. Da es vom Standort des Basaltwerks am Bahnhof zum Basaltsteinbruch am Pfeust für eine Seilbahn zu weit war, brachten die Bauern im Nebenerwerb das Gestein mit Pferden und Wagen zum Brecherwerk. Es war das kleinste der Firma Leimbach & Co. bzw. der Basaltstein GmbH und ging nach der Liquidation im Jahre 1936 in den Besitz der Ersten Bayerischen Basaltstein AG über.
Diese Firma führte das Basaltwerk bis zum Kriegsbeginn im Jahre 1939 weiter. Als dann viele Pferde und auch Lastkraftwagen für den Krieg eingezogen wurden, legte man das Basaltwerk für immer still. Im Jahre 1970 wurde der Bau gesprengt, auf dem Gelände der Werksanlage wurde der Kindergarten für Fladungen errichtet.






Nordheim
In Nordheim v. d. Rhön wurde das erste und größte Basaltwerk der Firma Leimbach u. Co. im Jahre 1897 errichtet und 1898 in Betrieb genommen.


Das Brecherwerk mit Verladestation musste wegen des Abtransports der Erzeugnisse an die Bahngleise in Nordheim gebaut werden. Der erste Basaltsteinbruch wurde am Rothberg angelegt, von ihm führte eine 4,5 km lange Seilbahn zum Brecherwerk nach Nordheim. Mit der Seilbahn wurde der vorgebrochene Basalt, die von den Steinrichtern zugeschlagenen Pflastersteine und Basaltsäulen, die zur Dammbefestigung nach Holland gebracht wurden, transportiert.
Während des 1. Weltkrieges wurden auch gefangene französische Soldaten im Steinbruch beschäftigt, da das eigene Personal zum Kriegsdienst eingezogen war. Als Georg Leimbach im Jahre 1925 aus der Firma ausschied, wurde sein Kompagnon, der Nordheimer Jude Adolf Stein, alleiniger Besitzer und ließ die Firma in „Basaltstein GmbH Schweinfurt“ umbenennen.
Im Basaltwerk Nordheim gab es noch einen weiteren Betriebszweig: die Betonwarenfabrikation. So wurden u.a. Betonrohre, Krippen, Tröge, Stufen und vor allem Betonsteine zum Hausbau hergestellt. Selbst in Würzburg wurden Häuser damit gebaut. Insgesamt wurden zu dieser Zeit im Werk Nordheim weit über 200 Personen beschäftigt. In den 30er Jahren war das Basaltvorkommen am Rothberg soweit abgebaut, dass man einen neuen großen Steinbruch am „Kuhsprung“ anlegen musste. Dazu wurde die Seilbahn um 2 Kilometer auf 6,5 km verlängert.
Als die Besitzer der Basaltstein GmbH Schweinfurt im Jahre 1936 ins Ausland emigrieren mussten, und die Firma in Liquidation ging, wurde die „Erste bayerische Basaltstein AG“ mit Sitz in Steinmühle/Oberpfalz der Firmennachfolger.
Diese Firma hielt das Basaltwerk während des gesamten 2. Weltkrieges in Betrieb, obwohl keine Kriegsgefangenen eingesetzt waren.
Nach dem Krieg wurde die Produktion wieder voll aufgenommen, so dass schließlich das Basaltvorkommen am „Kuhsprung“ 1963 zu Ende ging. Ebenfalls im Jahre 1963 wurde die Betonwarenfabrikation endgültig eingestellt, die bis dahin auch durchgelaufen war. Nun wurde der dritte Steinbruch in der „Steier“ in Angriff genommen. Dazu musste vom Rothberg aus in eine andere Richtung die Seilbahn wieder um 2 km verlängert werden. Die Unkosten dafür betrugen im Jahr 1963 ca. 1,3 Millionen DM. Da der Basalt von der „Steier“ aber nicht ausreichte, wurde von einem Bruch bei Leubach mit Lastkraftwagen noch Gestein zum Brecherwerk gebracht.
Im Jahr 1964 wurden beim Basaltwerk Nordheim noch etwa 115 Personen beschäftigt, davon:
- 70 Personen im Steinbruch in der „Steier“
- 30 Personen im Steinbruch bei Leubach
- 15 Personen im Werk Nordheim
Zusammen mit dem Basaltwerk Oberriedenberg wurde das Werk Nordheim am 31.12.1970 stillgelegt und an die Kasseler Basaltwerke AG verkauft.
Im Jahre 1974 wurde das Werksgelände von der Gemeinde Nordheim erworben. Das Brecherwerk wurde im November 1975 von der Bundeswehr gesprengt, das Gelände eingeebnet und 1978 an die Firma BM-Massivholz GmbH veräußert. Die ehemaligen Steinbrüche stehen heute unter Naturschutz, und mancher Rhönwanderer verweilt gerne an diesen historischen Plätzen.


















Oberriedenberg

… mit seinen Steinbrüchen Steinküppel, Gebirgsstein und Kellerstein
Am 17. Dezember 1908 wurde die Bahnlinie Brückenau – Wildflecken feierlich eingeweiht und am 19. Dezember offiziell eröffnet.
In den Festreden wurde schon damals viel von der Rentabilität der neuen Eisenbahnlinie gesprochen, um deren Bau sich der Ministerpräsident Graf von Crailsheim und der am 08.03.1849 in Oberriedenberg geborene königliche Hofrat Professor Hans Reidelbach verdient gemacht hatten.
Hofrat Reidelbach ging es vor allem um die wirtschaftliche Erschließung der Basaltvorkommen in seiner Heimatgemeinde Oberriedenberg am sogenannten „Steinküppel“, den er bereits 1903 käuflich erworben hatte, sowie um eine rentable Versandmöglichkeit für das Nutz- und Brennholz der Forstämter Oberbach, Bischofsheim und Stangenroth. Dazu kam noch die Schwerspatgrube zwischen Oberbach und Wildflecken.
Die Witwe von Hofrat Reidelbach verkaufte nun das Basaltwerk an die Firma Leimbach & Co. aus Schweinfurt. Die Firma Leimbach & Co. war zu dieser Zeit auf dem Gebiet des Basaltabbaus in dieser Gegend führend. Sie war 1898 von Georg Leimbach und seinem Kompagnon, einem Juden namens Adolf Stein, gegründet worden.
Ihr erstes Basaltwerk wurde 1898 am Rotenberg bei Nordheim/Rhön mit einer Seilbahn in Betrieb genommen. Im Jahre 1904 wurde das Basaltsteinwerk Sodenberg/Morlesau bei Hammelburg angelegt und in Betrieb genommen. Das Basaltwerk Fladungen wurde ca. im Jahr 1905 eröffnet. Im Jahre 1911 erfolgte, wie erwähnt, der Erwerb des Oberriedenberger Basaltwerks.
Basaltwerk Billstein
1914 wurde das Basaltwerk Umpfen bei Kaltennordheim (Thüringen) neu errichtet, und 1923 beteiligte sich die Firma an der Gründung des Hartbasaltwerkes Billstein mit dem Sitz in Fulda. Auch am Basaltwerk Buchs bei St. Gallen in der Schweiz und am Hartsteinwerk Kehrsitten, ebenfalls in der Schweiz, war die Firma beteiligt.
Der Firmeninhaber war Georg Leimbach. Am 07.09.1859 in Straßbessenbach bei Aschaffenburg geboren, besuchte er die Realschule in Aschaffenburg und leitete ab 1880 die Buntsandsteinbrüche seines Vaters gemeinsam mit seinem Bruder Josef. 1892 zog Georg Leimbach mit seiner Familie in ein neues Haus ein am Bahnhof von Hösbach, wo er ein großes Sägewerk errichtet hatte. Am Bahnhof deswegen, weil er die Chancen der Industrialisierung und der Verkehrserschließung Europas mittels der Eisenbahn rechtzeitig erkannt hatte und ausnutzte.

Er war somit in der Lage, in Slowenien oder auch in anderen, weit entfernten Ländern Holz günstig einzukaufen, dieses im Sägewerk zu verarbeiten, zu furnieren und es dann wieder mit der Eisenbahn an die Verwendungsstellen zu verfrachten. Trotz der ersten Wirtschaftskrise im Jahre 1892 ließ sich Leimbach nicht abschrecken und gründete ebenfalls, im Zuge der Entwicklung des Bahnbaus mit der Nachfrage nach Basaltschotter, die Basaltwerke in der Rhön.
So gründete er die Firma Leimbach & Co. Laut Aussage seiner Nachkommen war er der Techniker, der 50% des Kapitals mitbrachte, der andere Teil des Kapitals kam von seinem Kompagnon Adolf Stein.
Adolf Stein war am 14. Nov. 1864 als Sohn des Pferdehändlers Jakob Stein in Nordheim vor der Rhön geboren und aufgewachsen, später war er im gleichen Ort ebenfalls als Pferdehändler tätig, bevor er mit Georg Leimbach ins Basaltgeschäft einstieg. Seine Frau Henriette, geb. Isaak, gebar ihm sieben Kinder, vier davon noch in Nordheim.
Darunter waren die Söhne Jakob und Fritz, die später die Firma übernehmen sollten, sowie Max, der später Rechtsanwalt wurde und die Firma juristisch vertrat. Am 17.06.1903 zog nun die Familie Adolf Stein nach Schweinfurt in die Schultesstr. 54, mit ihr auch Adolfs 1866 geborener Bruder Salomon, der in Schweinfurt Bezirksrabbiner wurde.




Sodenberg
Im Jahre 1904 wurde das Basaltwerk Sodenberg / Morlesau bei Hammelburg angelegt und in Betrieb genommen.
Wegen seiner günstigen und zentralen Lage gehörte es zu den großen Werken der Firma. Das Gelände am Sodenberg war Besitz des Grafen von Thüngen und konnte von diesem langjährig gepachtet werden.

Der Basaltsteinbruch lag unterhalb der Ruine Kilianstein, die damals noch bestand. In der Nähe des Steinbruchs standen das Brechergebäude, die Maschinenhalle mit Dampfmaschine und Kühlturm sowie ein Kantinengebäude, in dem während der Woche bis zu 2oo Arbeiter schliefen.
Eine Seilbahn führte vom Brecherwerk am Sodenberg zur Verladestation am Bahnhof von Morlesau, mit ihr wurde der gesamte Schotter transportiert. Als die Basaltstein GmbH Schweinfurt das Werk im Jahr 1936 aufgeben musste, wurde es von Hans Leimbach, dem Sohn von Kommerzienrat Georg Leimbach, übernommen. Nach Kriegsende musste er dafür 75.000 DM Entschädigung an die ehemaligen Besitzer bezahlen.

Als Hans Leimbach im Alter von 53 Jahren verstarb, wurde sein Neffe Hermann Steinhard dessen Nachfolger. Er führte das Basaltwerk weiter, bis im Jahre 1958 der Abbau aufgegeben werden musste, weil die Abbaugrube bereits eine Tiefe von 70 Metern erreicht hatte und durch Steinschlag zu große Gefahren bestanden.
Eine Firma namens Schübel übernahm die Nachfolge und wollte aus dem Abraum Schotter gewinnen, musste dann aber aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wieder aufgeben.
Die Überlandwerk Unterfranken AG wollte schließlich in den 60er Jahren ein Pumpspeicherwerk errichten und von der Saale das Wasser in die Abbaugrube pumpen, das zu sogenannten Spitzenzeiten wieder zurückfließen und Strom erzeugen würde. Aber auch dieses Vorhaben scheiterte, weil die Außenwände der Grube aus Tuffstein bestanden und sehr wasserdurchlässig waren, so dass das Wasser in der Grube versickern würde.
So kann man noch heute die Abbaugrube sowie die verfallenen Reste des großen Basaltwerks besichtigen.










Umpfen/Fischbach
Das Basaltwerk Fischbach/Umpfen mit Verwaltungsgebäude bei Kaltennordheim in Thüringen wurde 1914 neu errichtet.
Durch den Druck der Nationalsozialisten musste die Basaltstein GmbH wegen finanzieller Schwierigkeiten das Werk 1935 an die Hammermühle Bischofsheim verkaufen.
Diese Firma gehörte zum Besitz der Fichtel & Sachs AG in Schweinfurt. In deren Besitz blieb das Basaltwerk bis 1945. Nach dem Krieg folgte die Enteignung durch die Militäradministration der UdSSR.
In der DDR-Zeit gehörte das Basaltwerk zum Rhönbasaltkombinat Vacha und wurde 1978 stillgelegt. Sämtliche Gebäude wurden gesprengt und eingeebnet. Viele Trümmer von den ehemaligen Gebäuden kann man heute noch von Büschen überwachsen liegen sehen.












Stangenroth
Basaltwerk Stangenroth im Winter
Zwischen dem Feuerberg, auf dem die Kissinger Hütte bereits 1914 gebaut wurde und dem Totnansberg mit der Jagdhütte König Ludwig I. liegt am Scheitel der Verbindungsstrecke Gefäll-Oberbach das Staatsforstrevier Hahnenknäuschen in ca. 800 m Meereshöhe.
Im 19. Jahrhundert war in dieser Gegend im Winter alles menschenleer, Wege waren noch nicht ausgebaut und vom Tourismus der Wohlstandsgesellschaft ahnte man noch nichts. Erst im Frühjahr stiegen Holzfäller von Gefäll, Stangenroth und Langenleiten zum Berg hinauf, um ihre harte Arbeit zu verrichten. Darunter waren die Haumeister Johann Voll, Dorfname Taube Dick, aus Gefäll und Alex Voll, Dorfname Ketteroms Alex, aus Langenleiten.
Der damalige Revierförster Innozenz Kapp wohnte im Forsthaus in Langenleiten. Kapp war am 27.12.1898 in Mainsondheim geboren. Im November 1920 kam er von Mainsondheim nach Langenleiten und wurde für das Revier am Berg eingeteilt, zu dem auch die Forstabteilung Hahnenknäuschen gehörte. Er ist am 05.06.1970 in Langenleiten verstorben.
Der Totnansberg und dessen Umgebung waren reich bewaldet. Um die dort wachsenden Buchen zu fällen und auch als Nutzholz zu verwenden, brauchte man dringend Waldwege und Straßen, für deren Bau Kapp zuständig war.
Zu dieser Zeit bestand die Straße von Oberbach zum Berg bereits. Sie war in den Jahren 1916/17 unter Einsatz von russischen Kriegsgefangenen gebaut wurden, weshalb sie von den Einheimischen kurz „Russenstraße“ genannt wurde. Bedenkt man, dass es zu dieser Zeit noch keine Steinbrecher gab und das gesamte Steinmaterial in Handarbeit geklopft werden musste, so war dies eine ungeheuerliche Leistung. Die übrigen wenigen vorhandenen Forststraßen waren nur sehr dürftig ausgebaut. Deshalb trieb das Forstamt Stangenroth, dem das Revier unterstellt war, unter Forstmeister Otto Höflich (Dienstzeit 1919-1925) den Wegebau voran.
Was lag näher, als das harte Basaltgestein der Rhönberge für den Wege- und Straßenbau zu verwenden. Fortschritte in der Technik machten das mühselige Steineklopfen überflüssig. Ein fahrbarer Brecher aus Privathand wurde beim Revier Hahnenknäuschen aufgestellt.
Als Antriebsmaschine diente eine Dampfmaschine. Diese Dampfmaschine gehörte Markus Heilmann aus Zahlbach und diente im Sommer zum Antrieb seiner Dreschmaschine. Sein ältester Sohn Alfred, geb. am 07.02.1898, überwachte und versorgte die Maschine mit dem notwendigen Holz als Brennstoff, das er im Wald sammelte. Am 18. Juni 1920 wurde er vom Waldaufseher Julius Holzheimer aus Schmalwasser unter mysteriösen Umständen durch einen Gewehrschuss in den Kopf tödlich verletzt.
Das große Unglück geschah am 18. Juni 1920 auf dem Wege zum Gebirgsstein, einer Abzweigung von der Oberbacher Straße, die zu dieser Zeit gerade ausgebaut wurde, als Alfred Heilmann vom Waldaufseher Julius Holzheimer aus Schmalwasser aus Unvorsichtigkeit mit dem Gewehr in den Kopf geschossen wurde und an dieser Stelle verstarb. Dabei sei „in keinster Weise“ Vorsatz oder Absicht im Spiel gewesen.
Dennoch wurde der 23-jährige Täter wegen Leichtsinns zu einem Vierteljahr Haft verurteilt. Nach seiner vorzeitigen Entlassung wanderte er nach Amerika aus. Er fuhr mit der Schiffskarte die sein Bruder hatte benutzen wollen. Erst nach dem Weltkrieg besuchte Holzheimer seine Heimat noch dreimal, er verstarb in hohem Alter in den USA.
Heute erinnert ein Kreuz an dieser Stelle an das Unglück. Der Volksmund nennt heute noch diesen Platz zur Erinnerung an den Toten „die Heilmannsplatte“.



















Steinernes Haus
… künstlich geschaffenes Landschaftsidyll
Basaltsee
Heute findet man am Steinernen Haus den sehr malerisch gelegenen und bei Anglern sehr beliebten Basaltsee. Doch der natürliche Schein trügt, denn beim Basaltsee handelt es sich – ebenso wie bei seinem unmittelbaren Umfeld – um eine künstliche von Menschenhand geschaffene Idylle, der ein einmaliges Naturdenkmal zum Opfer fiel. Ein riesiges Basaltmeer war einst an seiner Stelle und erst in den 50er Jahren, als die Basaltblöcke an der Oberfläche abgebaut waren, ging man daran, die unterirdischen Basaltvorkommen ebenso auszubeuten. Allerdings musste man bald feststellen, dass durch das Grundwasser – denn man hatte bereits eine Tiefe von etwa 15 m – das Loch schneller wieder voll lief, als man es abpumpen konnte. So wurde dieser See mehr oder weniger unbeabsichtigt geschaffen.
Die Basalt AG baute schon während der 30er Jahre Basalt ab und lieferte die Steine nach Holland an die Zuidersee. Damals fuhr eine kleine Bahn vom Steinernen Haus zum Maihügel. Dort wurden dann die bereits von Hand zerkleinerten Steine auf Fuhrwerke geladen. Zwar wurde in den 50er Jahren der Basaltabbau von der damaligen Linzer Basalt AG merklich forciert, doch abgebaut hatte man den Basalt schon immer. Man verwendete ihn zwar zunächst fast nur für den lokalen Bedarf, doch später gingen die Bauern aus den umliegenden Ortschaften auch hinauf und bauten die Steine in Eigenregie ab, um sich neben den landwirtschaftlichen Einkünften noch ein Zubrot zu verdienen.

So wurde bereits in den 20er Jahren ganz gezielt Basalt abgebaut, um ihn nach Nordheim zum Bahntrassenbau zu bringen. Schon früh ging es mit einem Fuhrwerk hinauf zur Rhön. Anschließend wurden dann die schweren Steine von Hand gebrochen und aufgeladen. Man musste schon etwa 100 Zentner laden, damit man auch einen kleinen Gewinn erwirtschaften konnte. Natürlich lud man in erster Linie so viel, weil es auch ständig bergab ging. In Oberelsbach angekommen, lud man wieder einen Teil der Steine ab, der dann zu einem späteren Zeitpunkt – wenn man wieder eine Fuhre zusammen hatte – nach Nordheim gefahren wurde, da man sonst den Urspringer Berg nicht hinauf kam. Durchs Dorf ging es dann weiter Richtung Urspringen, denn die Umgehungsstraße gab es damals noch nicht, und auf Höhe der Schule warteten schon die Kinder mit weiteren Kühen um sich mit Vorspanndiensten ein kleines Taschengeld zu verdienen. Auf der Urspringer Höhe spannte man die Kühe wieder ab, lief anschließend zurück zur Schule und wartete dort auf das nächste Fuhrwerk. Der Basaltabbau der Einheimischen hielt sich jedoch in Grenzen und erst im Rahmen der bereits oben erwähnten Forcierung in den 50er Jahren wurde dieses einmalige Naturdenkmal restlos zerstört. In vielen Vulkankegeln der Rhön gähnen heute tiefe Krater, doch sind diese in der Regel nicht die Schlünde einstmals feuerspeiender Berge, sondern steinerne Zeugen ungezügelten menschlichen Raubbaus und wenn der Rhönklub nicht gewesen wäre, der sich schon damals für den Erhalt dieser Denkmäler stark machte, so hätten wir heute vermutlich noch nicht einmal einen Gangolfsberg. Denn die Pläne für den Basaltabbau am Gangolfsberg lagen schon fertig in der Schublade.

Noch sehr deutlich ist die alte Bahntrasse vom Steinernen Haus zum Maihügel zu erkennen. Sie hebt sich sehr deutlich im Gelände ab. In den 20er Jahren wurde sie bereits errichtet und zieht sich kerzengerade über eine freie Fläche, die lediglich durch einen Fichtenwald unterbrochen wird. Selbst im Wald sind die Spuren noch deutlich erkennbar. Wann diese Trasse stillgelegt wurde, ist unbekannt.
Das Ende der Trasse liegt am Rand der heutigen Rhönstraße.. Deutlich kann man noch die Rampe erkennen, von wo aus die gebrochenen Basaltblöcke auf Fuhrwerke umgeladen wurden, um dann weitertransportiert zu werden. Die Rampe liegt unmittelbar an der Rhönstraße, von wo aus man sie auch sehr gut ausmachen kann.
